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Ausstellung zur Luftbildarchäologie in M-V

Pressemitteilung vom 24.06.1999

24. Juni 1999

Ausstellung zur "Luftbildarchäologie in M-V"

Eine Sonderausstellung "Luftbildarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern" wird vom 25. Juni bis 19. September im Kulturhistorischen Museum Rostock zu sehen sein. Der Begriff "Luftbildarchäologie" verleitet leicht zur Annahme, archäologische Denkmäler würden direkt in Luftbildern entdeckt. Im dicht besiedelten Mitteleuropa trifft das jedoch nur selten zu. Am Anfang steht fast immer die langsame Luftreise in einem Leichtflugzeug, aus dem in geringer Höhe - meist zwischen 300 und 800 Metern - die freien Flächen in der dichten Kulturlandschaft mit geübten Augen nach Spuren und Denkmälern der menschlichen Vergangenheit abgesucht werden. Und weil dabei neben Spuren der Urgeschichte auch Relikte aus historischer Zeit zu Tage kommen, und diese sich zu den anfangs spärlichen schriftlichen und grafischen Zeugnissen in frühen Texten und Karten gesellen, ist sie zugleich auch eine historische Erkundung. Das Luftbild kommt erst ins Spiel, wenn echte oder vermeintliche Entdeckungen mit handgehaltenen Kleinbildkameras auf hochauflösenden Filmen festgehalten werden. Als Beobachtungsplattform dient ein Leichtflugzeug vom Typ Cessna C172N, das mit erheblichen Kosten leise getrimmt wurde - eine zwingende Voraussetzung für den Einsatz in der Nähe lärmempfindlicher Zonen. lektronische, farbige Karten im Instrumentenbrett und ein Gerät der Satellitennavigation (GPS), das auch die Koordinaten neuer Fundstellen speichert, weisen den Weg. Diese Suche aus der Luft gilt neben der zeitaufwendigen aber unverzichtbaren Feldbegehung, die im Lande traditionell durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Archäologischen Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern wahrgenommen wird, insgesamt als effektivste Methode, um in unseren Breiten weiträumig archäologische Spuren und Denkmäler zu entdecken und zu dokumentieren. Aber der Blick auf den Boden wird auch durch mancherlei Hindernisse eingeschränkt. Bebaute, versiegelte Zonen wie Straßen, Fabriken und Städte reduzieren die Zahl der Äcker und Wiesen, auf denen der Flieger nach verdächtigen Spuren suchen kann. Auf diesen Landwirtschaftsflächen nämlich sind die häufigsten Zeugnisse unserer Vergangenheit anzutreffen. Auch dichte Wälder kann das Auge nicht durchdringen und in Kiesgruben sind die Spuren von Archäologie und historischer Landschaft für immer ausgelöscht. Unter günstigen Bedingungen jedoch fängt die Luftbildarchäologie im Gegensatz zu anderen Methoden ganze Ausschnitte aus antiken und historischen Landschaften auf einen Blick und im Bruchteil einer Sekunde ein wie bei Domsühl eine slawische Siedlung oder die schriftlich belegte Wüstung bei Wendisch-Priborn. Mit dem Flugzeug lassen sich bequem große Entfernungen des Bundeslandes überwinden, und bei Bedarf können aktuelle Brennpunkte der Bodendenkmalpflege schnell erreicht, beobachtet und dokumentiert werden. Im Verbund mit geophysikalischer Untersuchung, Tauchgängen der Unterwasserarchäologen, Ausgrabungen und Feldbegehung wurde die Flugerkundung inzwischen zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Forschung und Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Die Foto-Ausstellung "Luftbildarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern" führt den Besuchern und Bewohnern des Landes ein Stück Vergangenheit aus ungewohntemBlickwinkel vor Augen. (Hinweis: Zur Eröffnung der Austellung am 24. Juni um 17.00 Uhr sind Medienvertreter herzlich eingeladen.)