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Aktionen zum Tag des Baumes am 25. April in Rostock

Pressemitteilung vom 19.04.2005

Aus Anlass des Tages des Baumes wird Senator Dr. Wolfgang Nitzsche mit Unterstützung des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz- und Landschaftspflege am 25. April 2005 um 13 Uhr auf dem Leibnitzplatz eine Rosskastanie ¯ den Baum des Jahres 2005 ¯ pflanzen.

In jedem Jahr benennt ein eigens dafür gegründetes Kuratorium den "Baum des Jahres". Dies dient vor allem der Information über heimische Baumarten. In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), die eine der bekanntesten und beliebtesten Baumarten ist. Kinder kennen und lieben diesen Baum wegen der Früchte, mit denen gern im Herbst gebastelt wird. Im Süden Deutschlands ist die Kastanie der häufigste Schattenspender in Biergärten, in Mecklenburg findet man gerade im ländlichen Bereich wunderschöne Kastanienalleen und bemerkenswerte alte Hausbäume. Aber auch als Parkbaum begegnet sie uns häufig.

Die Rosskastanie hatte sich während der Eiszeit in die Mittelgebirge Griechenlands, Albaniens und Mazedoniens zurückgezogen. 1557 pflanzte Carolus Clusius, kaiserlicher Direktor der botanischen Gärten in Wien, die ersten Bäume dieser Art. Von dort aus eroberte sich die Rosskastanie Europa bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Sie erfreut im Mai mit ihren zauberhaften Blüten, die eine Art Ampel für Nektar suchende Insekten entwickelt haben. Wenn sich die Blüten öffnen, leuchtet ein gelbes Mal, das sogenannte Saftmal, an den beiden oberen Kronblättern. In den nächsten Tagen verändert sich die Farbe des Fleckes in ein leuchtendes Rot, das den Insekten sagt, dass die Nektarproduktion erloschen ist.

In der Naturheilkunde hat die Rosskastanie eine große Bedeutung. Den Beinamen "Ross" hat sie erhalten, weil sie erkrankten Pferden besonders bei Husten und Wurmkrankheiten Erleichterung verschafft. Aber auch für den Menschen werden wichtige Produkte aus den Blüten, Früchten und der Rinde hergestellt. Besonders bekannt sind Medikamente mit Durchblutung fördernder Wirkung bei Venenleiden. Das Holz der Kastanien ist wegen seiner Drehwüchsigkeit fast bedeutungslos. Es wird nur gelegentlich zum Schnitzen, für Möbel, Obstkisten oder zur Spielzeugherstellung verwendet.

Dem Baum des Jahres 2005 geht es seit einigen Jahren nicht sehr gut. Auf den Straßen verwendetes Streusalz macht ihm zu schaffen. Die Rosskastanien-Miniermotte, die keine natürlichen Feinde hat, ist dafür verantwortlich, dass die Blätter vieler Kastanien bereits im Sommer braun werden. Bis zu vier Generationen dieses Schädlings fallen pro Jahr über die Bäume her. Als bisher wirkungsvollste Gegenmaßnahme sollte das Falllaub im Herbst gesammelt und verbrannt werden, um die überwinternden Puppen zu vernichten. Rosskastanien können bis zwei Meter dick, 25 bis 30 Meter hoch und ca. 300 Jahre alt werden. Auch in Rostock gibt es einige bemerkenswerte Exemplare dieser Baumart, zum Beispiel die rund 150 Jahre alten Bäume auf der Reiferbahn oder das Naturdenkmal in Warnemünder Alexandrinenstraße, das wahrscheinlich ebenso alt ist.

Eine zweite Aktion zum Tag des Baumes findet vom 22. bis 25. April 2005 auf dem Neuen Markt statt. Mit dem zeitweiligen Aufstellen von sieben Bäumen, zwei Blutbuchen, einer Rotbuche, drei Papierbirken und einer Rosskastanie, wollen, wie bereits im vergangenen Jahr, der Bund Deutscher Baumschulen e.V., Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, das Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege und der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Mecklenburg- Vorpommern e.V. in einer Gemeinschaftsaktion Bürger, Stadtplaner und Politiker dazu aufrufen, für mehr Bäume in der Stadt einzutreten. Die Neupflanzung von Bäumen in der Innenstadt ist leider rückläufig. Dafür gibt es vor allem drei Ursachen. Zum einen sind es gestalterische Gründe, wonach für viele Planer gerade in der Altstadtsanierung das historische Vorbild Vorrang hat. Folge: Da es in alten Städten kaum Bäume gab, wird auch in der modernen Stadtsanierung der steinernen Stadt ohne Bäume der Vorzug gegeben. Andererseits werden immer wieder Bäume nur als "Dekoration" geplant und erhalten daher nur einen sehr unzureichenden Lebensraum. Ein weiterer Grund sind die unterirdischen Leitungsnetze. Diese haben in den letzten Jahrzehnten eine Dichte erreicht, die unter Berücksichtigung notwendiger Mindestabstände kaum noch erlauben, Bäume zu pflanzen. Unter diesen Umständen sind Baumpflanzungen nur bei erhöhter Kompromissbereitschaft aller Beteiligten möglich und werden relativ teuer. Zum dritten sind Straßenbaulastträger zunehmend der Meinung, dass Bäume den Straßenverkehr behindern. Bäume werden zur Unfallgefahr ersten Ranges hochstilisiert. Eigentlicher Hintergrund dürften aber auch hier die Kosten sein. Die Verkehrssicherheit der Straßenbäume zu gewährleisten ist teuer.

Alles in allem haben die planmäßige Verjüngung und die Pflege des Baumbestandes in den Städten derzeit keine ausreichende Lobby und leiden daher zusätzlich unter den objektiven Sparzwängen der öffentlichen Haushalte. Die Aktion des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege will versuchen, einen kleinen Beitrag für ein Umdenken zu leisten. Nach Abschluss der Aktion werden die Bäume zusammen mit drei Schwarzkiefern am Südring neben der neuen Universitätsbibliothek gepflanzt und tragen so dauerhaft dazu bei, Bäumen in der Hansestadt eine Chance zu geben.

Der Tag des Baumes im amerikanischen Ursprung ist durch Julius Sterling Morton entstanden. Dieser setzte sich im baumarmen Nebraska für umfangreiche Baumpflanzaktionen ein und wies als Journalist immer wieder auf die große Wohlfahrtswirkung der Bäume hin. Am 10. April 1872 pflanzten erstmals Bürger und Farmer über eine Millionen Bäume. Kaum zwei Jahrzehnte später übernahmen alle Staaten der USA den "Tag des Baumes". Allmählich wurde er in der ganzen Welt bekannt und so wurde in Deutschland am 25. April 1952 der erste "Tag des Baumes" begangen.