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Bericht von Oberbürgermeister Roland Methling während der Sitzung der Bürgerschaft am 4. Mai 2005

Pressemitteilung vom 04.05.2005



Sehr geehrte Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,

am 8. Mai 1945 endete mit der Kapitulation der deutschen Truppen der Zweite Weltkrieg in Europa. In diesen Tagen wird in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands und ganz Europas dieses historischen Datums gedacht.

Die Hansestadt Rostock hat am gestrigen Dienstag in einer Feierstunde mit Liedern, Texten und Vorträgen an das Kriegsende in Rostock und seine historischen Folgen erinnert. Ich danke an dieser Stelle nochmals allen Beteiligten, die an der Konzeption und Durchführung beteiligt waren, u.a. der Präsidentin der Bürgerschaft, Frau Liesel Eschenburg, vor allem aber der stellvertretenden Bürgerschaftspräsidentin, Frau Dr. Ingrid Bacher, für ihre konzeptionelle und inhaltliche Begleitung der Veranstaltung.

In Rostock finden zu Thema "60 Jahre Kriegsende" in dieser Gedenkwoche eine Reihe von interessanten Vorträgen und Ausstellungen statt. Inhalte und Daten können Sie entsprechenden Flyern entnehmen. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen die Gedenkveranstaltung der Initiative "Bunt statt Braun" am Sonnabend, dem 7. Mai 2005 von 11-13 Uhr auf dem Neuen Markt.

Am gleichen Tag werde ich mich mit einer Rostocker Delegation auf den Weg in unsere französische Partnerstadt Dünkirchen machen. Ich folge damit einer Einladung meines Amtskollegen Delabarre zur Teilnahme an den Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung Dünkirchens. Außerdem steht eine Diskussionsveranstaltung mit Jugendlichen zum Thema *Städtegemeinschaft Dünkirchen und Deutschland in Europa" auf dem Programm.

Meine Damen und Herren,

das Verhältnis von Deutschland und Frankreich war viel zu lange vom Gegeneinander bis hin zur kriegerischen Auseinandersetzung bestimmt als von friedlichem Austausch. Jenseits von Verträgen wurde das wichtigste Fundament der deutsch-französischen Freundschaft durch die Begegnung von Menschen gelegt. - zwischen Städten und ihren Schulen, ihren Musik- und Kulturgruppen, ihren Sportvereinen, und vielem anderem mehr. Dünkirchen und Rostock sind seit 1960 als Partnerstädte eng verbunden. Am kommenden Wochenende werden Michel Delebarre und ich eine Absichtserklärung zur Kooperation in den Jahren 2005 und 2006 unterzeichnen. Darin werden u.a. Jugendprojekte zwischen unseren beiden Städten, aber auch Kooperationen von Behinderteneinrichtungen und Schüleraustausche vereinbart. Schon in der Vergangenheit haben zahlreiche Projekte, Kooperationen und Begegnungen in allen gesellschaftlichen Bereichen unsere enge partnerschaftliche Beziehung geprägt. Jeder, der daran beteiligt ist, brachte und bringt ein Stück Deutschland nach Frankreich und umgekehrt.

Die deutsch-französische Freundschaft ist Vorbild geworden für andere Bemühungen, die Schrecken der Vergangenheit zu überwinden und an die Stelle historisch gewachsenen Misstrauens gelebte Freundschaft zu setzen.

Ich bin dankbar, dass die Hansestadt Rostock die Chance hat, zusammen mit ihren französischen Freunden aus der Partnerstadt Dunkerque sowie ihren Freunden aus ihren Partnerstädten in Ost- und Nordeuropa, den USA und China eine gemeinsame friedliche Zukunft zu gestalten.

Wir müssen gemeinsam - jeder von uns, an welchen Platz sie oder er auch gestellt sein mag - alles daran setzen, dass es nationalistischer Engstirnigkeit, Überheblichkeit und Intoleranz nie mehr gelingt, den Frieden zu gefährden. Wo immer es sei.

Meine Damen und Herren,.

eine sensationelle Nachricht hat die segelsportbegeisterten Menschen in ganz Deutschland am Wochenende erreicht: erstmals in der 154-jährigen Geschichte der wohl begehrtesten Segeltrophäe der Welt, dem America‘s Cup, wird auch ein deutsches Boot am Start sein. Das *United Internet Team Germany", das vormals unter dem Namen "Fresh 17" firmierte, hat am 29. April 2005 dem Management des America‘s Cup seine Teilnahme gemeldet und wird 2007 vor Valencia mit den stärksten Teams und den besten Booten der Welt um den "Old Mud" kämpfen.

Diese Nachricht ist in der gesamten deutschen Seglerszene und natürlich auch in Rostock begeistert aufgenommen worden. Ich bin mir sicher, dass dies die Attraktivität des Segelsports in Deutschland enorm fördert. Wie Sie wissen, habe ich bereits Kontakt mit dem Management des deutschen Teams aufgenommen und eine gemeinsame Rostocker Initiative gestartet. Es ist beabsichtigt, dass sich das Team in Warnemünde auf die Pre-Regatten und das Finale in Valencia vorbereitet und hier trainiert. Ich werde jetzt umgehend eine Arbeitsgruppe installieren, um den Aufenthalt und das Training des deutschen Seglerteams realisieren soll. Über die Entwicklung der Vorbereitungen werde ich Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten. Wir freuen uns auf die Mannschaft und werden für exzellente Trainingsbedingungen sorgen. Und für den nötigen Rückenwind ist in Rostock ja ohnehin gesorgt.

Mit der Warnemünder Woche ist ja schon eine professionelle und international anerkannte Segelmeisterschaft in Rostock zu Hause. In diesem Jahr haben wir * auch ohne die Mittel, die uns im Rahmen der Olympiabewerbung zur Verfügung standen - die Warnemünder Woche finanziell noch weitergehend als in den Jahren zuvor finanziell unterstützt, um für die Segelteams gute Bedingungen zu schaffen und damit den Segelstandort Rostock weiter zu stärken. Auch die Wirtschaft macht mit. Vor einigen Tagen hat die Rostocker Brauerei ihr Engagement als Hauptsponsor der Warnemünder Woche bekannt gegeben.

Meine Damen und Herren,

Wenn man in diesen Tagen überregionale Zeitungen aufschlägt und dort Berichte über Rostock liest, gewinnt man den Eindruck, mit dem drohenden Abstieg des FC Hansa Rostock sein auch der Niedergang der Stadt besiegelt.

Berichte wie die der WELT und andere haben mindestens zwei Fehler: zum einen wird der FC Hansa nicht absteigen! Ganz Rostock steht als zwölfter Mann hinter seinem Verein, das hat das ausverkaufte, und jubelnde Stadion am Wochenende gezeigt. Jetzt gilt es, Geschlossenheit und Kampfeswillen zu zeigen. Wenn das geschieht, bleibt Hansa als einziger ostdeutscher Verein auch weiter in der ersten Bundesliga, da bin ich sicher.

Der zweite Fehler: selbst wenn der fußballerische Abstieg nicht mehr verhindert werden sollte, ist das mitnichten ein Indikator für den wirtschaftlichen Abstieg der Stadt. "Tue Gutes und rede darüber", muss unsere Devise sein, um den Negativschlagzeilen unsere Erfolge entgegen zu setzen. Rostock verfügt über viele Pfunde, mit denen sich trefflich wuchern lässt. Das müssen wir aber auch tun!

Die Unternehmerehrung der Hansestadt Rostock am vergangenen Donnerstag im Festsaal des Rathauses hat wieder einmal deutlich gemacht, dass die Rostocker Wirtschaft um vieles besser ist, als die veröffentlichte Meinung uns manchmal glauben machen will.

Ausgezeichnet wurden die Unternehmerin des Jahres, das Unternehmen mit einem besonders innovativen Konzept, das Unternehmen, das sich besonders für die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen engagiert, der Betrieb, der sich um die Schaffung von Berufseinsteigemöglichkeiten und Ausbildungsplätzen für Jugendliche verdient gemacht hat sowie, last but not least, das Unternehmen, dass sich durch sein besonderes Engagement zur Imageförderung und internationalen Ausstrahlung der Hansestadt Rostock ausgezeichnet hat.

Wir haben Menschen geehrt, die dem Wortsinne nach etwas "unternehmen"   für ihren betriebswirtschaftlichen Erfolg, für die Arbeitnehmer und für die ganze Region. Dafür möchte ich den Ausgezeichneten, aber auch allen verantwortungsvollen und tatkräftigen Unternehmerinnen und Unternehmern unserer Stadt herzlich danken.

Meine Damen und Herren,

wir machen weiter erkennbare Fortschritte beim Aufbau einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft in der Stadt und der Region und schaffen mit dem Ausbau unserer Infrastruktur hervorragende Bedingungen für die hiesige Wirtschaft und für Investoren. Was noch vor einigen Jahren Vision war und zur Planung heranreifte, wurde am 22. April 2005 in Angriff genommen: der Spatenstich für eine Straßenbahnstrecke, der zum Gesamtvorhaben Straßenbahn S1 - Umbau Doberaner Platz und Bau Verbindungsstraße Warnowufer gehört und das Stadtzentrum zu einer neue Qualität führt. Der Flughafen Rostock-Laage gewinnt an Bedeutung und wird durch ein neues Abfertigungsgebäude erweitert, das im September übergeben wird. Der Ausbau des Seehafens wird fortgeführt, mittlerweile werden hier ca. 22 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.

Von erheblicher Bedeutung für den wirtschaftlichen Aufbau der Region ist der neue Kreuzfahrtterminal, der am Sonntag seiner Bestimmung übergeben wurde. Mit dem Warnemünde Cruise Center hat Rostock nicht nur eine moderne seeseitige Visitenkarte erhalten, sondern auch seine Stellung als die Kreuzfahrtdestination des Nordens gefestigt und ausgebaut. Das neue Gebäude bietet unseren Kreuzfahrtgästen und den Crew-Mitgliedern Service auf hohem Niveau und wir empfehlen uns damit nachhaltig bei den Reedereien als Passagierwechselhafen für Kreuzfahrten in die Nord- und Ostsee.

Das Kreuzfahrtgeschäft in Warnemünde hat in den letzten Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen. Rostock-Warnemünde ist den internationalen Kreuzfahrtreedereien nicht nur bekannt, sondern besitzt auch einen sehr guten Ruf. Wir wissen, dass weitere Infrastrukturmaßnahmen notwendig sind, um auch zukünftig Marktanteile zu sichern. Rostock besitzt jedoch gute Chancen, das Kreuzfahrtgeschäft weiter auszubauen.

Meine Damen und Herren,

dies alles sind gute Nachrichten für und aus Rostock. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass nicht Kleinigkeiten und Auseinandersetzungen um Detailfragen die Schlagzeilen dominieren und wir damit den Standort Rostock kaputt reden!

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,

kaputt reden ist eine Sache, kaputt sparen eine andere. Anstatt attraktive Studien- und Forschungsbedingungen zu schaffen, Rostocks positives Image als Wissensstandort zu stärken und hochkarätige Wissenschaftler und Studenten nach Rostock zu holen, zeichnet Schwerin mit seinem Sparkonzept zur Neuordnung der Hochschullandschaft in Mecklenburg-Vorpommern ein wahres Horrorszenario und gefährdet damit die Zukunftsfähigkeit des ganzen Landes, vor allem aber die Zukunft der Hansestadt Rostock. Rostocks Universität ist nicht nur ihre Geschichte, sondern auch ihre Zukunft!

Morgen wird in Warnemünde der 5. Weltkongress der International Society for Apheresis (ISFA) stattfinden. 200 führende Wissenschaftler, Ärzte und medizinisches Personal aus 23 Ländern treffen sich zum regen Austausch über die neueste Forschungsergebnisse und Therapieverfahren. Wir können sehr stolz sein, diesen Weltkongress in Rostock zu Gast zu haben. Er trägt erheblich dazu bei, Rostock als Kompetenzzentrum für medizinische und andere Spitzenleistungen in Forschung und Technologie international bekannt zu machen. Destruktive Sparpläne der Landesregierung konterkarieren die Bemühungen, Rostock auf die wissenschaftliche Landkarte zu bringen und verunsichern Wissenschaftler und Investoren gleichermaßen.

Meine Damen und Herren,

am vergangenen Donnerstag hat sich Bildungsminister Metelmann mit den Rektoren der Hochschulen in Hasenwinkel getroffen und seine Vorschläge zu den Strukturveränderungen und Sparplänen in der Hochschullandschaft vorgestellt. In der ersten Auswertung lässt das Ministerkonzept eben ein Konzept vermissen, verfügt weder über klare Konturen noch Visionen noch den Ansatz zur Zukunftsfähigkeit der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern und ist nichts als ein Schnellschuss. Forschung und Lehre an den Universitäten sollen überproportional gekürt werden und das betrifft auch Rostock.

Die Universität Rostock ist nicht allein Lehr- und Forschungsbetrieb, sondern auch wichtiger Kooperationspartner für die öffentliche Daseinsvorsorge. Neben dem Bau und der Betreibung des Biomedizinischen Forschungszentrums als dem größten gemeinsamen Neubau sind beispielsweise die Zusammenarbeit auf den Gebieten des Rettungsdienstes, der Stadtplanung, Grafischer Informations-Systeme (GIS), der Kultur und des Sports für Rostock erhebliche Standortvorteile. Daher sind bei Strukturdiskussionen im Universitäts- und Hochschulbereich auch immer die dauerhaften Auswirkungen auf die Potenziale der Region zu beachten. Kurz- und mittelfristige Sparerfolge können langfristig ein Bumerang sein. Werden die Vorschläge der Landesregierung Realität, wird nicht nur eine international renommierte Traditions-Universität zerschlagen, es gehen Rostock auch ca. 100 Stellen und über 3000 Studenten verloren.

Gegen diese Pläne formiert sich schon seit einiger Zeit erheblicher Widerstand in der Hansestadt. Am vergangenen Sonnabend haben sich unter dem Motto " Rostock geht (r)aus!" über 2.000 Menschen auf dem Universitätsplatz versammelt und sich für den Erhalt der Uni stark gemacht. Ich bin dankbar, dass in Rostock die Bürgerschaft und die Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft und viele gesellschaftliche Gruppen fest an der Seite der Universität stehen und die Demontage ihrer Uni und die Gefährdung des Wirtschaftsstandortes nicht zulassen wollen. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Lassen Sie uns gemeinsam dranbleiben und weiter deutlich machen: wer sich an unserer Universität vergreift, der vergreift sich an einem Lebensnerv der Stadt!

Vielen Dank!