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Na­vi­ga­ti­on

Bäu­me in der Tro­cken­heit

Pres­se­mit­tei­lung vom 06.08.2018 - Um­welt und Ge­sell­schaft

In den kom­men­den Ta­gen wird es noch ein­mal ex­trem heiß und tro­cken. Ei­ne durch­grei­fen­de Wet­te­r­än­de­rung mit aus­rei­chend Re­gen ist wei­ter­hin nicht in Sicht.  Die wohl längs­te nach­weis­ba­re Dür­re im Raum Ros­tock ist Teil des Kli­ma­wan­dels.
Hol­ger Mat­thä­us, Se­na­tor für Bau und Um­welt der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt, ruft da­zu auf, sich den Bäu­men un­se­rer Stadt zu wid­men: „Be­son­ders un­se­re Stadt­bäu­me kön­nen durch Schat­ten­wurf und Was­ser­ver­duns­tung für ein noch er­träg­li­ches Mi­kro­kli­ma sor­gen. Da­zu ist je­der Was­ser­ein­satz durch An­woh­nen­de ei­ne gro­ße Hil­fe." Se­na­tor Hol­ger Mat­thä­us wei­ter: „Bit­te be­tei­li­gen Sie sich und hel­fen un­se­ren Bäu­men mit ei­ner abend­li­chen Gie­ß­kan­ne! Zu­künf­tig wer­den wir ver­stärkt auf Be­wäs­se­rungs­sä­cke zu­rück­grei­fen müs­sen, die in z.B. in Ko­pen­ha­gen häu­fig ein­ge­setzt wer­den.“

Das Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Land­schafts­pfle­ge hat Ant­wor­ten auf die häu­figs­ten Fra­gen zu die­sem The­men­kom­plex zu­sam­men­ge­stellt.

Wie wer­den die Bäu­me in der Han­se­stadt Ros­tock ge­wäs­sert?

Ge­wäs­sert wer­den Jung­bäu­me, da die­se un­ter der Tro­cken­heit am meis­ten lei­den, denn sie ha­ben noch nicht so ein aus­ge­präg­tes Wur­zel­sys­tem, wel­ches in tie­fe­re Bo­den­schich­ten reicht. Al­le Jung­bäu­me, die durch be­auf­trag­te Fir­men ge­pflanzt wur­den, wer­den i.d.R. im Rah­men der Ge­währ­leis­tungs­pfle­ge ge­wäs­sert (ins­ge­samt zwei bis drei Jah­re). Durch ei­ge­ne Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter wer­den täg­lich 2.600 Li­ter Was­ser zu den Neu­pflan­zun­gen von 2017 und 2018 ge­bracht. Dies er­folgt in­zwi­schen über­wie­gend durch Be­wäs­se­rungs­sä­cke, aus de­nen das Brun­nen­was­ser durch klei­ne Öff­nun­gen tröpf­chen­wei­se ins Erd­reich ab­ge­ge­ben wird. Da­durch kann ober­ir­disch nicht so viel Was­ser „weg­lau­fen“ und die Feuch­tig­keit bleibt län­ger im Bo­den er­hal­ten. Je­der Baum be­kommt min­des­tens 200 Li­ter Was­ser pro Be­wäs­se­rungs­gang. Zum Wäs­sern von Alt­bäu­men rei­chen die Ka­pa­zi­tä­ten im Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Land­schafts­pfle­ge nicht. Je­de Ros­to­cke­rin und je­der Ros­to­cker, die bzw. der al­so zu­sätz­lich ei­nen Baum vor sei­nem Haus wäs­sert, tut et­was Gu­tes und un­ter­stützt nicht nur die Stadt­gärt­ne­rin­nen und Stadt­gärt­ner, son­dern in ers­ter Li­nie die Bäu­me.

Wie stel­len sich Bäu­me auf die Hit­ze und die Tro­cken­heit ein?

Na­tür­lich lei­den auch die Alt­bäu­me un­ter der lang an­hal­ten­den Tro­cken­heit, aber die un­ter­schied­li­chen Ar­ten ha­ben be­stimm­te Stra­te­gi­en ent­wi­ckelt, da­mit um­zu­ge­hen. So tren­nen sich Baum­ar­ten, wie Pap­pel und Wei­de, manch­mal von Grünäs­ten, um nicht so viel Kro­nen­vo­lu­men ver­sor­gen zu müs­sen. Der­ar­ti­ge Grün­ast­brü­che sind nicht vor­her­seh­bar, dar­um kön­nen sie auch nicht ver­hin­dert wer­den. Die Lin­de wie­der­um re­du­ziert ih­re Ver­sor­gungs­mas­se, in dem sie Laub ab­ster­ben lässt. Vor­her ent­zieht sie den Blät­tern den grü­nen Farb­stoff, al­so das Chlo­ro­phyll. Be­sag­te Blät­ter fär­ben sich dann sicht­bar gelb. Die Sil­ber­lin­de be­sitzt auf der Blatt­un­ter­sei­te ei­ne wei­ß­lich-fil­zi­ge Be­haa­rung, wel­che als Ver­duns­tungs­schutz fun­giert, wenn sie die Un­ter­sei­te zur Son­ne dreht. Dies ist jetzt vie­ler­orts zu se­hen, be­son­ders in der Ober­kro­ne. Vie­le an­de­re Ge­höl­ze rol­len das Laub ein, wie z.B. der Rho­do­den­dron, auch um die Ver­duns­tungs­ober­flä­che zu ver­klei­nern.

Hat die ab­ge­wor­fe­ne Rin­de an den Pla­ta­nen auch et­was mit der Tro­cken­heit zu tun?

Die Rin­de bei Pla­ta­nen ist ge­ne­rell ab­blät­ternd. Dies ge­schieht durch Di­cken­wachs­tum des Stam­mes. Die­ses zu be­ob­ach­ten­de Phä­no­men hat nichts mit der Tro­cken­heit zu tun, son­dern es ist ei­ne ty­pi­sche Le­bens­äu­ße­rung der Pla­ta­ne. Dar­über hin­aus kommt die­se Baum­art mit der Tro­cken­heit sehr gut zu­recht.

Auch an­de­re Baum­ar­ten, die jetzt tro­cke­nes und brau­nes Laub zei­gen, sind nicht im­mer durch die Tro­cken­heit ge­schä­digt. Zum Bei­spiel sind die Kas­ta­ni­en be­reits durch die Ross­kas­ta­ni­en­mi­nier­mot­ten be­fal­len, Ul­men durch das be­kann­te Ul­men­ster­ben und Ahorn an ei­ni­gen Stel­len durch Streu­salz­schä­den ge­schwächt. Auf die­se Wei­se kön­nen die Stadt­gärt­ne­rin­nen und Stadt­gärt­ner auch fest­stel­len, in wel­chen Stra­ßen Haus­ei­gen­tü­mer il­le­gal mit Streu­salz im ver­gan­ge­nen Win­ter ge­ar­bei­tet ha­ben.

Ins­ge­samt sieht man aber na­tür­lich den Bäu­men durch wel­kes Laub den Tro­cken­stress trotz­dem an.

Wie wird be­reits bei Baum­pflan­zun­gen dar­auf ge­ach­tet, dass die Kli­ma­er­wär­mung uns zu­künf­tig viel­leicht häu­fi­ger sol­che Som­mer wie die­sen be­schert?

Die hei­mi­schen Baum­ar­ten funk­tio­nie­ren lei­der nicht mehr un­ein­ge­schränkt an den Stadt­stand­or­ten, des­halb wird bei der Baum­pflan­zung be­reits auf Baum­ar­ten aus an­de­ren, wär­me­ren Re­gio­nen zu­rück­ge­grif­fen. Be­son­ders die fie­der­blätt­ri­gen Baum­ar­ten sind gut ge­eig­net. In der Do­be­ra­ner Stra­ße be­fin­den sich z.B. Schnur­bäu­me, die in die­sem Jahr wun­der­schön ge­blüht ha­ben, und am Haupt­bahn­hof die Bla­se­n­esche, de­ren Blü­te auch ge­ra­de erst vor­bei ist. Aber auch Göt­ter­bäu­me und Ro­bi­ni­en kom­men mit dem Stadt­kli­ma gut zu­recht. Dar­über hin­aus wird bun­des­weit ein Stra­ßen­baum­test durch den Ar­beits­kreis Stadt­bäu­me der Gar­ten­amts­lei­ter­kon­fe­renz (GALK) durch­ge­führt, an dem sich Ros­tock be­tei­ligt. Dort wer­den Baum­ar­ten und -sor­ten ge­tes­tet, die ne­ben Re­sis­tenz ge­gen Krank­hei­ten und Schäd­lin­gen auch gu­te Ver­träg­lich­keit ge­gen­über Hit­ze und Tro­cken­heit be­sit­zen. Zu die­sen Test­pflan­zun­gen ge­hö­ren z. B. die drei­lap­pi­gen Ap­fel­bäu­me in der Bal­e­cke­stra­ße oder die Sil­ber­lin­den in der Ost­see­al­lee.