Mit dem ESF-Modellprogramm „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ werden junge Menschen i. S. d. § 13 Abs. 1 SGB VIII im Alter von 12 bis einschließlich 26 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund unterstützt, die
Hierzu gehören insbesondere:
Häufig leben diese jungen Menschen in strukturschwachen Stadt- und Ortsteilen oder ländlichen Gebieten, in denen sich städtebauliche/infrastrukturelle, wirtschaftliche und soziale Probleme überlagern. Anhand von Kennzahlen (z.B. Jugendarbeitslosigkeit, Höhe Anteil der Minderjährigen in SGB II-Bedarfsgemeinschaften) wurden in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock Fördergebiete bestimmt, denen verstärkt sozialpädagogische Angebote zur beruflichen und schulischen Integration zur im Rahmen der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit (= Jugendberufshilfe) Verfügung gestellt werden.
Das Modellprogramm kombiniert in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock verschiedene sozialpädagogische Angebote, die passgenau entsprechend der Bedarfslage der Zielgruppen ausgestaltet werden:
Case Management (intensive sozialpädagogische Einzelfallarbeit)
Aufsuchende Jugendsozialarbeit (z. B. Mobile Beratung)
Niedrigschwellige Beratung/Clearing (z. B. Anlaufstellen mit Lotsenfunktion, in denen Jugendliche eine Erstberatung erhalten)
Mikroprojekte mit Mehrwert für das Quartier und dessen Bewohner/-innen (Persönlichkeitsstärkung und Kompetenzerwerb)
In den vier Schwerpunktortsteilen wird im Sinne lebenswelt- und sozialräumlich orientierter Sozialer Arbeit aufsuchend Sozialarbeit in Kombination mit einem beruflichen Case Management durchgeführt.
Ziel ist es, schwererreichbare junge Menschen an öffentlichen und institutionellen Orten des Sozialraums zu erreichen, Vertrauen aufzubauen und Stärken und Ressourcen bei der Zielgruppe zu aktivieren. Bei Vorliegen einer stabilen Vertrauensbasis soll im Anschluss ein im Ort verankerter Case Management-Prozess hinsichtlich beruflicher und schulischer (Re) Integration beginnen, damit diese jungen Menschen selbstbestimmend den Grundstein für ihre gesellschaftliche Teilhabe legen können. Denn häufig steht zu Beginn nicht die Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit an, sondern zunächst einmal müssen lebensperspektivische Klärungen herbeigeführt werden, die Raum für eine erfolgreiche und stabile schulische und berufliche Integration ermöglichen. Dies soll durch eine längerfristige Einzelfallarbeit angestrebt werden, die sich auch über bestimmte Entwicklungsetappen hinweg zieht, unabhängig davon, ob es sich um Rückschritte oder Erfolge handelt.
Keiner soll auf seinem Weg verloren gehen. Alle werden gebraucht.
In den Räumen der Jugendberufsagentur in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, dem Jugendhaus Rostock, befindet sich ein niedrigschwelliges Beratungsangebot im Rahmen beruflicher Lebenswegplanung. Es dient keiner direkten Vermittlung in Arbeit und Ausbildung, sondern soll als lösungsorientierte Kurzberatung zu einer lebensperspektivischen Klärung beitragen, um eine nachgelagerte soziale und berufliche Integration zu fördern. Bei Identifizieren eines längerfristigten Beratungs- und Betreuungsbedarf, soll eine Überleitung in den Case Management Baustein erfolgen.
Die Mikroprojekte dienen ergänzend zu den Einzelfallhilfen der anderen Bausteine dem Motivations- und Vertrauensaufbau, um die jungen Menschen an eine intensivere Begleitung durch das Case Management heranzuführen sowie der Aktivierung, Kompetenz- und Persönlichkeitsstärkung der jungen Menschen mit dem Ziel, ihnen einen leichteren Einstieg in berufsvorbereitende Maßnahmen, Ausbildung und Arbeit zu ermöglichen.
Die Mikroprojekte sind in Rostock als Gruppenmaßnahmen angelegt und fördern insbesondere soziale Kompetenzen wie Team- und Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Selbstorganisation. Zudem ermöglichen sie Austausch mit und Beratung durch junge(n) Menschen in ähnlichen Lebens- und Problemlagen. Zugleich soll durch die Mikroprojekte ein Mehrwert für das benachteiligte Quartier geschaffen werden, indem sie beispielsweise das Wohnumfeld und den öffentlichen Raum aufwerten
Die sozialpädagogischen Angebote kommen insbesondere jungen Menschen im Alter von 12 bis 26 Jahren zu Gute, denen eine Perspektive für die Zukunft fehlt und die durch andere Angebote besonders schwer zu erreichen sind. Damit sind zum Beispiel schulverweigernde Jugendliche oder Abbrecherinnen und Abbrecher von Arbeitsmarktmaßnahmen sowie junge neu Zugewanderte mit besonderem Integrationsbedarf gemeint. „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ unterstützt sie bei der (Re-)Integration in Schule, Ausbildung, Arbeit und Gesellschaft. Ziel ist, die Teilnehmenden mit niedrigschwelligen Angeboten zu aktivieren und ihre Kompetenzen und Persönlichkeit zu stärken.
Das Modellprojekt „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ lief am 30.06.2022 nach siebenjähriger Laufzeit in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock aus.
Über die gesamte Projektlaufzeit agierten die Projekte Jugendsozialberatung im Jugendhaus Rostock sowie ZIG+ - Berufliche und soziale Integration junger Menschen an der Seite der jungen Menschen. Während innerhalb der ersten Förderphase (01.07.2015-31.12.2018) ein zusätzlicher Schwerpunkt auf begleitenden Mikroprojekten der Jugendarbeit in den geförderten Stadtteilen lag, bildete in der zweiten Förderphase (01.01.2019-30.06.2022) das ergänzende Projekt FemJa – Beratung und Begleitung für geflüchtete Frauen einen weiteren Schwerpunkt in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock.
Während des Projektzeitraums sind insgesamt 362 junge Menschen in die unterschiedlichen Bausteine des Modellprojektes eingetreten. Davon besaßen mehr als ein Drittel (39%) einen erhöhten sozialpädagogischen Unterstützungsbedarf am Übergang Schule-Beruf. Weitere Beratungs- und Unterstützungsbedarfe waren in den Bereichen Sucht, Schulden, Mittellosigkeit, Überforderung mit Ämtern und Behörden, psychischen Krankheiten, Überforderung mit dem eigenen Familiensystem sowie eigenen Kindern oder Stress in der Partnerschaft zu finden.
Die Geschlechterverteilung war nahezu ausgeglichen (53% männlich, 47% weiblich) und von allen teilnehmenden jungen Menschen besaßen etwa ein Viertel einen Migrationshintergrund (27%). Um mehr als die Hälfte der jungen Menschen besaßen keine Ausbildung und Arbeit (62%). Auch waren (drohende) Wohnungslosigkeit und prekäre Wohnverhältnisse (15%) eines der großen Beratungsthemen neben dem Übergang von der Schule und Beruf. Den überwiegenden Anteil der schulischen Bildung der Teilnehmenden machten die Regionalen Schulen, die Integrierten Gesamtschulen sowie die Förderschulen bis maximal Klasse 10 aus (89%).
Von den 362 in die Teilprojekte eingetretenen jungen Menschen konnten 41% in schulische und berufliche Bildung sowie Arbeit und Qualifizierung integriert werden. Die Integrationsquote ist in Anbetracht der Arbeit mit der besonders herausfordernden Zielgruppe und der in der zweiten Förderphase einsetzenden Corona-Pandemie als großer Erfolg der einzelnen Projektbausteine und insbesondere deren Mitarbeitenden zu werten.
Da es sich bei den Projektbausteinen von „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ um Projekte der Jugendberufshilfe handelte, bei denen insbesondere die schulische und berufliche Integration im Vordergrund stand, wurden darüberhinausgehende Beratungsbedarfe wie oben aufgeführt seitens der finanzierenden Bundesbehörden nicht gesondert ermittelt.
Das im Sommer 2022 beginnende Nachfolgeprojekt „JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit“, auf das sich die Hanse- und Universitätsstadt Rostock erfolgreich beworben hat, verlagert daher, um den eigentlichen Beratungsthemen der jungen Menschen gerecht zu werden, den Fokus von der schulischen/beruflichen Integration auf die soziale Integration junger Menschen im Übergang zur Selbstständigkeit.
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