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Na­vi­ga­ti­on

Spek­ta­ku­lä­rer Fund bei Aus­gra­bung auf der Ros­to­cker Rat­haus­bau­stel­le

Mel­dung vom 12.12.2023 - Rat­haus / Bil­dung und Wis­sen­schaft / Um­welt und Ge­sell­schaft

Ar­chäo­lo­gen ha­ben auf der Bau­stel­le für die Ros­to­cker Rat­haus­er­wei­te­rung ei­nen spek­ta­ku­lä­ren Fund ge­macht. „Wir ha­ben et­was ge­fun­den, das wir gar nicht hät­ten fin­den kön­nen“, er­klärt Gra­bungs­lei­ter Dr. Jörg An­sor­ge.

Ein un­schein­ba­res Stück Me­tall ent­pupp­te sich als „Fluch-Tä­fel­chen“. Es han­delt sich um ein zu­sam­men­ge­roll­tes Stück Blei. In aus­ge­roll­tem Zu­stand wur­den die Wor­te „satha­nas ta­le­ke bel­ze­buk hin­rik be­rith“ les­bar. Der Fluch rich­te­te sich al­so ge­gen ei­ne Frau na­mens Ta­le­ke und ei­nen ge­wis­sen Hin­rik (Hein­rich). Sie soll­ten es of­fen­sicht­lich mit den Teu­feln Sa­tan, Beel­ze­bub und Be­rith zu tun be­kom­men.  Woll­te je­mand die Be­zie­hung von Ta­le­ke und Hein­rich aus­ein­an­der­brin­gen? Ging es hier um ver­schmäh­te Lie­be und Ei­fer­sucht, soll­te je­mand aus dem Weg ge­schafft wer­den?


Ähn­li­che Fun­de aus dem Mit­tel­al­ter bis­lang un­be­kannt

Was macht den Fund so be­son­ders? Dr. An­sor­ge: „Fluch-Tä­fel­chen sind ei­gent­lich aus der An­ti­ke im grie­chi­schen und rö­mi­schen Raum be­kannt, al­so aus der Zeit von 800 vor Chris­tus bis 600 nach Chris­tus. Un­se­re Ent­de­ckung lässt sich da­ge­gen auf das 15. Jahr­hun­dert da­tie­ren. Das ist wirk­lich ein ganz be­son­de­rer Fund.“  Laut Dr. An­sor­ge wa­ren ähn­li­che Fun­de aus dem Mit­tel­al­ter un­be­kannt.

Die Schrift in go­ti­schen Mi­nus­keln ist mit blo­ßem Au­ge kaum zu er­ken­nen. Es han­delt sich um ei­ne eta­blier­te Hand­schrift, kei­ne Krit­ze­lei. Die Ta­fel wur­de auf dem Bo­den ei­ner La­tri­ne an ei­nem Grund­stück­sen­de ent­deckt. Schon in der An­ti­ke wur­den Fluch-Ta­feln mög­lichst dort plat­ziert, wo sie schlecht bis gar nicht zu fin­den wa­ren. Die Ver­fluch­ten soll­ten ja nichts vom dro­hen­den Un­ge­mach er­fah­ren. Der Scha­den­zau­ber konn­te sich so­mit in al­ler Ru­he ent­fal­ten.


Bau­stel­le ist fundarm, lie­fert aber „Spit­zen­qua­li­tät“

Dr. Jörg An­sor­ge ist mit den Er­geb­nis­sen der Aus­gra­bung grund­sätz­lich zu­frie­den. „Die­se Bau­stel­le ist sehr fundarm. Wir ha­ben zum Bei­spiel kei­ne La­tri­nen aus der Re­nais­sance- oder Ba­rock­zeit ent­deckt. Aber wenn wir et­was fin­den, dann ist es Spit­zen­qua­li­tät, wie die Va­len­cia­ni­sche Lüs­ter­wa­re, der au­ßer­ge­wöhn­lich er­hal­te­ne Le­der­schuh und das Fluch-Tä­fel­chen.“