Home
Navigation

Helfer statt Moralapostel

Pressemitteilung vom 16.05.2012

Manchmal entscheidet sich das Leben in Sekunden. Einem kurzen Rausch erotischer Zweisamkeit kann banges Warten auf eine Diagnose folgen - beispielsweise bei Verdacht auf eine HIV- oder Syphilisinfektion. „Wer hier Hilfe benötigt, dem bieten wir über unsere Beratungsstelle kostenlose, medizinische und seelische Unterstützung mit vertraulichen Gesprächen sowie fachärztlichen Untersuchungen an“, erläutert Dr. med. Markus Schwarz, Leiter des städtischen Gesundheitsamtes und der Beratungsstelle für sexuell übertrag- bare Krankheiten (STD) und AIDS.

Verschwiegenheit ist dabei oberstes Gebot und Schwellenangst der Patienten kein Problem. „Die meisten haben zu Beginn Berührungsängste. Wir spielen hier jedoch keinesfalls Moralapostel“, unterstreicht Ines Brembach, die als Mitarbeiterin der 1990 gegründeten Beratungstelle viele Sorgen und Nöte der 15- bis über 70-jährigen Ratsuchenden kennt. Rund 700 Frauen und Männer kamen im vergangenen Jahr beispielsweise zum kostenlosen, anonymen AIDS-Test in die Beratungsstelle im Gesundheitsamt in der Paulstraße 22. In nur drei Fällen wurde das Virus nachgewiesen. Syphilis hingegen hat in Rostock deutlich zugenommen. Sieben Erkrankungen wur- den bereits im ersten Quartal dieses Jahres über die Beratungsstelle diagnostiziert. „Umso mehr freut es uns, dass zunehmend Paare, die neu zueinandergefunden haben, verantwortungsvoll miteinander umgehen und sich vor den ersten sexuellen Kontakten untersuchen lassen“, unter- streicht Ines Brembach. Aber auch nach einem Seitensprung stellen sich die Betroffenen immer häufiger mutig der Untersuchung, um ihren festen Lebenspartner nicht gesundheitlich zu gefährden.

„Wir widmen uns jeder Anfrage, auch zu Partnerschaftsproblemen und persönlichen Krisen“, erläutert die erfahrene Diplomsozialarbeiterin, die den Patienten gern mit Humor über ungewohnte Situationen hinweghilft. Darüber hinaus unterstützt die Beratungsstelle bei allen Fragen zur Sexualität, damit verbundenen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, bei der Arztsuche und Problemen mit der Krankenversicherung. Kostenlose und anonyme AIDS-Tests werden in der Beratungsstelle zwölf Wochen nach dem letzten Risiko-Kontakt vorgenommen. Das Ergebnis steht dann zwei Tage später fest. Ein Schnelltest, der ebenfalls erst nach zwölf Wochen möglich ist, bringt bereits nach einer halben Stunde Klarheit. Diese Untersuchung kostet allerdings 15 Euro. „Voraussichtlich ab Herbst wollen wir mit unserer Beratungsstelle auch vor Ort im Groß Kleiner Stadtteil- und Begegnungszentrum Börgerhus zeitweise präsent sein”, berichtet Ines Brembach.

Bereits Ende Mai soll in der Seemannsmission im Seehafen eine Beratungsärztliche Seemannssprechstunde angeboten werden. „Hier wollen wir einmal in der Woche schnell erreichbar sein. Grundsätzlich sind wir an allen Standorten auch für jene ansprechbar, die keine Krankenversicherung aufweisen können“, unterstreicht Dr. Markus Schwarz. Die Beratungsstelle arbeitet mit verschiedenen Vereinen in der Hansestadt zusammen, darunter dem Centrum für sexuelle Gesundheit, Rat+Tat e.V., der Beratung für Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel, Medinetz Rostock e.V. sowie der Studentengruppe „Mit Sicherheit verliebt”. Um auch ausländische Ratsuchende über das Angebot der Beratungsstelle zu informieren, wird seit kurzem ein kostenloses Faltblatt, das in sieben Sprachen übersetzt wurde, im Gesundheistamt ausgelegt. Es wird in Bulgarisch, Englisch, Farsi, Französisch, Türkisch und Vietnamesisch angeboten. Insgesamt rund 50 verschiedene Broschüren zu allgemeinen Gesundheitsfragen liegen im Rostocker Gesundheitsamt aus.
ka

Öffnungszeiten der Beratungsstelle:

HIV-Test und Beratung - Dienstag 8 bis 12 Uhr, 13 bis 17.30 Uhr, Donnerstag 8 bis 12 Uhr, 13 bis 16.30 Uhr Montag, Mittwoch, Freitag nach telefonischer Absprache Arztsprechstunde Donnerstag 13 bis 15.30 Uhr und nach Vereinbarung