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Ausstellung: Fläche – Raum – Zeichen

Pressemitteilung vom 15.03.1999


Die Bedeutung der Flüsse, der Räume verändert sich. Der Fluß als geographische Grenze, die geographische Grenze als Schicksalsgrenze lösen sich auf. An die Stelle tritt nun der Fluß an sich. Fließendes Wasser als Träger für lebendige Erde. Mit ihrer Zerstörung ist das Erdenschicksal in monumentaler Weise bedroht.

Tief und blind haben wir in metaphysische Dimensionen eingegriffen. Wie können wir erleben, innerlich verstehen, daß die Wasser von Oder und Neiße nicht trennen, sondern verbinden, daß die Wasser des Ganges in der Oder wie im Jordan fließen und durch die Meere alle Länder berühren.

Wie begreifen, daß es viele Flüsse, aber für das Leben nur einen Schicksalsfluß gibt.

Beim Betreten des Spiegelfeldes erlebt der Betrachter ein Bild von Spiegelung und Wirklichkeit. Im Blickkontakt zum jenseitigen Ufer sieht er dieses, ebenso wie – zeitgleich – sich selbst auf dem eigenen Ufer stehen.

Die Landschaften beider Seiten vereinen sich so durch Spiegelung und Durchblick zu einem Bild voll eigendynamischen Geschehens. Durch jeden Schritt kann zusätzlich der Sichtwinkel und damit das Verhältnis vom Spiegelbild zum Durchblick verändert werden.

Der Betrachter wird somit Gestalter seines Sehens.

Durch die Skulptur Spiegelfluß wird die vertikale Wasserspiegelung durch senkrechte Spiegelsäulen oder –bänder, die etwa in der Flußmitte stehen, zu einer Horizontalspiegelung erweitert.

Die senkrechten Spiegelbänder spiegeln beidseitig zu jeder Uferseite hin.

Ein Spiegelband – bei einer Flußbreite von 200 m – ist 30 m hoch und 4 m breit. Diese Spiegel sind in einem Abstand von 4 m aufgestellt, also 4 m Spiegel, 4 m Abstand usw.

Es entsteht eine Reihung von Spiegelungen und Durchblick. Bei einem Durchschnittswert von 200 m Flußbreite ist eine Reihung von ca. 100 m Länge erforderlich, das sind 13 Säulen mit insgesamt 3120 qm Spiegelfläche. Das Spiegelobjekt wird entweder im Wasser oder auf einer Insel stehen. Erst durch eine genaue Standortbestimmung können exakte Maße und Proportionen ermittelt werden.

Zum künftigen Standort Oder

Nach ersten Ermittlungen erscheint der Standort Lebus, 6 km flußab von Slubice und Frankfurt/Oder, als sinnvoll. Lebus liegt am rechtwinklig verlaufenden Schnittpunkt des Flußweges mit dem Landweg von London, Amsterdam über Warschau bis Moskau. Die Skulptur ist nach Ort, Art und Größe so angelegt, daß sie die zu ihr führenden Gedanken und Erwartungen aufnimmt und wiedergibt. Der Platz ihrer Errichtung - im Fluß - soll von der Landschaft bestmöglich aufgenommen werden. Zugleich soll es ein Platz von Begegnung und Kommunikation sein und werden.