Home
Navigation

Non-Stop-Echolot-Lesung vom 22. bis 27. September in der Marienkirche/Leser gesucht

Pressemitteilung vom 13.02.2013

Rund 300 Leser sollten sich am Vortrag des für den 2.800 Seiten umfassenden ersten Echolot-Teils beteiligen

Neben den Romanen der Deutschen Chronik bildet das Echolot-Projekt des Schriftstellers und Rostocker Ehrenbürgers Walter Kempowski die zweite herausragende Säule seines Gesamtwerkes. 25 Jahre sammelte er Briefe, Tagebücher, Bilder und andere Aufzeichnungen in seinem Archiv für unpublizierte Autobiographien.

Daraus konnten Alltagsgeschehen und historische Vorgänge aus der Zeit des Nationalsozialismus dargestellt werden. 1993, vor 20 Jahren, erschien der erste Teil des Echolots, der in vier Bänden den Zeitraum Januar und Februar 1943 umfasst. Das Kempowski Archiv Rostock - Ein bürgerliches Haus e.V. plant vom 22. bis 27. September die Durchführung einer Non-Stop-Lesung des ersten Teils des Echolots in der Rostocker Marienkirche. Die Lesung wird durch weitere Veranstaltungen begleitet. Als Partner werden das Amt für Kultur und Denkmalpflege der Hansestadt, das Literaturhaus Rostock und die Evangelisch-Lutherische Innenstadtgemeinde auftreten. Bundespräsident Joachim Gauck wurde hinsichtlich der Übernahme der Schirmherrschaft angefragt. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, insbesondere auch Schülerinnen und Schüler, sind herzlich eingeladen, sich an diesem ungewöhnlichen Leseprojekt zu beteiligen. Rund 300 Leserinnen und Leser werden für den 2.800 Seiten umfassenden ersten Echolot-Teil gesucht.

Eine Homepage für das Projekt wird derzeit vorbereitet. Überregional wird über die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop (Niedersachsen), die Kempowski Gesellschaft Gießen e.V. und andere mediale Multiplikatoren geworben. Wer bereits jetzt seine Bereitschaft zur Mitwirkung signalisieren möchte, kann sich telefonisch (0381 2037540) oder per Mail (kempowski-archiv-rostock@t-online.de) beim Kempowski-Archiv melden. Bereits 2008 wurde das gesamte Echolot (10 Bände) in Görlitz durch engagierte Mitwirkende gelesen. 2013 jähren sich das grauenvolle Kriegsgeschehen 1943 und der Widerstand der Gruppe um die Geschwister Scholl zum 70. Mal. In diesem Erinnerungsjahr erscheint eine Lesung in Rostock wünschenswert und geboten.

„Ich [sah] einen Haufen Fotos und Briefe auf der Straße liegen, die Menschen traten darauf: es war die letzte Hinterlassenschaft eines gefallenen Soldaten, Fotos aus Rußland und Briefe an seine Braut. Das gab mir einen Stich, und ich sammelte die Sachen ein. Wir sollten den Alten nicht den Mund zuhalten, wenn sie uns etwas erzählen wollen, und wir dürfen ihre Tagebücher nicht in den Sperrmüll geben, denn sie sind an uns gerichtet - die Erfahrungen ganzer Generationen zu vernichten, diese Verschwendung können wir uns nicht leisten. Wir müssen uns bücken und aufheben, was nicht vergessen werden darf: Es ist unsere Geschichte, die da verhandelt wird.“
(Vorwort Walter Kempowski Echolot, 1993, Walter Kempowski: Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. Januar und Februar 1943. 4 Bände. Knaus, München 1993)