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Mit dem Vierbeiner zum Amt - Rostock will „Assistenzhundfreundliche Stadt“ werden - Behindertenbeirat feiert 20-jähriges Jubiläum

Pressemitteilung vom 30.01.2024 - Umwelt und Gesellschaft

Sie dürfen ihre Nase fast überall reinstecken. Mühelos öffnen sie Türen, führen gelassen an Hürden vorbei und kennen Ampelschaltungen besser als mancher gestresste Verkehrsteilnehmer. Therapiehunde begleiten ihre Halt*innen intelligent und sicher durch ein Leben voller Barrieren. Die Vertrauensposition wurde den Tieren in einer einjährigen Ausbildung konsequent antrainiert und eröffnet ihren hilfsbedürftigen Gefährt*innen ersehnte Freiräume. „Bei Sehbehinderungen und psychischen Erkrankungen kann so ein gelehriger Vierbeiner eine große Stütze sein. Hier wollen wir in Rostock noch mehr öffentliches Verständnis erreichen und neue Areale für Therapiehunde öffnen wie beispielsweise Restaurants, Geschäfte und Büros“, unterstreicht Rostocks Behindertenbeauftragte Petra Kröger, die für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock den Titel „Assistenzhundfreundliche Kommune“ anstrebt. Rund 60 Städte deutschlandweit können schon mit dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der „Aktion Mensch“ geförderten Prädikat werben. Rostocks europaweit ausgezeichneter Zoo hat bereits sein Gelände kostenfrei für Therapiehunde geöffnet. „Assistenzhund willkommen“-Aufkleber sollen künftig noch sichtbarer in der Stadt werden.

Ein weiteres behindertengerechtes „Etikett“ strebt Rostock derzeit ebenfalls an. „Wir wollen Stadt der zunehmend barrierefreien Müllentsorgung werden“, erläutert Petra Kröger, die sich mit Dörte Drockner gemeinsam im Büro für Behindertenfragen um die Belange der Betroffenen kümmert. Die Arbeitsgruppe Bauen und Wohnen des Rostocker Behindertenbeirates, der in wenigen Tagen sein 20-jähriges Jubiläum begeht, hat zur Thematik bereits eine Umfrage gestartet. „Das Bauordnungsrecht gibt leider keine grundlegenden Anforderungen für barrierefreie Mülltonnenanlagen vor“, erläutert Petra Kröger. „Unser Ziel ist ein mit der Stadtentsorgung abgestimmter Leitfaden.“ Er soll künftig Wohnungsgesellschaften, Eigentümer*innen und Bauherr*innen hürdenfreie Varianten empfehlen, damit der Weg zum Müllschlucker für Menschen mit Behinderungen oder altersbedingten Einschränkungen nicht „für die Tonne“ ist. „Barrierefreiheit ist keine Extrawurst für eine besondere Klientel. Sie muss selbstverständlich sein, für uns alle“, unterstreicht Petra Kröger und wünscht sie sich auch noch mehr in den Köpfen Einzelner. Empathie und freundliche Hilfsbereitschaft auf Augenhöhe gehören grundsätzlich dazu, auch wenn die ältere Kundschaft an der Kasse etwas länger nach dem Wechselbargeld sucht.

Rund ein Viertel aller Rostocker*innen sind behindert, chronisch krank oder über 65 Jahre. Auch aus deren Blickwinkel müssen Großprojekte wie die Neubauten des Volkstheaters und der Verwaltung in der Innenstadt durchdacht und umgesetzt werden. „Die Planungen laufen alle über unseren Tisch. Wir kooperieren sehr gut mit den Ämtern, unsere Hinweise sind willkommen und werden eingearbeitet“, freut sich Petra Kröger, die mit den insgesamt fünf Arbeitsgruppen des Behindertenbeirates sowie weiteren Gremien wie dem Seniorenbeirat, dem Kommunalen Präventionsrat, dem Pflegestützpunkt, allen Stadtteil- und Begegnungszentren (SBZ), den Wohlfahrtsverbänden und der Rostocker Straßenbahn AG verlässliche Partner an ihrer Seite hat. „Unser öffentlicher Nahverkehr fährt bundesweit barrierefrei schon auf einer Top-Spur. Derzeit beraten wir gemeinsam zielführend zum künftigen Rostocker Parkraumkonzept und integrierten Behindertenparkplätzen. Nachsteuern müssen wir aktuell auf einem anderen Gebiet, denn immer mehr Menschen, die soziale Kontakte aus vielerlei Gründen verloren haben, vereinsamen“, konstatiert die Behindertenbeauftragte. Die SBZ bieten bereits Möglichkeiten, sich zu treffen. „Dies kann noch intensiviert werden. Und wenn wir alle mit offenen Augen und Herzen durch die Stadt gehen, ergibt sich sicher hier und da ein freundliches Gespräch“, schmunzelt sie. „Vielleicht ja beim Gassigehen.“

Kerstin Kanaa