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Na­vi­ga­ti­on

Ad­op­ti­on: Ein­wil­li­gung ei­nes El­tern­teils in die Ad­op­ti­on er­set­zen

Sie wol­len Ihr Kind zur Ad­op­ti­on frei­ge­ben, das Kind stimmt dem auch zu, aber die er­for­der­li­che Ein­wil­li­gung des an­de­ren El­tern­teils fehlt? Dann kann das Fa­mi­li­en­ge­richt die­se feh­len­de Ein­wil­li­gung in be­stimm­ten Aus­nah­me­fäl­len er­set­zen.

Die Er­set­zung der Ein­wil­li­gung soll ver­hin­dern, dass für das be­trof­fe­ne Kind er­heb­li­che ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen ent­ste­hen, wenn es nicht ad­op­tiert wer­den kann. Leich­te Nach­tei­le recht­fer­ti­gen kei­ne Er­set­zung ei­ner Ein­wil­li­gung in ei­ne Ad­op­ti­on.

Zeigt sich ein El­tern­teil dem Kind ge­gen­über gleich­gül­tig, muss ihn das Ju­gend­amt dar­über in­for­mie­ren, dass ei­ne Er­set­zung der Ein­wil­li­gung mög­lich ist. Es muss den El­tern­teil dar­auf hin­wei­sen, dass das Fa­mi­li­en­ge­richt die Ein­wil­li­gung erst nach Ab­lauf von 3 Mo­na­ten nach der Be­leh­rung er­set­zen darf.

Die­se Be­leh­rung ist nicht er­for­der­lich, wenn der Auf­ent­halt des an­de­ren El­tern­teils nicht be­kannt ist und trotz Be­mü­hun­gen des Ju­gend­am­tes in 3 Mo­na­ten nicht fest­ge­stellt wer­den kann.

Die­se Be­ra­tung er­folgt nicht, wenn

  • das Kind be­reits län­ger in der Fa­mi­lie, die es ad­op­tie­ren will, in Pfle­ge ist und
  • bei ei­ner Auf­nah­me in den Haus­halt des El­tern­teils schwe­re Schä­den für das Kind zu er­war­ten wä­ren.

In den Fäl­len, in de­nen Sie zum Bei­spiel als Mut­ter die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge aus­üben, muss das Ju­gend­amt den Va­ter über sei­ne recht­li­chen Mög­lich­kei­ten be­ra­ten. Ge­meint ist hier bei­spiels­wei­se ein Hin­weis auf die Mög­lich­keit der Be­an­tra­gung der al­lei­ni­gen el­ter­li­chen Sor­ge für das Kind durch den Va­ter.

  • Frist­ge­bun­de­ne Be­schwer­de (1 Mo­nat)
  • Ge­gen die Ab­leh­nung ist das an­trag­stel­len­de Kind be­schwer­de­be­fugt, ge­gen die Er­set­zung der be­trof­fe­ne El­tern­teil.

Es sind kei­ne wei­te­ren Un­ter­la­gen er­for­der­lich.

Ei­ne Er­set­zung der Ein­wil­li­gung ei­nes El­tern­teils zur Ad­op­ti­on ist mög­lich, 

  • wenn die­ses ge­gen­über dem Kind gleich­gül­tig ist, oder sei­ne Pflich­ten ge­gen­über dem Kind für ei­nen län­ge­ren Zeit­raum grob ver­letzt,
  • wenn es für das be­trof­fe­ne Kind mit be­son­ders schwer­wie­gen­den (un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen) Nach­tei­len ver­bun­den wä­re, wenn ei­ne Ad­op­ti­on nicht er­folgt,
  • wenn die­ser El­tern­teil die el­ter­li­chen Pflich­ten be­son­ders schwer ver­letzt hat und aus die­sem Grund an­zu­neh­men ist, dass das Kind nie im Haus­halt die­ses El­tern­teils le­ben wird,
  • wenn ein El­tern­teil un­ter ei­ner be­son­ders schwe­ren psy­chi­schen Er­kran­kung oder ei­ner be­son­ders schwer­wie­gen­den geis­ti­gen oder see­li­schen Be­hin­de­rung lei­det und aus die­sem Grund das Kind dau­er­haft nicht be­treu­en und er­zie­hen kann und
  • wenn die Ent­wick­lung des Kin­des schwer ge­fähr­det sein wür­de, wenn ei­ne Ad­op­ti­on nicht er­folg­te.

Für ein fa­mi­li­en­ge­richt­li­ches Ver­fah­ren zur Er­set­zung der Ein­wil­li­gung in ei­ne Ad­op­ti­on ent­ste­hen Ih­nen in der Re­gel Kos­ten.
Für die Auf­ga­ben des Ju­gend­am­tes in dem Ver­fah­ren müs­sen Sie nichts be­zah­len.

  • Der An­trag be­darf kei­ner be­son­de­ren Form. Er kann beim ört­lich zu­stän­di­gen Fa­mi­li­en­ge­richt schrift­lich ein­ge­reicht oder zur Nie­der­schrift der Rechts­an­trag­stel­le er­klärt wer­den.
  • An­trags­be­rech­tigt ist aus­schlie­ß­lich das Kind selbst:
    • Für ein Kind, das noch nicht das 14. Le­bens­jahr voll­endet hat, be­an­tragt der ge­setz­li­che Ver­tre­ter be­zie­hungs­wei­se die ge­setz­li­che Ver­tre­te­rin die Er­set­zung der Ein­wil­li­gung des El­tern­teils im Na­men des Kin­des. Hat das Kind das 14. Le­bens­jahr voll­endet und ist nicht ge­schäfts­un­fä­hig, muss es die Er­set­zung selbst be­an­tra­gen.
  • Das Fa­mi­li­en­ge­richt
    • be­tei­ligt den El­tern­teil, des­sen Ein­wil­li­gung er­setzt wer­den soll,
    • be­stellt ggf. ei­nen Ver­fah­rens­bei­stand für das Kind,
    • hört das Ju­gend­amt an und be­tei­ligt es ggf. auf ei­ge­nen An­trag, 
    • ent­schei­det durch Be­schluss, ob es die Ein­wil­li­gung ei­nes El­tern­teils er­setzt.
  • Der Be­schluss wird den Be­tei­lig­ten mit ei­ner Rechts­be­helfs­be­leh­rung be­kannt ge­ge­ben; dem­je­ni­gen, des­sen er­klär­ten Wil­len er nicht ent­spricht wird er zu­ge­stellt.  
  • Das Ver­fah­ren muss rechts­kräf­tig ab­ge­schlos­sen sein, be­vor über ei­nen An­nah­me­an­trag ent­schie­den wer­den kann. Die Er­set­zung der Ein­wil­li­gung wird mit Ein­tritt der Rechts­kraft des Be­schlus­ses wirk­sam.

Die Be­ar­bei­tung dau­ert in der Re­gel meh­re­re Mo­na­te.

  • Die Ein­wil­li­gung in die Ad­op­ti­on kann frü­hes­tens 5 Mo­na­te nach Ge­burt des Kin­des durch das Fa­mi­li­en­ge­richt er­setzt wer­den.
  • Soll das Fa­mi­li­en­ge­richt die Ein­wil­li­gung er­set­zen, weil das Kind dem El­tern­teil gleich­gül­tig ist, kann dies frü­hes­tens 3 Mo­na­te nach Be­leh­rung durch das Ju­gend­amt er­fol­gen, je­doch in kei­nem Fall frü­her als 5 Mo­na­te nach der Ge­burt des Kin­des.