Home
Na­vi­ga­ti­on

Fast 3.000 Kin­der und ei­ne Ge­burt als klei­nes „Road­mo­vie“

Mel­dung vom 01.01.2022 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Viel Tru­bel herrsch­te im Kreiß­saal - um 1.15 Uhr er­öff­ne­te wie im Vor­jahr ein klei­ner „Tris­tan“ den Ge­burts­rei­gen 2022 (3.700 g/51 cm), es folg­te um 3.34 Uhr Kal­le (3.640 g/50 cm), um 6.30 Uhr Jus­tus (2.500 g/48 cm) und um 7.10 Uhr An­ton (4.215 g/53 cm).

Jus­tus war um 6.30 Uhr schon der drit­te jun­ge Mann in der Neu­jahrs­nacht, der nicht län­ger war­ten woll­te. Hier mit Schwes­ter Mo­ni­ka Pe­trusch­ka. Er hat­te es be­son­ders ei­lig, kam 10 Ta­ge frü­her und mach­te sei­ne Ma­ma Ju­lia (31) sehr glück­lich. Der Pa­pa war bei der Ge­burt des ers­ten Kin­des der Ros­to­cker Fa­mi­lie auch da­bei.

Im Ver­gleich zum Vor­jahr leg­te das Team der Uni­ver­si­täts­frau­en­kli­nik am Kli­ni­kum Süd­stadt fast ei­ne Punkt­lan­dung hin. In die­sem Jahr ver­zeich­ne­te die grö­ß­te Ge­burts­kli­nik in Meck­len­burg-Vor­pom­mern 2.829 Ge­bur­ten (2020: 2.787). Ins­ge­samt 2.919 Kin­der (2020: 2.883) wer­den spä­ter in ih­rem Pass als Ge­burts­ort Ros­tock zu ste­hen ha­ben, dar­un­ter 1.433 Mäd­chen und 1.486 Jun­gen. Dar­un­ter wa­ren 90 Zwil­lings­pär­chen (2019: 96). Für ei­nen klei­nen Bu­ben mit ei­nem Ge­burts­ge­wicht von nur 370 Gramm gab es ein Hap­py End. Sei­ne Fa­mi­lie konn­te mit dem Klei­nen nach vier Mo­na­ten Auf­ent­halt in der Kli­nik für Neo­na­to­lo­gie das Weih­nachts­fest zu­hau­se fei­ern.

„Für uns war es das zwei­te Jahr un­ter Pan­de­mie­be­din­gun­gen. Erst­mals hat­ten wir mit 30 Schwan­ge­ren auch ei­nen er­heb­li­chen An­teil an Frau­en zu be­treu­en, die sich mit dem Co­ro­na­vi­rus in­fi­ziert hat­ten und sich na­tür­lich be­son­de­re Sor­gen um ih­re Ge­burt und die Ge­sund­heit ih­res Kin­des ge­macht ha­ben“, sag­te die Lei­ten­de Ober­ärz­tin der Uni­ver­si­täts­frau­en­kli­nik am Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock, Dr. Kers­tin Ha­gen. „Bis auf zwei Aus­nah­men mit schwe­re­ren Ver­läu­fen hat­ten al­le Frau­en nur ei­nen leich­ten Er­kran­kungs­ver­lauf oder wa­ren so­gar sym­ptom­frei. Auch sie wur­den und wer­den mit ih­rem Kind, wenn auch iso­liert, auf der Ent­bin­dungs­sta­ti­on un­ter­ge­bracht. Un­se­re Er­fah­rung ist, dass sich schwan­ge­re Frau­en mit der Imp­fung im­mer noch sehr zu­rück­hal­ten. Wir wür­den ei­ne Imp­fung emp­feh­len.“

Kay­lee Se­re­ni­ty, Ke­ke und Le­s­ca­dio?

Das Jahr war je­doch nicht nur aus Pan­de­mie­sicht ein­mal mehr ein­zig­ar­tig. Im­mer wie­der er­le­ben die Fach­pfle­ge­kräf­te, Heb­am­men so­wie Ärz­tin­nen und Ärz­te klei­ne und grö­ße­re Wun­der. So ver­lief ei­ne Ge­burt fast wie ein Road­mo­vie. Ei­ne jun­ge Frau aus Schles­wig-Hol­stein woll­te mit ei­nem An­hän­ger die Fahr­zeu­ge von ei­ner pri­va­ten Mo­ped-Tour aus Küh­lungs­born ab­ho­len, als es zu Kom­pli­ka­tio­nen mit ih­rem un­ge­bo­re­nen Ba­by kam. Dar­auf­hin soll­te sie mit ei­nem Ret­tungs­wa­gen in die Kli­nik ge­bracht wer­den. Der hat­te je­doch ei­nen Un­fall auf der Au­to­bahn und es muss­te ein neu­er Kran­ken­trans­port her. End­lich an­ge­kom­men muss­te das Kind auch so­fort ge­holt wer­den und schon bald dar­auf konn­te die glück­li­che Mut­ti mit ih­rem Neu­ge­bo­re­nen wohl­auf ins Nach­bar­bun­des­land ent­las­sen wer­den.

„Die meis­ten Ge­bur­ten ver­lau­fen nor­mal, so dass wir sol­che au­ßer­ge­wöhn­li­chen Fäl­le in be­son­de­rer Er­in­ne­rung be­hal­ten“, so die Gy­nä­ko­lo­gin. Eben­so wie die Pa­ti­en­tin, de­ren Mut­ter­mund sich be­reit in der 22. Schwan­ger­schafts­wo­che viel zu früh ge­öff­net hat­te. „Wir woll­ten die Hoff­nung je­doch nicht auf­ge­ben und ha­ben den Mut­ter­mund ope­ra­tiv ver­schlos­sen“, be­rich­te­te die Ärz­tin. „Fünf Wo­chen spä­ter konn­te die Frau ge­sun­de Zwil­lin­ge auf die Welt brin­gen.“

Die jüngs­te Mut­ti war in die­sem Jahr 15 Jah­re, die äl­tes­te 49 Jah­re. Ei­ne Mut­ter freu­te sich gar über ihr elf­tes Kind. Den wei­tes­ten Heim­weg hat­te ei­ne Ur­lau­be­rin aus Darm­stadt, de­ren Ba­by nicht mehr war­ten woll­te. Die „schwers­te“ Ge­burt war ein Mäd­chen mit 5.620 Gramm.

„Wich­tig war uns, dass die wer­den­den Müt­ter bei der Ge­burt im­mer be­glei­tet wer­den konn­ten“, be­ton­te Dr. Kers­tin Ha­gen, die dar­auf ver­wies, dass dies ak­tu­ell auf­grund der ak­tu­el­len La­ge nur für ge­impf­te Part­ner gel­te. Die Wahl auf die wohl aus­ge­fal­lens­ten Na­men fiel in die­sem Jahr auf Kay­lee Se­re­ni­ty und Ke­ke bei den Jungs und auf Pop­py und Win­nie (Zwil­lin­ge) und Le­s­ca­dio bei den Mäd­chen.

Nach­sor­ge­schwes­ter hilft bei Ri­si­ko­früh­chen

Mit der Kli­nik für Neo­na­to­lo­gie und der Uni­ver­si­täts­frau­en­kli­nik steht den Fa­mi­li­en das grö­ß­te Pe­ri­na­tal­zen­trum (LE­VEL I) des Lan­des zur Ver­sor­gung von Früh- und Neu­ge­bo­re­nen zur Ver­fü­gung. Im Vor­jahr wur­den dort ins­ge­samt 276 Mäd­chen und Jun­gen vor dem er­rech­ne­ten Ge­burts­ter­min ge­bo­ren (2020: 313). Ei­nen län­ge­ren Start ins Le­ben und Auf­ent­halt in der Kli­nik ha­ben Früh­chen un­ter 1.500 g. Im Vor­jahr be­traf das 54 klei­ne Kämp­fer­her­zen un­ter 1.500 g und 31 Ex­trem­früh­star­ter un­ter 1.000 g.

„Die Freu­de war sehr groß in un­se­rem Team, als un­ser Ex­trem­früh­chen, ein klei­ner Jun­ge mit 370 Gramm Ge­burts­ge­wicht, nach vier Mo­na­ten nach Hau­se ent­las­sen wer­den konn­te“, be­ton­te der Lei­ten­de Ober­arzt in der Kli­nik für Neo­na­to­lo­gie, Dr. Ralf See­li­ger. „Die El­tern konn­ten ge­mein­sam mit ih­rem Kind Weih­nach­ten zu­hau­se fei­ern. Au­ßer­dem stel­len wir Fa­mi­li­en mit ex­trem un­reif ge­bo­re­nen Früh­chen ei­ne Nach­sor­ge­schwes­ter zur Sei­te. Die­se be­treut die Müt­ter und Vä­ter nach ei­nem län­ge­ren Kli­nik­auf­ent­halt, um den Über­gang in ei­ne selb­stän­di­ge Ver­sor­gung zu er­leich­tern. Das spe­zi­el­le so­zi­al­me­di­zi­ni­sche An­ge­bot der Kli­nik kann sich über meh­re­re Mo­na­te er­stre­cken und wird von den El­tern im­mer sehr dank­bar an­ge­nom­men. Pan­de­mie­be­dingt kann die auf­su­chen­de Nach­sor­ge ak­tu­ell nur bei Kin­dern voll­stän­dig ge­impf­ter El­tern statt­fin­den.“

In der Kli­nik für Neo­na­to­lo­gie ste­hen 14 In­ten­siv­ein­hei­ten und elf Nach­sor­ge­plät­ze zur Ver­fü­gung. Ein Vor­teil ist auch der am Süd­stadt­kli­ni­kum sta­tio­nier­te In­ten­siv­trans­port­hub­schrau­ber Chris­toph 92 von der Jo­han­ni­ter Luft­ret­tung. So ging der längs­te Hub­schrau­ber-Ver­le­gungs­flug im In­ku­ba­tor nach Cel­le, um ein zu früh ge­bo­re­nes Ur­lau­ber­kind hei­mat­nah zu ver­le­gen.

Mehr Wohl­fühl­at­mo­sphä­re für die El­tern

Das Kli­ni­kum Süd­stadt plant die Schaf­fung von meh­re­ren Fa­mi­li­en­zim­mern und gro­ß­zü­gi­gen Auf­ent­halts­be­rei­chen für die frisch­ge­ba­cke­nen Müt­ter und Vä­ter. Das kün­dig­te Ver­wal­tungs­di­rek­tor Stef­fen Voll­rath an. „Bau­be­ginn ist vor­aus­sicht­lich noch En­de des ers­ten Halb­jah­res. Die Kos­ten der Mo­der­ni­sie­rung in Hö­he von ca. 500.000 Eu­ro trägt das Kli­ni­kum aus Ei­gen­mit­teln. „Wir möch­ten, dass die jun­gen El­tern nach der Ge­burt die ers­te Stun­den und Ta­ge im Kli­ni­kum ge­mein­sam in ei­ner an­ge­neh­men At­mo­sphä­re er­le­ben kön­nen“, so Voll­rath.