Baustelle Rathauserweiterung: Fortschritte beim Verbau und neue Funde aus dem Mittelalter
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Der Rostocker Rathaus-Komplex wird durch den Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock (KOE) voraussichtlich bis 2027 um die Häuser C und D erweitert. Derzeit laufen Erdarbeiten für die Baugrube, parallel untersuchen Archäologen das Baufeld auf Spuren der Vergangenheit.
Der Betonpfahlverbau ist vollständig abgeschlossen. Dieses Verfahren ist für die Ausführung sehr tiefer, innerstädtischer Baugruben geeignet und dient der Sicherheit und Tragfähigkeit der Baugrube. An der Südseite (Kleine Wasserstraße) und im weiteren Bauablauf kommt mit dem Trägerbohlverbau ein weiteres Verbausystem aus Stahlträgern und Holzbohlen zum Einsatz. An der Kleinen Wasserstraße sind bereits alle Stahlträger gesetzt, teilweise wurden auch schon die Bohlen zwischen den Trägern eingefügt.
Ein zentraler Arbeitsschritt der Erdarbeiten ist die Entfernung der Aufschüttungen aus recyceltem Betonmaterial. Sie dienten als Stützfläche für große Bohrgeräte. Da der Außenring des Verbaus bereits fertiggestellt ist, konnten die großen Bohrgeräte mittlerweile abtransportiert werden.
Archäologen mit nennenswerten Funden
Zeitgleich wird die archäologische Untersuchung des Baufeldes fortgeführt. Ein Team der Firma Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern (AIM-V) unter der Leitung von Renate Samariter ist im Bereich an der Kleinen Wasserstraße tätig und konnte einige nennenswerte Funde vermelden. Dazu zählt eine komplett erhaltene „Lübecker Kanne“ – ein Stück Trinkgeschirr, das später wohl als Nachtgeschirr verwendet wurde. Gefunden wurde das Gefäß aus grauer Irdenware in einer Latrine. Der Holzschacht stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Renate Samariter legt mit einem Augenzwinkern Wert darauf, dass man mittlerweile auch von einer „Lübeck-Rostocker Kanne“ sprechen könnte, da dieses Geschirr hier so häufig entdeckt wird.
Pilgerzeichen aus Aachen und Maastricht in Rostocker Latrine
Bedeutsam ist der Fund eines Pilgerzeichens aus Aachen. Es besteht aus einer Blei-Zinn-Legierung und stammt aus der Zeit um 1300, möglicherweise auch 1280 bis 1290. Aachen war im Mittelalter der bedeutendste Wallfahrtsort für die Marienverehrung. Obwohl solche Pilgerzeichen im heutigen Mecklenburg-Vorpommern häufiger vorkommen, ist der Fund auf der Rostocker Baustelle eine Seltenheit, so die Grabungsleiterin. Ein weiteres Pilgerzeichen stammt aus Maastricht in den Niederlanden. Möglicherweise gelangte es durch eine Geschäftsreise in die Stadt.
Neben den Funden aus dem Mittelalter entdeckten die Archäologen einen Feldsteinbrunnen. Seine genaue Entstehungszeit ist noch unklar. Fest steht, dass er um 1780 aufgegeben und verfüllt wurde. Darauf weisen Funde von Tellern, Schüsseln und Pfeifen aus dieser Zeit hin. Im Inneren fand sich zudem ein Steigrohr aus Holz mit Eisenmuffen. Archäologen noch nicht ganz am Ziel Im nächsten Schritt untersucht das Grabungsteam ein kleineres Areal in der Mitte des Baufeldes und abschließend den Keller eines historischen Giebelhauses am Neuen Markt. (2900 Zeichen)
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