Home
Navigation

Laudatio des Oberbürgermeisters Arno Pöker anlässlich der Verleihung des Kulturpreises

Pressemitteilung vom 14.07.2000

14. Juli 2000

Laudatio des Oberbürgermeisters Arno Pöker anlässlich der Verleihung des Kulturpreises
(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Frau Oehme,
sehr geehrter Herr Oehme,
sehr geehrter Herr Präsident,
meine Damen und Herren,


wer dem Konservatorium einen Besuch abstattet, findet Theodor Fontane verewigt. Denn es hängt ein Zettel an der Wand, wo es heißt:

"Gewonnen kann durch Trübseligkeit nie etwas werden. Zuspruch, Freudigkeit, Vertrauen erleichtern mir meine Aufgabe; Mißstimmung, ja selbst nur leichter Vorwurf erschweren sie mir"

Wer dem Konservatorium einen Besuch abstattet, der spürt, dass dieser Grundsatz nicht nur eine Leerformel ist, sondern täglich praktiziert wird. Das ist, da sind wir uns in dieser Runde einig, das Verdienst von Renate Oehme, die über ein Jahrzent lang die Geschicke unserer städtischen Musikschule leitete.

1941 in Breslau geboren, studierte Renate Oehme in Halle Schulmusik und Germanistik. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Lehrerin im Kreis Apolda und wissenschaftliche Assistentin in Halle fand sie den Weg in unsere Hansestadt. Seit 1982 ist Frau Oehme dem Konservatorium verbunden, zunächst als Honorarkraft, später in fester Anstellung. Blockflöte ist ihr Fachgebiet. 1989 übernahm sie auch die Aufgabe der Direktorin. Ich kann mir vorstellen, dass dies eine schwere Entscheidung war. Schließlich galt es nun für ein großes Haus Verantwortung zu übernehmen und viele verschiedene Interessen zu integrieren.

Sie sahen die Chance und nicht das Risiko und hatten dann aber auch den Mut und die Courage, sich nach der Wende völlig neuen und in Art und Größe unüberschaubaren Bedingungen zu stellen. Wer sie kennt, weiß, dass nicht der Ehrgeiz und Verantwortungsbewußtsein maßgeblich war, sondern die Liebe zu den musizierenden Kindern. Sie, verehrte Frau Oehme, haben das Konservatorium durch Höhen und Tiefen gesteuert und eine ausgeglichene und fröhliche Atmosphäre geschaffen.

Ihnen ging es immer um das Wohl der Kinder. Sie setzten Ihre Fachkompetenz, Ihren Gerechtigkeitssinn, Ihre Toleranz und Ihren Willen für jeden einzelnen Musikschüler oder Kollege und doch immer für das Ganze ein. Freude an der Musik, aber auch leistungsorientiertes Handeln vermittelten Sie den Schülern. Viele kamen bei „Jugend musiziert“ bis zum Bundesausscheid. Viele Ihrer Schützlinge sind Berufsmusiker geworden. Für Sie war es wichtig, dass die Musikschülerinnen und Musikschüler eine fundierte Instrumental-, Tanz- bzw. Gesangsausbildung erhalten. Für Sie war es aber gleichermaßen wichtig, und hier möchte ich Sie zitieren, dass „die ganze Persönlichkeit, der Charakter, die Intelligenz und die Gefühle in die Ausbildung einbezogen werden.“ Zitatende

ie engagierten sich als Vorsitzende des Landesverbandes der Musikschulen und im Musikschulverband für die Musikschulen aller Bundesländer. Sie haben maßgeblich an den Leitlinien des Deutschen Städtetages zur Arbeit städtischer Musikschulen mitgearbeitet. Ihr Wirken reicht damit über die Grenzen Rostocks hinaus. Ihr Credo ist uns Auftrag: die Kommune wird auch in Zukunft selbst eine Musikschule betreiben und so an der musikalischen Bildung für Kinder, Erwachsene und Senioren aktiv teilhaben.

Ich habe mich sehr gefreut, als mir der Kulturausschuß einstimmig empfahl, dass Sie in diesem Jahr den Kulturpreis erhalten sollten. Damit wird Ihr hohes persönliches Engagement geehrt. Wir zeigen damit aber als Stadt auch, wie sehr wir eine Stadt der Musik sind. Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Die Norddeutsche Philharmonie gehört zu Ihren Vorgängern als Kulturpreisträger. Übrigens auch das Jugendsinfonieorchester (1970) und das Klavierquintett des Konservatoriums (1976).

Die Musik ist immer schon Ihr Lebenselixier. Sie schöpfen Kraft daraus. Seit Jahren singen Sie aktiv im Motettenchor mit und scheuten sich nicht, selbst Gesangsstunden zu nehmen. Als Laie denkt man ja, dass es für einen Musiklehrer manchmal ganz schön beschwerlich sein muß, gerade Schülern, die erst beginnen, zu lauschen. Wie sagte einst Wilhelm Busch: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“ Dies galt aber sicher nicht für Sie. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Hören von Bachs h-moll-Messe oder einer Mahlersinfonie geradezu unbeschreibliche Kraft geben kann.

Ich habe mir verraten lassen, dass Sie, Frau Oehme, mehrere Wünsche für die Zukunft hegen. Ein schönes Geschenk wird für Sie sein, wenn das Haus am Schillerplatz weiterhin eine so gute Atmosphäre ausstrahlen wird. Sie möchten Fremdsprachen erlernen. Auch das ist mit Zähigkeit und Fleiß machbar. Und, Sie sind mir nicht böse, wenn ich es ausplaudere, Sie möchten die nähere Umgebung in Mecklenburg näher erkunden. Dafür haben Sie kürzlich den Führerschein gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch für Ihre Kolleginnen und Kollegen eine Prüfung gewesen sein muß. Und bei dem Gebiet gilt es wie in der Musik: „Übung macht den Meister“.

Für die kommende Freizeit wünsche ich Ihnen viel Freude und Energie, bleiben Sie der Musik treu. Ihr Grundsatz in ihrem Leben war, wie Nietzsche es umschrieb, „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Man muß alles in Maßen genießen. Eine Kollegin, die mit Ihnen musiziert, hat nämlich verraten, dass immer Sie es sind, die den gemeinsamen Abend des Musizierens beendet mit dem Auftrag an Ihren Mann, doch den Rotwein zu öffnen. Lassen Sie uns hier gemeinsam Ihren Preis feiern.

Der Kulturpreis der Hansestadt Rostock geht im Jahr 2000 an die ehemalige Direktorin des Konservatoriums, Renate Oehme.