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"Les grands portraits de Nadar" im Kloster zum Heiligen Kreuz

Pressemitteilung vom 23.10.2006

Das Kulturhistorische Museum Rostock stellt im Zeitraum vom 27. Oktober 2006 bis 7. Januar 2007 "Les grands portraits de Nadar" im Kapitelsaal des Klosters zum Heiligen Kreuz aus.

Félix Nadar (1820 - 1910), der eigentlich Gaspard-Fèlix Tournachon hieß, war eine schillernde Persönlichkeit des Zweiten Kaiserreichs - Bohemien, Journalist, Schriftsteller, Karikaturist, Luftschiffer und Photograph. Als erster Photograph überhaupt machte er vom Ballon aus Luftbildaufnahmen von Paris und Umgebung. Nach Medizinstudium und einer Tätigkeit als Journalist und Porträtzeichner eröffnete er in Paris ein Atelier für Photographie, das zu einem Treffpunkt der Gesellschaft und der künstlerischen Boheme wurde.

Viele der dort verkehrenden Politiker, Wissenschaftler, Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und bildende Künstler hielt er in lebendigen Porträts fest, darunter Jules Verne, Victor Hugo, Alexandre Dumas, Charles Baudelaire, Gioacchino Rossini, Jacques Offenbach, Honoré Daumier, Eugene Delacroix, Gustave Courbet, Edouard Manet, Sarah Bernhardt und George Sand. Anders als die Photographen seiner Zeit verzichtete er auf Hintergrundlandschaften und Accessoires, richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf das Erfassen der Persönlichkeit seiner Modelle. Damit bezog Nadar Position innerhalb der Avantgarde der Photographie und wurde damit zu einem Klassiker der Porträtphotographie.

Nach Walter Benjamin (in "Kleine Geschichte der Photographie") wären die berühmten Porträtphotographien August Sanders ohne den Einfluss Nadars in dieser Form nicht entstanden. Der lange in Halle/Saale wirkende Photograph Hans Finsler schreibt: "Wenn der Photograph Nadar es übernahm, uns die Porträts von Delacroix, Daumier, Courbet, Baudelaire und vielen anderen zu übermitteln, so hat er allerdings getan, was Baudelaire dem Photographen überließ, als demütiger Diener der Wissenschaften und der Künste, gleich dem Drucker und dem Stenographen, zu erhalten, was er selbst nicht geschaffen hat. Aber Nadar hat mit diesem Bildnis seines skeptischen Kritikers ihm so demütig gedient, wie wenig es vermocht hätten. Erst diese Zeugnisse der Vergangenheit zeigen, was für ein unschätzbares Mittel und durch die Photographie gegeben ist, das Bild des Menschen festzuhalten, eine Schicht, einen dünnen Film von ihm abzulösen, der doch alles enthalten kann, was unser Auge wahrzunehmen vermochte oder vermocht hätte." (aus: "Das photographische Porträt", 1943, in Hans Finsler. Neue Wege der Photographie. Leipzig 1991). Die Negative Nadars werden in der Caisse Nationale des Monuments Historiques et des Sites, seine Abzüge in der Bibliothéque Nationale de France bewahrt.

Das Kulturhistorische Museum Rostock stellt einundfünfzig der berühmten Porträtfotographien Nadars aus. Die Ausstellung stellte das Jeu de Paume in Paris aus Abzügen nach den originalen Glasnegativen zusammen. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff und findet im Rahmen der Französischen Tage 2006 statt.