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Na­vi­ga­ti­on

Dia­log und Ver­ant­wor­tung - Zur Dis­kus­si­on „Stra­ßen­bahn­aus­bau und Klein­gär­ten“

Mel­dung vom 03.05.2023 - Rat­haus / Wirt­schaft und Ver­kehr

Lie­be Ein­woh­ne­rin,
lie­ber Ein­woh­ner,

mo­men­tan dis­ku­tie­ren wir, ob in Reu­ters­ha­gen ei­ne neue Stra­ßen­bahn­stre­cke ge­plant wer­den soll. Ein Gut­ach­ten liegt vor, es emp­fiehlt uns die­sen Stre­cken­aus­bau, weil Reu­ters­ha­gen ein gro­ßer Stadt­teil ist der kaum an die Stra­ßen­bahn an­ge­bun­den ist. Grund­la­ge die­ser Un­ter­su­chung sind Be­schlüs­se der Bür­ger­schaft, die den Nah­ver­kehr aus­bau­en möch­te. Der letz­te grö­ße­re Stre­cken­aus­bau er­folg­te in der Süd­stadt, viel­leicht er­in­nern Sie sich noch dar­an.

Wir re­den ganz kon­kret dar­über, ob wir Geld in die Hand neh­men, um ei­nen neu­en Stre­cken­aus­bau der Stra­ßen­bahn pla­nen zu las­sen. In die­sem Zu­sam­men­hang - so­fern es ei­ne Mehr­heit da­für gibt, sich die­se Stre­cke ge­nau­er an­zu­schau­en und wei­ter den Weg des Aus­baus zu ge­hen - wür­den bei ei­nem Bau der Stra­ßen­bahn Klein­gär­ten weg­fal­len. Die RSAG schätzt, es wä­ren zwi­schen 50 bis 150 Gär­ten. Ge­naue­res wis­sen wir erst nach kon­kre­ten Pla­nun­gen.

Wich­ti­ge Zie­le ste­hen sich ge­gen­über

Wir kä­men in die Si­tua­ti­on, dass sich das ers­te Mal seit vie­len Jah­ren zwei ho­he ge­sell­schaft­li­che In­ter­es­sen ge­gen­über­ste­hen: Der Aus­bau des Nah­ver­kehrs zur Stär­kung der Mo­bi­li­tät und des Kli­ma­schut­zes auf der ei­nen Sei­te und der Schutz der öko­lo­gisch und so­zi­al wich­ti­gen Klein­gär­ten auf der an­de­ren Sei­te. Un­se­re Auf­ga­be muss sein, of­fen mit­ein­an­der zu dis­ku­tie­ren. Auch mein Herz schlägt für die Klein­gär­ten, ich kom­me aus ei­ner Fa­mi­lie die seit Jahr­zehn­ten gärt­nert. Trotz­dem muss ich mei­ner Ver­ant­wor­tung ge­recht wer­den, al­le Be­dar­fe ei­ner Stadt im Blick zu ha­ben. Wich­tig da­bei ist der Dia­log.

Denn wir er­le­ben ei­ne Si­tua­ti­on, die wir an an­de­ren Or­ten schon mehr­fach er­lebt ha­ben: Neue Ent­wick­lungs­zie­le ste­hen bis­he­ri­gen Stand­punk­ten ge­gen­über. Der Aus­bau der Rad­we­ge kol­li­diert häu­fig mit dem neu ge­wach­se­nen Be­wusst­sein, um je­den Baum am Stra­ßen­rand kämp­fen zu wol­len. Ein klei­nes Bei­spiel, das aber im­mer wie­der zeigt: Der Platz in un­se­rer Stadt wird eng. Sie wächst von in­nen her­aus und vie­le Be­dürf­nis­se drän­geln sich auf gleich blei­ben­den Flä­chen.

Angst ist kei­ne gu­te Ge­sprächs­part­ne­rin

Sor­gen macht mir, wie die De­bat­te ge­führt wird. Ich er­le­be, das Ängs­te ge­schürt wer­den und mit Angst im Na­cken kann man nur schlecht auf­ein­an­der ein­ge­hen. Es wird be­haup­tet, der Stra­ßen­bahn­aus­bau sei nur der ers­te Schritt, um in dem Ge­biet wei­te­re hun­dert, gar mehr als tau­send Gär­ten zu­guns­ten des Woh­nungs­baus ab­zu­rei­ßen. Ich möch­te klar­stel­len, dass sol­che Plä­ne von mir nicht un­ter­stützt wer­den und es in der Bür­ger­schaft kei­ne Mehr­heit da­für gibt. Doch wo kom­men die­se Be­haup­tun­gen her?

Ne­ben der kon­kre­ten De­bat­te zum Aus­bau der Stra­ßen­bahn ge­sellt sich zeit­gleich ei­ne Dis­kus­si­on, wie die Stadt zu­künf­tig mit ih­ren Flä­chen um­geht. Der so ge­nann­te Flä­chen­nut­zungs­plan wird ak­tua­li­siert. Er soll die Fra­ge be­ant­wor­ten - für vie­le Jah­re - wo und wie neue Bau- und Frei­flä­chen für un­ter­schied­li­che Be­dar­fe er­for­der­lich wer­den. Die ers­ten Un­ter­su­chun­gen ha­ben uns vor Au­gen ge­führt, dass un­ge­fähr ein Drit­tel der Flä­chen, die die Stadt noch be­sitzt, ak­tu­ell Klein­gar­ten­an­la­gen sind. Und die­se Er­kennt­nis schreckt na­tür­lich auf und es ent­ste­hen Sor­gen, ob in der Zu­kunft all die­se Flä­chen be­baut wer­den, wenn man sie als „Po­ten­zi­al­flä­chen“ für an­de­re Nut­zun­gen aus­weist.

Lie­be Ros­to­cke­rin, lie­ber Ros­to­cker,

un­se­re Pla­ne­rin­nen und Pla­ner in der Stadt­ver­wal­tung ha­ben die Auf­ga­be, neu­tral und un­po­li­tisch auf Flä­chen zu schau­en. Sie be­schrei­ben Op­tio­nen, sie zei­gen Mög­lich­kei­ten auf, das ist ihr Job. Doch am En­de ent­schei­det im­mer die Bür­ger­schaft! Der Gro­te Pohl hat uns al­le ge­lehrt, dass wir be­son­nen mit un­se­ren Flä­chen und Klein­gär­ten um­ge­hen soll­ten.

Ängs­te, wei­te­re tau­send Gär­ten müss­ten wei­chen, kann ich Ih­nen neh­men. Mit mir als Ober­bür­ger­meis­te­rin wird es sol­che Kahl­schlä­ge nicht ge­ben.

Ich wün­sche Ih­nen al­les Gu­te und freue mich über ei­ne ehr­li­che Dis­kus­si­on über den Aus­bau un­se­res Nah­ver­kehrs­net­zes.

Ih­re Ober­bür­ger­meis­te­rin

Eva-Ma­ria Krö­ger