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Grußwort des Präsidenten der Bürgerschaft anlässlich der Eröffnung der Interaktiven Ausstellung „Labyrinth Fluchtweg“ am 14. November 2000, 10.00 Uhr, im Stadthafen

Pressemitteilung vom 14.11.2000

14. November 2000

Grußwort des Präsidenten der Bürgerschaft anlässlich der Eröffnung der Interaktiven Ausstellung „Labyrinth Fluchtweg“ am 14. November 2000, 10.00 Uhr, im Stadthafen

Liebe Schülerinnen und Schüler,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich im Namen der Hansestadt Rostock und insbesondere der Bürgerschaft heute die Ausstellung „Labyrinth Fluchtweg“ eröffnen zu dürfen.

Der Begriff Ausstellung ist vielleicht nicht ganz richtig - handelt es sich doch eher um eine erlebte Darstellung von Situationen, eine begehbare Collage, ein Hörspiel - wie es in der Projektbeschreibung heißt. Alles das wurde zeitgemäß visuell und akustisch attraktiv inszeniert.

Sie werden also faktisch in die Situation zweier jugendlicher Flüchtlinge versetzt, die den Kriegen ihrer Heimatländer entkommen sind. Sie verlassen diese in Richtung Europa, ohne zu wissen wie und wo sie letztendlich ankommen. Es entstehen qualvolle Situationen, eine ängstliche Stimmung kommt auf. Dabei sollen die Gründe für die Flucht nicht im Vordergrund stehen - egal ob Repressalien oder Verfolgung drohten, Gefahr für Leib und Leben bestand, oder ob soziale Not, Hunger und Armut der Anlass waren, ist hier nicht so wichtig.

Sie werden als Betrachter förmlich hineingezogen, durchleben zeitlich und räumlich verschiedene Situationen, können diese im einzelnen nachempfinden. Und vielleicht wird auch deutlich, dass hier kaum die große Mehrheit der Flüchtlinge dieses Labyrinth freiwillig auf sich nimmt, denn es handelt sich weder um ein Abenteuer noch um eine Flucht von A nach B, sondern um weitaus bittere Realität.

Dies sollte uns auch helfen, manche heute in der Öffentlichkeit geführte Diskussion richtig einzuordnen. Wichtig ist, dass wir, und damit meine ich die Schülerinnen und Schüler sowie auch die Lehrerinnen und Lehrer, die Möglichkeit haben, uns mit dem Thema Einwanderung allgemein und der wachsenden Gewalt gegen alle, die anders sind, auf diese besondere Art und Weise auseinandersetzen zu können. Dies ist ein Beitrag, Vorurteile abzubauen, Akzeptanz und Toleranz zu lernen. Mögen Sie damit heute genug „Anreize“ für diese sensible Thematik empfinden, die Sie dann hoffentlich weiter das Gespräch in der Familie, in der Schule oder auch in der Clique suchen.

Kompetente Gesprächspartnerinnen und -partner dafür finden Sie zum Beispiel im Verein Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule, der diesen 18 Meter langen Truck in die Hansestadt Rostock holte. Herzlichen Dank für das Engagement. Dieser Dank geht auch an die Vereine, die mit geholfen haben, mit der Info-Meile den entsprechenden Rahmen zu schaffen.

Machen Sie sich also auf den Weg in das Labyrinth - in den Irrgarten, der für Sie auf jeden Fall einen sicheren Ausgang und ein gutes Ende hat, für viele Flüchtlinge leider nicht. Am Ende bleibt ein Stück Nachdenklichkeit und Betroffenheit. Dies tut uns gut - hier im reichen, sicheren Deutschland - in der Bastion Europa.