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Na­vi­ga­ti­on

Hand­werk: Er­brin­gung grenz­über­schrei­ten­der Dienst­leis­tun­gen im zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werk erst­ma­lig an­zei­gen

Um die Mo­bi­li­tät von Selb­stän­di­gen im Bin­nen­markt zu er­hö­hen, be­steht für die Er­brin­gung grenz­über­schrei­ten­der Dienst­leis­tun­gen bei re­gle­men­tier­ten Be­ru­fen ein An­zei­ge­ver­fah­ren. Es er­setzt im Re­gel­fall ein Ver­fah­ren zur An­er­ken­nung von Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen, das bei Nie­der­las­sungs­vor­gän­gen zwecks Aus­übung ei­nes re­gle­men­tier­ten Be­rufs ge­ne­rell vor­ge­se­hen ist.

Bei re­gle­men­tier­ten Be­ru­fen ist der Nach­weis ei­ner be­stimm­ten Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on für den Be­rufs­zu­gang oder die Be­rufs­aus­übung er­for­der­lich. Im Hand­werk sind dies die zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werks­be­ru­fe. Hier muss die Hand­werks­un­ter­neh­me­rin be­zie­hungs­wei­se der Hand­werks­un­ter­neh­mer oder ei­ne Be­triebs­lei­te­rin be­zie­hungs­wei­se ein Be­triebs­lei­ter über ei­ne ein­schlä­gi­ge Meis­ter­prü­fung oder ei­ne gleich­wer­ti­ge in- oder aus­län­di­sche Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on ver­fü­gen.

Die zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­wer­ke sind in der An­la­ge A zur Hand­werks­ord­nung auf­ge­führt. Hier­zu ge­hö­ren un­ter an­de­rem fol­gen­de Be­ru­fe:

  • Mau­re­rin­nen und Mau­rer, Zim­me­rin­nen und Zim­me­rer, Dach­de­cke­rin­nen und Dach­de­cker, Stra­ßen­baue­rin­nen und -bau­er, Ge­rüst­baue­rin­nen und -bau­er, Me­tall­baue­rin­nen und -bau­er, Flie­sen­le­ge­rin­nen und -le­ger, Est­rich­le­ge­rin­nen und -le­ger,
  • Stein­met­zin­nen und -met­zen, Stein­bild­haue­rin­nen und -bild­hau­er, Stu­cka­teu­rin­nen und Stu­cka­teu­re
  • Ma­le­rin­nen, Ma­ler, La­ckie­re­rin­nen und La­ckie­rer, Raum­aus­stat­te­rin­nen und aus­stat­ter,
  • Ka­ros­se­rie- und Fahr­zeug­baue­rin­nen und -bau­er,
  • In­for­ma­ti­ons-, Kraft­fahr­zeug- und Elek­tro­tech­ni­ke­rin­nen und -tech­ni­ker,
  • In­stal­la­teu­rin­nen, In­stal­la­teu­re und Hei­zungs­baue­rin­nen und -bau­er, Be­häl­ter- und Ap­pa­ra­te­baue­rin­nen und -bau­er,
  • Bä­cke­rin­nen und Bä­cker, Kon­di­to­rin­nen und Kon­di­to­ren, Flei­sche­rin­nen und Flei­scher,
  • Fri­seu­rin­nen und Fri­seu­re,
  • Glas­blä­se­rin­nen und -blä­ser und Glas­ap­pa­ra­te­baue­rin­nen und -bau­er,
  • Schorn­stein­fe­ge­rin­nen und -fe­ger,
  • Or­tho­pä­die­tech­ni­ke­rin­nen und -tech­ni­ker und Zahn­tech­ni­ke­rin­nen und -tech­ni­ker.

Das An­zei­ge­ver­fah­ren gilt nicht bei Nie­der­las­sungs­vor­gän­gen, son­dern al­lein für die grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tungs­er­brin­gung. Das be­deu­tet, dass der Un­ter­neh­mens­schwer­punkt im eu­ro­päi­schen Aus­land liegt und nur ge­le­gent­lich und vor­über­ge­hend Dienst­leis­tun­gen in Deutsch­land er­bracht wer­den. Von den Re­ge­lun­gen pro­fi­tie­ren Staats­an­ge­hö­ri­ge der Eu­ro­päi­schen Uni­on (EU), des Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raums (EWR) und der Schweiz be­zie­hungs­wei­se Un­ter­neh­men mit Sitz in EU/EWR-Staa­ten oder der Schweiz.

Staa­ten­lis­te: Bel­gi­en, Bul­ga­ri­en, Dä­ne­mark, Est­land, Finn­land, Frank­reich, Grie­chen­land, Ir­land, Is­land, Ita­li­en, Kroa­ti­en, Lett­land, Liech­ten­stein, Li­tau­en, Lu­xem­burg, Mal­ta, Nie­der­lan­de, Nor­we­gen, Ös­ter­reich, Po­len, Por­tu­gal, Ru­mä­ni­en, Schwe­den, Schweiz, Slo­wa­kei, Slo­we­ni­en, Spa­ni­en, Tsche­chi­sche Re­pu­blik, Un­garn, Zy­pern.

We­sent­li­che Än­de­run­gen von Um­stän­den, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für die Dienst­leis­tungs­er­brin­gung be­tref­fen (zum Bei­spiel Wech­sel des Be­triebs­ver­ant­wort­li­chen, Er­brin­gung neu­er zu­las­sungs­pflich­ti­ger Hand­werks­tä­tig­kei­ten), müs­sen Sie an­zei­gen. Da­bei müs­sen Sie das wei­te­re Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen zur grenz­über­schrei­ten­den Dienst­leis­tungs­er­brin­gung nach­wei­sen.

Bei Ver­nei­nung der Vor­aus­set­zun­gen zur grenz­über­schrei­ten­den Dienst­leis­tungs­er­brin­gung steht der Rechts­weg of­fen. Hin­wei­se zu den be­stehen­den Rechts­be­hel­fen sind den Rechts­be­helfs­be­leh­run­gen der Be­schei­de zu ent­neh­men.

  • Nach­weis der Staats­an­ge­hö­rig­keit
  • Nach­weis über die recht­mä­ßi­ge Nie­der­las­sung im Her­kunfts­staat, al­so ei­ne von ei­ner fes­ten Ein­rich­tung aus­ge­hen­de selb­stän­di­ge ge­werbs­mä­ßi­ge Tä­tig­keit auf un­be­stimm­te Zeit
  • Nach­weis der er­for­der­li­chen Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on, das hei­ßt:
    • Nach­weis der recht­mä­ßi­gen Be­rufs­aus­übung bei im Her­kunfts­staat re­gle­men­tier­ten Be­ru­fen
    • Aus­bil­dungs­nach­weis, wenn die Be­rufs­aus­übung im Her­kunfts­staat nicht re­gle­men­tiert ist
    • Nach­weis ein­schlä­gi­ger Be­rufs­er­fah­rung, wenn we­der der Be­ruf noch die Aus­bil­dung im Her­kunfts­staat re­gle­men­tiert sind

Sie sind qua­li­fi­ziert, zu­las­sungs­pflich­ti­ge Hand­werks­leis­tun­gen in Deutsch­land zu er­brin­gen. Ih­re Qua­li­fi­ka­ti­on kön­nen Sie wie folgt nach­wei­sen:

  • Der Be­ruf ist in Ih­rem Her­kunfts­staat re­gle­men­tiert und Sie kön­nen die recht­mä­ßi­ge Aus­übung nach­wei­sen.
  • Der Be­ruf ist in Ih­rem Her­kunfts­staat nicht re­gle­men­tiert, da­für aber die Aus­bil­dung, und Sie kön­nen den Er­werb der Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on nach­wei­sen. Staat­lich ge­re­gelt ist ei­ne Aus­bil­dung, die spe­zi­ell auf die Aus­übung ei­nes be­stimm­ten Be­ru­fes aus­ge­rich­tet ist und aus ei­nem ab­ge­schlos­se­nen Aus­bil­dungs­gang be­steht.
  • We­der der Be­ruf noch die Aus­bil­dung sind in Ih­rem Her­kunfts­staat re­gle­men­tiert: Sie kön­nen ei­ne min­des­tens ein­jäh­ri­ge ein­schlä­gi­ge Be­rufs­er­fah­rung in Voll­zeit­tä­tig­keit oder län­ge­re ent­spre­chen­de Zeit­räu­me in Teil­zeit­tä­tig­keit nach­wei­sen. Sie müs­sen die Be­rufs­er­fah­rung in­ner­halb der letz­ten 10 Jah­re ge­macht ha­ben.  

Die Be­ru­fe, die in der EU re­gle­men­tiert sind, kön­nen Sie in der EU-Da­ten­bank fin­den.

Wei­ter müs­sen Sie die recht­mä­ßi­ge Nie­der­las­sung im Her­kunfts­staat nach­wei­sen.

Das An­zei­ge­ver­fah­ren ist im Re­gel­fall nicht mit Ge­büh­ren ver­bun­den.

Wenn im Ein­zel­fall die Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on über­prüft wird, kön­nen Ver­wal­tungs­ge­büh­ren ent­ste­hen.

Die Hö­he der Kos­ten rich­tet sich nach den Kos­ten- und Ge­büh­ren­sat­zun­gen der je­weils zu­stän­di­gen Hand­werk­sam­mer.

Ei­ne Er­brin­gung grenz­über­schrei­ten­der Dienst­leis­tun­gen im zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werk kön­nen Sie schrift­lich oder elek­tro­nisch an­zei­gen.

In­for­ma­tio­nen zu For­mu­la­ren und Vor­ge­hen kön­nen Sie bei der zu­stän­di­gen Hand­werks­kam­mer er­fra­gen be­zie­hungs­wei­se auf den Web­sei­ten er­hal­ten. 

Im Re­gel­fall be­steht mit Er­fül­lung der An­zei­ge­pflicht ei­ne Be­rech­ti­gung zur Er­brin­gung der Dienst­leis­tun­gen in Deutsch­land, wenn die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen. Zu­sätz­lich soll in­ner­halb ei­nes Mo­nats über die Er­fül­lung der An­zei­ge­pflicht und das Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen ei­ne Be­stä­ti­gung aus­ge­stellt wer­den.

Bei Ge­sund­heits­hand­wer­ken (Au­gen­op­ti­ke­rin­nen und -op­ti­ker, Hör­akus­ti­ke­rin­nen und -akus­ti­ker, Or­tho­pä­die­tech­ni­ke­rin­nen und -tech­ni­ker, Or­tho­pä­die­schuh­ma­che­rin­nen und -schuh­ma­cher, Zahn­tech­ni­ke­rin­nen und -tech­ni­ker und Schorn­stein­fe­ge­rin­nen und Schorn­stein­fe­ger) dür­fen Sie erst nach ei­ner Mit­tei­lung, dass kei­ne Nach­prü­fung der Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on er­folgt, oder der Be­stä­ti­gung ei­nes po­si­ti­ven Ab­schlus­ses der Über­prü­fung die Dienst­leis­tun­gen im In­land er­brin­gen.

We­sent­li­che Än­de­run­gen der Um­stän­de, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für die Dienst­leis­tungs­er­brin­gung be­tref­fen, müs­sen Sie an­zei­gen und da­bei das wei­te­re Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen nach­wei­sen. We­sent­li­che Än­de­run­gen sind zum Bei­spiel ein Wech­sel der Be­triebs­ver­ant­wort­li­chen oder die Er­brin­gung neu­er zu­las­sungs­pflich­ti­ger Hand­werks­tä­tig­kei­ten. 

Die Fort­set­zung der grenz­über­schrei­ten­den Dienst­leis­tungs­er­brin­gung oh­ne we­sent­li­che Än­de­run­gen muss da­nach spä­tes­tens al­le 12 Mo­na­te form­los an­ge­zeigt wer­den.

Wenn al­le Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen, wird die Ein­gangs­be­stä­ti­gung in der Re­gel in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Ein­gang der An­zei­ge und al­ler Un­ter­la­gen aus­ge­stellt.

Wenn ei­ne Über­prü­fung der Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on im Ein­zel­fall not­wen­dig ist, er­hal­ten Sie in der Re­gel in­ner­halb ei­nes Mo­nats ei­ne Mit­te­lung des Er­geb­nis­ses.

Die An­zei­ge muss vor Be­ginn der erst­ma­li­gen Er­brin­gung der Dienst­leis­tun­gen er­fol­gen. Bei Ge­sund­heits­hand­wer­ken und dem Schorn­stein­fe­ger­hand­werk muss zu­dem die Mit­tei­lung dar­über, dass kei­ne Prü­fung der Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on be­ab­sich­tigt ist oder dass ei­ne aus­rei­chen­de Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on fest­ge­stellt wur­de, ab­ge­war­tet wer­den.

Sie müs­sen ein­mal jähr­lich ei­ne form­lo­se Fol­ge­an­zei­ge ma­chen, wenn Sie die Dienst­leis­tun­gen wei­ter­hin in Deutsch­land er­brin­gen wol­len.