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Neue Broschüre informiert über Bäume in der Stadt

Pressemitteilung vom 12.11.2003

Die Stadtverwaltung hat jetzt eine neue Broschüre mit dem Titel "Stadtbaum - Baumstadt - Statt Baum?" herausgegeben. Auf 52 Seiten wird nicht nur die Baumschutzsatzung vorgestellt, sondern vor allem ein sachgerechter Umgang mit Bäumen erläutert. Gibt es beispielsweise Baumarten, die auf kleinen Grundstücken unproblematisch gepflanzt werden können und auch noch hübsch aussehen? Welche Abstände sollten beachtet werden? Dürfen Bäume ohne Genehmigung gefällt oder geschnitten werden und wer kann fachgerechte Baumpflegearbeiten durchführen? Auch was bei Bauvorhaben in der Nähe von Bäumen beachtet werden muss und ein richtiger Baumschutz werden abgehandelt.

"Ich hoffe, dass dieses Heft hilft, die Bäume - unser `grünes Vermögen` in der Stadt - pfleglich zu behandeln", so Dr. Wolfgang Nitzsche, Senator für Umwelt, Soziales, Jugend und Gesundheit, bei der Vorstellung der Publikation. "Planen Sie Bauvorhaben und Neupflanzungen mit Bedacht. Vor allem auf kleinen Grundstücken wollen die Baumart und der Standort eines zu pflanzenden Baumes überlegt sein. Bäume wachsen und werden größer!", so der Appell des Senators.

Bäume können, wenn die Standortbedingungen optimal sind und man sie ungestört wachsen lässt, imponierende Dimensionen und ein hohes Alter erreichen. "Alt wie ein Baum möchte ich werden..." hieß es daher auch in einem bekannten Titel der Gruppe Puhdys. Doch die Lebenserwartung vieler Stadtbäume ist heute eher kurz. Dabei tragen Bäume ganz erheblich dazu bei, Städte wohnlich zu machen. In einer baumlosen Stadt möchte sicher niemand wohnen, und das nicht nur, weil beispielsweise die Luft in größeren Parkanlagen fünf- bis sechsmal weniger Verunreinigungen als im Stadtinnern enthält und im Sommer auch etwa 3 Grad kälter ist.

Bäume gliedern und beleben die Landschaft. Sie können sowohl als Sichtschutz oder Abschirmung als auch der Durchlässigkeit von Räumen dienen. Bäume bieten einer Vielzahl von Tieren Lebensraum oder Futter. Und nicht zuletzt haben diese wertvollen Zeitzeugen unserer Kulturgeschichte einen hohen ästhetischen Eigenwert. Sie sind einfach schön anzusehen mit ihren unterschiedlichen Wuchsformen, Blättern, Blüten und Früchten und ihren verschiedenen Herbstfärbungen. Schönheit und Bedeutung wachsen mit dem Alter und der Größe des Baumes.

Viel spricht dafür, den Baumbestand zu erhalten und zu mehren. Dennoch werden viele Bäume gefällt, allein in Rostock jährlich bis über 2.000 Exemplare. Viele Fällungen gehen auf Bauvorhaben oder verschattete Wohnungen zurück. Auch für die verbleibenden Stadtbäume verschlechtern sich vielfach die Lebensbedingungen. Ihre Wurzeln leiden unter Bauarbeiten, Leitungstrassen, Salzstreu oder parkenden Autos. Besonders die Straßenbäume müssen eine hohe Belastungen ertragen.

Nach allgemeiner Rechtsauffassung sind daher wenigstens die dickeren Bäume in größeren Städten schutzbedürftig. In der Hansestadt Rostock wurden alle Bäume ab einem Stammdurchmesser von 50 Zentimetern (Obstbäume ab 80 Zentimeter Stammdurchmesser) mit der Baumschutzsatzung unter Schutz gestellt.

Die privaten Rechte werden durch die Baumschutzsatzung beschränkt. Der Baumschutz dient ausschließlich dem öffentlichen Interesse an den Wohlfahrtswirkungen der Bäume und bewirkt, dass die Eigentümer nicht mehr frei über ihre Bäume verfügen können. Aber auch Nachbarn werden in ihren Rechten wie dem Abschneiderecht eingeschränkt. Denn der Baumschutz endet nicht an der Grundstücksgrenze.

Allerdings die Baumschutzsatzung ist keine Polizeiverordnung, ihr Leitbild ist nicht der schattige Wald. Ohne Frage gibt es Situationen, die gegen die Erhaltung eines Baumes sprechen. Herabfallende Äste oder morsche Bäume, die umstürzen, können eine erhebliche Gefahr für Menschen und Gebäude darstellen. Auch die totale Verschattung von Innenräumen muss nicht in Kauf genommen werden. Im konkreten Fall wird zwischen den Belangen des Eigentümers und dem ökologischen Wert des Baumes abgewogen.

Aufgabe der Verwaltung ist primär, im Einzelfall ein ausgewogenes Verhältnis herbeizuführen und den Bürgern Lust zu machen auf Bäume. Viele Bäume ließen sich länger erhalten, viele kostenträchtige Sicherungs- oder Schnittmaßnahmen vermeiden, wenn sowohl bei Bauvorhaben als auch bei Baumpflanzungen und bei Schnittmaßnahmen einige grundlegende Dinge von Anfang an beachtet würden. Astungswunden beispielsweise sind immer Eintrittspforten für Schaderreger. Ein Baum kann lange vor der Zeit hohl und morsch werden, nur weil an ihm herumgesägt wurde. Eine fachgerechte Erziehung und Pflege ist dagegen häufig notwendig.