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Rede von Oberbürgermeister Roland Methling bei "Rostock geht (R)AUS!"

Pressemitteilung vom 02.05.2005



- Es ist gilt das gesprochene Wort! -


Demonstration gegen die Sparpläne der Landesregierung an der Rostocker Universität auf dem Universitätsplatz

Liebe Rostockerinnen und Rostocker, liebe Professoren, Dozenten, Studenten,

Rostock geht (R)AUS! Toll, dass Sie heute alle zu dieser Demo gekommen sind - hier im Zentrum unserer Stadt vor den Toren der ältesten Universität im Norden Europas. Wer hier steht, zeigt deutlich: Ganz Rostock stellt sich hinter ihre Universität und erteilt Sparplänen, die die Zerstückelung und Zerschlagung der Rostocker Uni zum Ziel haben, eine klare Absage.

Liebe Rostocker,

das Land beschäftige zu viele Bedienstete, es müsse gespart werden, heißt es aus Schwerin. Deshalb sollen in der gesamten Hochschullandschaft Mecklenburg-Vorpommerns nach Willen des Bildungsministeriums insgesamt 600 Stellen * das sind 1/5 der Gesamtbeschäftigten * wegfallen. Und den Löwenanteil dieser Sparaktion soll Rostock tragen.

Aber Rostock wehrt sich und das ist gut so. Seit Bekannt werden der Sparpläne, die die Schließung und Verlagerung von Studiengängen wie BWL oder Jura, z.B. nach Greifswald, vorgesehen hatte, kämpfen Studierende und Professoren in Rostock Seite an Seite mit kreativen Aktionen und ganz viel Einsatz gegen die Zerschlagung ihrer Universität.

Nicht erst seit der PISA-Studie weiß jeder: Wer an der Bildung spart, spart an der Zukunft. Bildung ist der Schlüssel zu Innovation und neuen Arbeitsplätzen. Wer sich also an unserer Universität vergreift, der vergreift sich an einem Lebensnerv der Stadt.

Aus allen gesellschaftlichen Bereichen kommt lautstarker Protest in Richtung Schwerin. Ich danke allen, die sich aktiv und massiv für die Rostocker Universität stark machen und die Aktionen der Studierenden finanziell und ideell unterstützen.

Die Bürgerschaft hat sich in einem fraktionsübergreifenden Beschluss für die Stärkung der Universität und gegen die Schließung von Fachbereichen positioniert. Und unter meiner Verantwortung vollzieht auch die Rostocker Stadtverwaltung den engen Schulterschluss mit der Uni und wird die Zusammenarbeit intensivieren.

Auch die Wirtschaft in Rostock steht fest an der Seite der Universität. Wissenschaft und Wirtschaft brauchen einander, sie leben von einander. Die exzellente Grundlagen- und angewandte Forschung in Rostock schafft neue Produkte, Technologien und Dienstleistungen und damit neue Arbeitsplätze. Unternehmen brauchen hochqualifiziertes Personal, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Und das sichert Arbeitsplätze!

Die Demontage der Universität hätte daher nicht nur massive Folgen für hier angesiedelte Unternehmen, die auf leistungsfähige Forschungseinrichtungen der Uni angewiesen sind. Sie wäre auch ein fatales negatives Signal an alle Investoren, die sich hier ansiedeln wollen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Das wollen, das können wir nicht zulassen!.

Gestern hat sich Bildungsminister Metelmann mit den Rektoren der Hochschulen in Hasenwinkel getroffen und seine Vorschläge zu den Strukturveränderungen und Sparplänen in der Hochschullandschaft vorgestellt. Am Ende des Papiers wird von der Bildung von Exzellenzentren gesprochen. Die Vorschläge des Ministers zeigen deutlich, dass Schwerin ganz sicher kein Exzellenzzentrum ist! Das Ministerkonzept ist keins, verfügt weder über klare Konturen noch Visionen noch den Ansatz zur Zukunftsfähigkeit der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern und ist nichts als ein Schnellschuss. Forschung und Lehre an den Universitäten sollen überproportional gekürt werden und das betrifft auch Rostock. Werden die Vorschläge Realität, gehen Rostock ca. 100 Stellen und über 3.000 Studenten verloren.

Was das für die lokale Wirtschaft und die Entwicklung unserer Stadt bedeuten würde, kann sich jeder an zehn Fingern ausrechnen.

Damit aber nicht genug. Eine zerstückelte Hochschule und ein eingeschränktes Studienangebot macht das gesamte Studium in Rostock unattraktiv. Deshalb müssen wir perspektivisch mit noch weit größeren Verlustzahlen von Studenten rechnen. Und vergessen wir nicht das wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Personal mit ihren Familien, die durch die Schließung von Fachbereichen von Arbeitslosigkeit betroffen sein werden. Die Folge: die Uni blutet aus! Eine katastrophale Entwicklung für die Stadt stünde uns bevor. Wer so spart, setzt die Zukunftsfähigkeit von Rostock und damit vom gesamten Land Mecklenburg-Vorpommern aufs Spiel und spart uns kaputt!

Ich sage deutlich: Rostock tritt nicht gegen Greifswald oder andere Standorte an. Die Hochschulen müssen jetzt zusammen stehen und dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Es muss aber auch klar sein: wer mit Hochschulpolitik Strukturpolitik betreibt, und den Starken schwächt, erweist dem ganzen Land einen Bärendienst. Wir müssen es ganz deutlich sagen - auch wenn so mancher in Schwerin es nicht gerne hört: Nicht Wismar oder Greifswald, nein, Rostock ist das wirtschaftliche, das kulturelle, das touristische und vor allem das wissenschaftliche Zentrum dieses Landes.

Wer dieses Zentrum schwächt, schwächt das gesamte Land. Rostock ist ein starker Wachstumskern, ein wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Leuchtturm, der weit über unsere Landesgrenzen ausstrahlt. Lassen wir nicht zu, dass dieses Licht langsam schwächer wird und schließlich ganz ausgeht!

Liebe Rostockerinnen und Rostocker,

morgen, am 30. April werden die Hochschultage durchgeführt. Die Uni Rostock stellt sich den bildungshungrigen jungen Menschen vor und wirbt um neue Studierende. Rostock freut sich über jede und jeden, der sich für ein Studium hier oben an der Ostseeküste entscheidet.

Anstatt aber attraktive Studien- und Forschungsbedingungen zu schaffen, Rostocks positives Image als Wissensstandort zu stärken und hochkarätige Wissenschaftler und Studenten nach Rostock zu holen, zeichnet Schwerin mit seinem Sparkonzept ein wahres Horrorszenario. Ergebnis wäre die Zerschlagung einer international renommierten Traditions-Universität. Damit schickt die Landesregierung die Hansestadt Rostock und das ganze Land sehenden Auges in die bildungspolitische Bedeutungslosigkeit. Wer wird sich denn unter solchen Voraussetzungen noch für ein Studium in Rostock entscheiden?

Die Pläne der Landesregierung dürfen nicht Realität werden. Dafür macht sich die gesamte Stadt stark und geht (R)AUS!

Rostock geht (R)AUS, weil Rostockerinnen und Rostocker die die Demontage einer der traditionsreichsten Universitäten in Deutschland nicht hinnehmen.

Rostock sagt nein zur Zerschlagung universitärer Strukturen, die die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt gefährdet und damit Arbeitsplätze vernichtet!

Rostock zeigt Flagge gegen das Kaputtsparen des wichtigsten Zukunftspotenzials unserer Stadt: den klugen Köpfen junger Menschen!

Liebe Rostockerinnen und Rostocker,

gegen den massiven Widerstand einer ganzen Stadt kann keine Regierung handeln. Deshalb lassen Sie uns gemeinsam weiter für den Erhalt und den Ausbau unserer Universität kämpfen. Ich bin sicher: Am Ende werden wir erfolgreich sein!