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Lebte mein Urgroßvater wirklich in Rostock?

Pressemitteilung vom 17.02.1999


17. Februar 1999

Lebte mein Urgroßvater wirklich in Rostock?
Stadtarchiv bietet kostenlose Recherche

Wenn sich die antike Eichentür des Kerkhoffhauses öffnet, steigt dem Besucher ein eigenartiger Duft in die Nase. Der Geruch von alten Akten und Büchern, die sich im Archiv der Hansestadt Rostock bis unter die Decke stapeln, liegt in der Luft. Das Stadtarchiv bewahrt Überlieferungen zur Stadtgeschichte der letzten 750 Jahren auf. Das älteste Dokument, ein Handelsprivileg des Dänischen Königs Abel für deutsche Kaufleute, stammt aus dem Jahre 1251. Das Archivieren von Unterlagen hat in Rostock eine lange Tradition. Bereits 1265 fand eine Kiste mit Urkunden im Petrikirchspiel, die unter der Obhut dreier Kämmerer stand, eine erste Erwähnung. Seit dieser Zeit sammelten sich in Besenkammern und Kellern der verschiedenen Ämter eine Menge Verwaltungsunterlagen an. 1907 wurde der gesamte Aktenberg erstmals unter dem Dach des vierstöckigen Archivzweckbaus, der sich an den gotischen Giebel des Kerkhoffhauses anschließt, vereint und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute gelangen die schriftlichen Aufzeichnungen der Stadtverwaltung, die erhalten bleiben müssen, sofort in die Regale.

Das Archiv hat zwei Aufgaben. Zum einen arbeitet es der Stadtverwaltung zu und sammelt ihre Unterlagen sowie wichtiges Material über die Stadt. Zum anderen steht es Besuchern offen, die historische Informationen benötigen. "1998 kamen rund 800 Leute zu uns, um etwas aus den Archivalien zu erfahren", berichtet Dr. Karsten Schröder, der Leiter des Stadtarchivs. Wer erfahren möchte, ob sein Urgroßvater tatsächlich Gründungsmitglied des Rostocker Taubenzüchtervereins war, ist hier richtig, ebenso jemand, der ein altes Haus erworben hat und wissen möchte, wie es vor vielen Jahren einmal aussah. Das Archiv unterscheidet zwischen diesen privaten Benutzern und den sogenannten Profis. Das sind Wissenschaftler, die nach historischen Unterlagen suchen oder Studenten, die für ihre Seminararbeiten recherchieren. Besonders erfreulich sind für das Archiv die jährlich etwa 200 Schüler, die nach Material für den Geschichts- oder Sozialkundeunterricht suchen. 21.000 Bände der Bibliothek, 2.500 laufenden Meter Akten und Amtsbücher, 3.000 Urkunden, 2.500 Bauzeichnungen und noch vieles mehr lassen fast keine Frage zu Rostock und seiner Geschichte offen.

Damit der Ratsuchende nicht hilflos vor diesen Mengen an Material steht, unterstützen die 15 Mitarbeiter die Suche nach den richtigen Quellen. "Jeder Besucher wird persönlich betreut", sagt der Leiter des Archivs. Der Lesesaal mit 15 Arbeitsplätzen steht jedem ohne Voranmeldung und Benutzungsgebühr offen. Die Bücher in den Regalen können sofort benutzt werden. Archivalien, die erst aus den Beständen herausgesucht werden müssen, kann man noch am selben Tag einsehen, wenn sie bis 12.00 Uhr bestellt wurden. Eine Ausleihe ist aufgrund des einmaligen Charakters der Unterlagen nicht möglich. Sie müssen ständig für jeden Besucher präsent sein. Wenn es der Zustand der Akten zuläßt, kopiert das Archiv diese kostenpflichtig. Für die interessierte Bevölkerung bietet das Stadtarchiv zusätzlich Vorträge zu archiv- und stadtgeschichtlichen Themen an.

Da jeder Bürger der Stadt etwas zu ihrer Geschichte beiträgt, bewahrt das
Archiv auch private Nachlässe auf. In den letzten Jahren sind jedoch nur wenige dazu gekommen. "Wir freuen uns über alles, was für die Geschichte der Stadt interessant ist" sagt Dr. Karsten Schröder. Private Unterlagen, die dafür sorgen sollen, daß es auch in hundert Jahren noch nach historischem Papier riecht, sind daher stets willkommen.

Das Archiv der Hansestadt Rostock hat Montag, Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und von 12.30 bis 16 Uhr sowie am Dienstag von 9 bis 12 Uhr und 12.30 bis 17.30 geöffnet. Freitag ist geschlossen. Telefonisch erreichen Sie das Archiv unter der Nummer 3 81 13 61. Andreas Wagenknecht