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Rede des Senators für Bau und Umwelt Holger Matthäus anlässlich der Verleihung des Umweltpreises der Hansestadt Rostock 2016 am 7. Juni 2016

Pressemitteilung vom 07.06.2016

Sehr geehrte Mitglieder der Bürgerschaft,
sehr geehrter Herr Dekan Prof. Mohr,
sehr geehrte Preisträger,
liebe Gäste,

ich freue mich sehr, Sie in Vertretung des Rostocker Oberbürgermeisters, Herrn Roland Methling, heute zur Verleihung des Umweltpreises der Hansestadt Rostock des Jahres 2016 begrüßen zu dürfen.

Die Umweltpreisverleihung anlässlich des Weltumwelttages ist Rostocker Tradition.
Das Thema des Schutzes unserer Erde, der Umweltschutz, ist weiter tagesaktuell.
Es geht der Erde schlechter denn je. Boden, Wasser und Luft sind riesengroße Müllkippen: von den Molekülen Kohlendioxid und Schwefeldioxid, über giftige Schwermetalle bis hin zum Makroplastemüll in den Ozeanen. Das Klima ändert sich, die Artenvielfalt geht dramatisch zurück, die Wälder werden gefällt, die Böden versiegelt, Wasser wird knapp. Kleine Erfolge lösen nicht weltweite Probleme. Aber sie sind Hoffnungsschimmer, finden Nachahmer und fordern Größeres heraus.

Wir brauchen uns in Rostock nicht zu verstecken. Wir haben keine Vermüllung der Landschaft, sondern sortieren fleißig und arbeiten an der Recyclingwirtschaft. Unser Kohlendioxidausstoß geht zurück und wir sind beim Einstieg in die CO2-freie Energieversorgung. Wir haben gesetzlich gesicherte Landschafts- und Naturräume, allen voran unseren 60 Quadratkilometer großen Stadtwald und verteidigen sie alle gegen Bausünden. Wir nutzen immer häufiger die Verkehrsmittel des Umweltverbundes. Radfahren ist modern und schick. Es gibt viele ökologische Leitlinien, an denen entlang wir Stadtentwicklung betreiben. Der Umweltpreis spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle.

Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind eine gute Widerspiegelung der Möglichkeiten praktischer Umwelt- und Naturschutzarbeit - mit den ehrenamtlichen Naturschutzgruppen, engagierten Einzelpersonen, Bildungseinrichtungen, Vereinen und Verbänden. In der Breite unserer Gesellschaft ist es notwendiger denn je, sich mit der Ökologie, mit dem Zusammenhang von Mensch und Natur, auseinanderzusetzen. Bemühungen um den Erhalt der Natur, um die Verbesserung der Umweltbedingungen und um ganzheitliche Lösungen können aber nicht nur von der staatlichen Verwaltung und deren Acht-Stunden-Arbeitstag ausgehen. Notwendig sind Vereine, Verbände, Unternehmen oder einzelne Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv engagieren.

Mit diesem auf 3.500 Euro dotierten Preis möchten wir herausragende, ehrenamtliche Leistungen auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes würdigen. Die notwendige kritische Auseinandersetzung mit Umweltproblemen in der Öffentlichkeit soll gefördert und Anreize für eine wirkungsvolle Bewältigung dieser Probleme gesetzt werden. Die Projekte beziehen sich maßgeblich auf die Hansestadt Rostock oder auf die Umlandregion und es sind Projekte, an denen einzelne Personen oder Gruppen arbeiten. Im Zeitraum von 1995 bis 2014 wurde der Umweltpreis an insgesamt 22 Preisträgerinnen und Preisträger verliehen.

Auch in diesem Jahr hatte das Preisgericht, das mit dem Dekan der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät, Angehörigen der Fraktionen unserer Bürgerschaft und der Verwaltung besetzt war, die Aufgabe zu erfüllen, eine würdige Preisträgerin zu finden.
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank dafür.

Liebe Gäste,
ihre Stadtverwaltung möchte beim Umweltschutz natürlich mit gutem Beispiel voran gehen.
Lassen Sie mich wenige Schlagworte nennen und erläutern.

Fairtrade - gerechter Handel mit den Menschen dieser Welt – Rostock ist dabei! Seit 2012 unternimmt die Hansestadt große Anstrengungen, um den uns verliehenen Titel „Fairtrade-Stadt“ zu rechtfertigen. Zwischenzeitlich waren wir sogar Deutsche Hauptstadt des fairen Handels. Allen, die sich daran beteiligen, die zielstrebig und unbeirrt dabei mithelfen, danke ich von ganzem Herzen.

Meine Damen und Herren,
mit der Zustimmung aller 195 Mitgliedstaaten zum Weltklimavertrag erlangte die Weltgemeinschaft im vergangenen Dezember auf dem Klimagipfel in Paris nach rund 20 Jahren erstmals wieder einen großen Erfolg. Hoffentlich ist es der lang ersehnte Durchbruch und hoffentlich wird damit ein gemeinsames Zeichen für den Klimaschutz gesetzt.
Ein ehrgeiziges Projekt ist deshalb die Umsetzung des „Masterplanes 100 % Klimaschutz“ in Rostock. Ab sofort begleitet eine Steuerungsgruppe unter der Leitung des Oberbürgermeisters diesen Prozess. Bis zum Jahr 2050 wollen wir in Rostock die Ziele des „Masterplans 100 % Klimaschutz“ erreichen. Um die Treibhausgase um 95 Prozent zu reduzieren und den Energieverbrauch um 50 Prozent zu senken, müssen künftig alle Entscheidungen auch unter dem Blickwinkel der Einhaltung unserer Klimaschutzziele getroffen werden. Die Federführung bei diesem Prozess hat übrigens die Klimaschutzleitstelle - zwei engagierte Frauen, auch seit 1. Mai als Stabsstelle direkt beim Senator angegliedert.

Auch der Klimaschutz kann nur zusammen mit unserer Stadtgesellschaft gelingen. Ich will beispielhaft nur unser Energiebündnis i.G., das Netzwerk Windkraft oder die Engagierten mit ihren Bürgersolaranlagen nennen. 2015 hat die Bürgerschaft die Strategie zur Förderung der Elektromobilität beschlossen. Die Hansestadt Rostock möchte die Verbreitung von Elektromobilität auf allen Ebenen unterstützen. Dafür gibt es in der Stadtverwaltung einen Mobilitätskoordinator. Übrigens auch direkt bei mir als Stabsstelle angegliedert. Die Entwicklung einer Elektromobilitätsstrategie und eines Aktionsplans stellt hierbei den ersten Schritt dar. In die Strategie flossen die Ergebnisse aus zwei Elektromobilitätsforen ein. Hier wurden die lokalen und regionalen Akteure aus Stadtverwaltung, Verbänden, Unternehmen und von Forschungseinrichtungen in Rostock zusammen gebracht. Rostock setzt schon lange und zunehmend auf die e-Mobilität, denken wir nur an die Straßenbahnen, die Dutzenden e-Autos und Pedelecs in den Firmenflotten. Kommunale Unternehmen wie die Stadtwerke Rostock und die RSAG übernehmen hier wie auch die Stadtverwaltung eine Vorbildrolle. Dazu gehören multimodale Verknüpfungspunkte im Verkehr, eine Verbesserung des Fuhrparkmanagements und die Kooperation mit Car-Sharing-Unternehmen. Im Tourismus werden e-Mobilitätskonzepte für das Seebad Warnemünde erörtert. Auch soll zukünftig entsprechend dem Motto „Teilen statt Besitzen“ verstärkt das Auto- und Rad-Teilen in der Hansestadt Rostock gefördert werden. Neue Mobilität kann nur mit Verbänden und Vereinen zusammen entwickelt und umgesetzt werden, wie dem ADFC, dem VCD, ACE oder hier bei uns Tourismusvereinen.

Stichwort Klimawandel.
Das Rostocker „Konzept zur Anpassung an den Klimawandel“ aus dem Jahr 2012 beinhaltet einen Maßnahmenplan für verschiedene kommunale Handlungsfelder. unter anderem Sturmflutschutz und Starkregenvorsorge sowie klimabewehrte Stadtentwicklung. Das Konzept ist notwendig, da sich auch die Hansestadt Rostock auf veränderte klimatische Bedingungen, wie zum Beispiel einen Anstieg der Jahresmitteltemperatur, des Meeresspiegels oder verstärkte Extremwetterereignisse einstellen muss. Ein wichtiger Bestandteil ist das „Integrierte Entwässerungskonzept für die Hansestadt Rostock“ zur Bewertung von Hochwassergefährdungen und - Risiken im Stadtgebiet. Der nun folgende Integrale Entwässerungsleitplan soll die die Leistungsfähigkeit der derzeitigen Entwässerungssysteme im Stadtgebiet ganzheitlich analysieren sowie Defizite und Handlungsnotwendigkeiten herausarbeiten. Wenn wir die Ereignisse der letzten 14 Tage in Süddeutschland verfolgen: das Thema wird wichtiger denn je. 200 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde….Übrigens möchte ich an dieser Stelle daran erinnern, dass wir 2011 nach dem Starkregen in Rostock ganz eng mit der Bürgerinitiative Evershagen Dorf den Hochwasserschutz entwickelt haben.

Der wachsende Wohnraumbedarf – 10.000 neue Wohnungen sollen in den nächsten Jahren gebaut werden - und die wirtschaftliche Entwicklung in der Hansestadt Rostock erfordern nicht nur eine zügige Bearbeitung und Durchführung von Genehmigungs- und Bauleitplanverfahren. Gleichzeitig gilt es, neueste Erkenntnisse und rechtliche Anforderungen des Umweltschutzes umzusetzen.

Stichwort: kommunale Umweltplanung. Ich möchte hier auch das ganz spezielle Rostocker hohe Gut der Kleingartenkultur erwähnen. Fast 17.000 Gärten, die eine wichtige Funktion in Stadtgesellschaft und Stadtökologie innehaben. Hier gilt es sehr sorgsam gemeinsam zu planen.

Stichwort grüne Fernwärme.
Ein zentraler Baustein der Rostocker Energiewende ist die derzeitige und künftige Wärmeversorgung aus dem Fernwärmenetz. Fernwärme wird zentral aus einer Gas- und Dampfturbinenanlage in Kraft-Wärme-Kopplung gespeist und deckt rund 40 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt. Sie soll als Kernkomponente des Energieversorgungssystems strategisch erhalten bleiben bzw. noch ausgebaut werden. Dazu muss perspektivisch auf Energiequellen gemäß den Zielen des Masterplans orientiert werden. Unser großes Vorbild ist Kopenhagen: 100 Prozent mit Fernwärme versorgt und gespeist aus einem Mix alternativer und regenerativer Energien.

Auch die Stadtverwaltung will Vorbild sein und hat sich das Ziel einer klimaneutralen Verwaltung auf die Fahnen geschrieben. Sie checkt den eigenen Energieverbrauch. Durch bewussteres Handeln konnten von 2010 bis 2013 der Energieverbrauch um rund vier Prozent und die CO2-Emissionen um ca. elf Prozent verringert werden. So nutzt die Verwaltung zum Beispiel immer mehr Recyclingpapier und über 40 Erdgas- und Elektrofahrzeuge wurden beschafft. Nicht zu vergessen sind die Projekte und Kampagnen, die nur unter Mitwirkung der Rostocker Bevölkerung gelingen.

Genannt seien hier beispielsweise die große Bürgerbeteiligung zur Erstellung des Lärmaktionsplans, des Mobilitätsplans Zukunft, zahlreicher städtebaulicher Planungen sowie der jährlich stattfindende Klima-Aktionstag für nachhaltige Mobilität und Klimaschutz.

Aktuell werden Leitlinien zur Bürgerbeteiligung erarbeitet. Fachlich kundige und engagierte Bürgerinnen und Bürger gerade auf dem Umweltsektor wären starke und wichtige Partner für unsere Stadtgesellschaft und speziell für die Verwaltung. Wie Sie sehen, gibt es in Rostock sehr vielfältige Ideen und Projekte zur umweltgerechten Entwicklung unserer Stadt.

Aber: Umweltbewusstsein muss erlernt werden. Denn umweltgerechtes Handeln und das Wissen über die Endlichkeit aller Dinge werden uns nicht mit in die Wiege gelegt.

Stichwort Umweltbildung.
Viele unserer Projekte und das Erlernen von Umweltsensibilität lassen sich nur mit beherztem Ehrenamt umsetzen. Wir brauchen aber auch mehr Umweltbildung für unsere Kinder. Das Umweltbildungszentrum (UBZ) der Neunziger Jahre wäre heute wichtiger als damals….Solche Wettbewerbe und Auszeichnungen wie der heutige Umweltpreis, die das Thema Umwelt in den Mittelpunkt der Berichterstattung setzen, von großer Bedeutung für eine berechenbare Zukunft unserer Stadtgesellschaft. Aber natürlich auch bei der Förderung wissensdurstiger junger Menschen in Wissenschaft und Forschung. Junge Menschen, die ihren Wissensdurst an unserer 597 Jahre alten jungen Universität stillen. Wettbewerbe liefern nicht nur wertvolle Ideen und Initiativen für die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung dieser Stadt. Sie zeigen auch, dass hier hohes Innovationspotential und Identifizierung mit der Hansestadt Rostock zu verzeichnen sind.