Rostock zählt 40 Baumnaturdenkmale
Pressemitteilung vom
40 ausgewiesene Baumnaturdenkmale wachsen gegenwärtig im Rostocker Stadtgebiet, darunter so stattliche Zeitzeugen wie die Rosskastanie in Alt Bartelsdorf oder die Sommerlinde auf dem Kirchhof Biestow. Baumkontrolleure des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege überwachen sie regelmäßig, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und sie so lange wie möglich zu erhalten. So werden beispielsweise Kronensicherungen eingebaut, Schutzzäune um den Kronentraufbereich aufgestellt und Schnitte zur Entlastung der Krone vorgenommen.
Neun der 40 Baumnaturdenkmale gehören zu den sogenannten „Intensivpatienten. Diese Bäume haben bereits ein ernsthaftes Problem, das nicht mehr gelöst werden, sondern nur noch aufgehalten werden kann. Dies betrifft die bekannte Friedenseiche am Steintor, die 1871 zu Ehren der im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Offiziere und Mannschaften des Füsilier- Regiments Nr. 90 gepflanzt wurde. Eine „Schwester wuchs ursprünglich auf der anderen Straßenseite. Diese Eiche hatte bereits kurz nach der Wende eine Standortverbesserung erhalten. Dazu wurde ihre Baumscheibe vergrößert und eine Behandlung mit Mykorrhizapilzen vorgenommen. Nach dieser Maßnahme verbesserte sich ihre Vitalität zunehmend. Seit einigen Jahren schwächelt sie jedoch wieder. Das Laub sieht nicht mehr gesund aus und der Zuwachs lässt zu wünschen übrig. Am Stammfuß siedelte sich Leberpilz an, der Braunfäule im Kernholz verursacht. Diese Holzzersetzung schreitet zwar sehr langsam voran, jedoch macht die Vitalität der Friedenseiche den Stadtgärtnern Sorgen. Sie wird regelmäßig einem externen Gutachter vorgestellt, um Lösungen für einen möglichst langen Erhalt zu erarbeiten.
Ein anderes Beispiel für eine besonders intensive Betreuung ist die etwa 100 Jahre alte Rosskastanie in Alt- Bartelsdorf. Sie gehörte ursprünglich zum Gutspark und ist sehr eng mit der Ortsgeschichte verbunden. Durch Wetterunbilden hatte sie bereits mehrere Ausbrüche von Starkästen hinnehmen müssen, wodurch Fäule in das Holz eingedrungen ist. Und doch steht sie stolz und schön an ihrem Platz. Auch sie wird regelmäßig einem Gutachter vorgestellt, der in diesem Jahr noch einmal einen Schnitt verordnet hat.
Aber manchmal können auch die Baumpfleger und Gutachter beim besten Willen nichts mehr machen, wie zum Beispiel bei der Pappel am Gehlsdorfer Ufer. Dieser einst so mächtige Baum leidet unter der Rindenbranderkrankung, durch die alljährlich zahlreiche Äste absterben. Das Team Stadtbäume des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege lässt den Baum alljährlich schneiden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Leider wird der Baum mit jedem Schnitt kleiner. Von seiner einstigen Schönheit ist wenig geblieben. Der Stamm wirkt zwar immer noch beeindruckend und mächtig, aber das Erscheinungsbild ist insgesamt nicht mehr arttypisch.
Ähnlich geht es der Sommerlinde in der III. Querstraße in Warnemünde, die durch alte Verletzungen und schlechte Standortbedingungen sehr viel Totholz bildet. Auch hier muss wegen des beengten Standortes fast jährlich geschnitten werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, so auch in diesem Jahr wieder. Dadurch wird auch dieser Baum stetig kleiner und hat bereits seine einst weithin sichtbare imposante Gestalt eingebüßt.
Irgendwann sind solche Bäume ganz verschwunden. Aus diesem Grund werden auch Vorschläge für die Ausweisung neuer Naturdenkmale immer gründlich geprüft. Darüber hinaus haben die Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner haben zusammen mit der Ostseebaumschule in Kröpelin das Projekt „Junge Riesen gestartet, das junge Bäume aus dem Genpotenzial der „Alten heranzieht. Nach ein paar Jahren können dann die Kinder der Friedenseiche, der Rosskastanie in Alt Bartelsdorf und auch der Sommerlinde vom Kirchhof Biestow wieder in den städtischen Parks und Grünanlagen gepflanzt werden. Bis es soweit ist, können sich alle Rostocker und Gäste hoffentlich noch lange an den besonderen Naturdenkmalen erfreuen. Ein Besuch des verwilderten Kulturapfels in der Sandgrube Stoltera oder der Blutbuche am Steintor lohnt sich. Unter dem Blätterdach solcher schönen Bäume entsteht eine besondere Atmosphäre, ein eigener Raum, dessen Entdeckung sich lohnt.
Steffie Soldan
Teamleiterin Stadtbäume
Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege