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Na­vi­ga­ti­on

Tier­ver­su­che: Ge­neh­mi­gung be­an­tra­gen

Wenn Sie Tier­ver­su­che durch­füh­ren möch­ten, be­nö­ti­gen Sie grund­sätz­lich vor Ver­suchs­be­ginn ei­ne Ge­neh­mi­gung der zu­stän­di­gen Be­hör­de.

Tier­ver­su­che sind Ein­grif­fe oder Be­hand­lun­gen

  • zu Ver­suchs­zwe­cken an Tie­ren, wenn sie mit Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den für die­se Tie­re ver­bun­den sein kön­nen,
  • zu Ver­suchs­zwe­cken an Tie­ren, die da­zu füh­ren kön­nen, dass Tie­re ge­bo­ren wer­den oder schlüp­fen, die Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den er­lei­den,
  • zu Ver­suchs­zwe­cken am Erb­gut von Tie­ren, wenn sie mit Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den für die erb­gut­ver­än­der­ten Tie­re oder de­ren Trä­ger­tie­re ver­bun­den sein kön­nen,
  • die zur Her­stel­lung, Ge­win­nung, Auf­be­wah­rung oder Ver­meh­rung von Stof­fen, Pro­duk­ten oder Or­ga­nis­men vor­ge­nom­men wer­den oder

durch die Or­ga­ne oder Ge­we­be ganz oder teil­wei­se ent­nom­men wer­den, um zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken oder die zu Aus-, Fort- oder Wei­ter­bil­dungs­zwe­cken vor­ge­nom­men wer­den.

Tier­ver­su­che sind Ein­grif­fe oder Be­hand­lun­gen zu Ver­suchs­zwe­cken (an­ge­streb­ter Er­kennt­nis­ge­winn) an Tie­ren so­wie am Erb­gut von Tie­ren, wenn sie mit Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den für die­se Tie­re ver­bun­den sein kön­nen.

Für die Durch­füh­rung von Tier­ver­su­chen gilt das so ge­nann­te 3-R-Prin­zip: Re­place, Re­du­ce, Re­fi­ne. Das be­deu­tet, dass die Pla­nung und Durch­füh­rung von Tier­ver­su­chen von fol­gen­den Kri­te­ri­en ge­lei­tet wird:

  • Ver­mei­dung von Tier­ver­su­chen
  • Ver­min­de­rung der Tier­zah­len
  • Ver­bes­se­rung der Ver­suchs­be­din­gun­gen. Da­her ist auch die Un­er­läss­lich­keit des Tier­ver­suchs zu prü­fen.

Tier­ver­su­che un­ter­lie­gen grund­sätz­lich ei­ner Ge­neh­mi­gungs­pflicht durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de.

Es gel­ten auch Ein­grif­fe oder Be­hand­lun­gen als Tier­ver­su­che, die nicht Ver­suchs­zwe­cken die­nen (§7 Abs.2 Satz 2 TierSchG):

Dies sind Ein­grif­fe zur Her­stel­lung, Ge­win­nung, Auf­be­wah­rung oder Ver­meh­rung von Stof­fen, Pro­duk­ten oder Or­ga­nis­men; zur Or­gan- oder Ge­webs­ent­nah­men zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken; zu Aus-, Fort- oder Wei­ter­bil­dungs­zwe­cken.

Tier­ver­su­che dür­fen nur durch­ge­führt wer­den, so­weit sie zu ei­nem der auf­ge­zähl­ten Zwe­cke un­er­läss­lich sind. So­fern kein wis­sen­schaft­li­ches Ziel mit dem Vor­ha­ben ver­bun­den ist, ist die Nut­zung oder Be­hand­lung des Tiers kein zu­läs­si­ger Tier­ver­such und ge­nie­ßt so­mit auch nicht des­sen Pri­vi­le­gie­run­gen. Nur wenn Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den die Ver­suchs­fol­gen sein kön­nen, ist das Vor­ha­ben ein Tier­ver­such im Sinn des Ge­set­zes.

Die Ge­neh­mi­gung ei­nes Ver­suchs­vor­ha­bens ist zu er­tei­len, wenn die Vor­aus­set­zun­gen des § 8 TierSchG er­füllt sind. Die Ge­neh­mi­gung wird auf höchs­tens fünf Jah­re be­fris­tet.

Ver­bo­ten sind in Deutsch­land Tier­ver­su­che zur Ent­wick­lung von Kos­me­tik und Wasch­mit­teln, Ta­bak­erzeug­nis­sen, so­wie Tier­ver­su­che zur Ent­wick­lung oder Er­pro­bung von Waf­fen, Mu­ni­ti­on und da­zu­ge­hö­ri­gen Ge­rä­ten so­wie che­mi­schen Kampf­stof­fen.

Wer ge­gen das Ver­suchs­ver­bot ver­stö­ßt, be­geht ei­ne Ord­nungs­wid­rig­keit.

Wi­der­spruch (je nach Lan­des­recht kann der Wi­der­spruch aus­ge­schlos­sen sein), ver­wal­tungs­ge­richt­li­che Kla­ge

  • For­mu­lar An­trag auf Ge­neh­mi­gung oder An­zei­ge von Tier­ver­su­chen
  • Nicht­tech­ni­sche Pro­jekt­zu­sam­men­fas­sung (NTP) muss ent­hal­ten:
    • den Ver­suchs­zweck,
    • den zu er­war­ten­den Nut­zen,
    • die zu er­war­ten­den Schmer­zen, Lei­den und/oder Schä­den,
  • die Tier­ar­ten und Tier­zah­len so­wie die Er­fül­lung der An­for­de­run­gen ge­mäß des Tier­schutz­ge­set­zes (un­er­läss­li­ches Maß, Al­ter­na­tiv­me­tho­den zum Tier­ver­such, Un­er­läss­lich­keit der Be­las­tung, sin­nes­phy­sio­lo­gi­sche Ent­wick­lungs­stu­fe)
  • Glos­sar der im Text ver­wen­de­ten Ab­kür­zun­gen und ggf. spe­zi­fi­schen Fach­aus­drü­cke
  • Lis­te der Li­te­ra­turzi­ta­te (falls nicht im Text ein­ge­ar­bei­tet)
  • ggf. Form­blatt „Ab­schluss­be­ur­tei­lung ge­ne­tisch ver­än­der­ter Zucht­li­ni­en“
  • ggf. Form­blatt „Wie­der­hol­te Ver­wen­dung von Pri­ma­ten“
  • Be­las­tungs­ta­bel­le
  • Score Sheet
  • Auf­zeich­nungs­mus­ter nach § 9 Abs. 5 TierSchG
  • ggf. Per­so­nen­bö­gen
  • Nach­wei­se der Aus­bil­dung so­wie der Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten und der tier­ex­pe­ri­men­tel­len Er­fah­rung der be­tei­lig­ten Per­so­nen
  • ggf. Form­blät­ter „An­ga­ben zur Bio­me­tri­schen Pla­nung“
  • Sta­tis­ti­sches Gut­ach­ten
  • Stel­lung­nah­me der/des Tier­schutz­be­auf­trag­ten
  • ggf. wis­sen­schaft­li­che Be­ur­tei­lun­gen von un­ab­hän­gi­gen Drit­ten
  • Sons­ti­ge:
    • bspw. Me­di­ka­ti­ons­lis­te etc.
  • Der Ver­such ist un­er­läss­lich und kann nicht durch al­ter­na­ti­ve Ver­fah­ren er­setzt wer­den. Er wur­de auch bis­her so nicht durch­ge­führt, ein Er­kennt­nis­ge­winn ist plau­si­bel dar­ge­legt.
  • per­so­nel­le Vor­aus­set­zun­gen lie­gen vor: Wenn Sie Tier­ver­su­che lei­ten, pla­nen und durch­füh­ren, müs­sen Sie Sach­kun­de nach­wei­sen, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der be­las­ten­den Ein­grif­fe und Be­hand­lun­gen, auf den Ein­griff und die Tier­art be­zo­gen  
  • er­for­der­li­che An­la­gen, Ge­rä­te und an­de­re sach­li­che Mit­tel sind vor­han­den  
  • für Tier­ver­su­che, die in Ver­suchs­tier­ein­rich­tun­gen durch­ge­führt wer­den, ist ei­ne Er­laub­nis für die ent­spre­chen­den Tier­ar­ten nach dem Tier­schutz­ge­setz er­for­der­lich.
  • Der Ver­such muss als un­er­läss­lich gel­ten.
  • Die Vor­ge­hens­wei­se muss ethisch ver­tret­bar sein.
  • Es wer­den nur so vie­le Tie­re wie wirk­lich für den Ver­such nö­tig ein­ge­setzt.
  • Schmer­zen, Leid und Schä­den an den Tie­ren müs­sen so ge­ring wie mög­lich sein.
  • Der Ein­satz von al­ter­na­ti­ven Me­tho­den ist nicht mög­lich.
  • Es wer­den nur Tie­re mit mög­lichst ge­rin­gem Ner­ven­sys­tem ver­wen­det.
  • Der Ver­such darf nicht schon ein­mal durch­ge­führt wor­den sein.
  • Der wis­sen­schaft­li­che Nut­zen aus dem Ver­such muss das Leid auf­wie­gen.

Rich­tet sich nach der je­wei­li­gen Ver­wal­tungs­ge­büh­ren­ord­nung des Lan­des bzw. nach den Ge­büh­ren­sat­zun­gen der nach Lan­des­recht zu­stän­di­gen Stel­len.

Die Ge­bühr für die Ge­neh­mi­gung be­trägt 100,00 bis 1.000,00 EUR, gem. Zif­fer 1.6.5. der Ve­te­ri­när­ver­wal­tungs­kos­ten­ver­ord­nung M-V.

Nach­dem Sie die er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen ein­ge­reicht ha­ben, wer­den die­se auf for­ma­le Voll­stän­dig­keit ge­prüft. Ih­nen wird ei­ne for­ma­le Ein­gangs­be­stä­ti­gung über­mit­telt. Im An­schluss wird der An­trag der Kom­mis­si­on in der nächst­mög­li­chen Sit­zung zur Be­gut­ach­tung vor­ge­legt. Die Stel­lung­nah­me der Kom­mis­si­on wird bei der Prü­fung durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de ent­spre­chend be­rück­sich­tigt. Dar­über hin­aus wird ei­ne Stel­lung­nah­me des zu­stän­di­gen Tier­schutz­be­auf­trag­ten ein­ge­holt. Soll­ten Rück­fra­gen bzw. Klä­rungs­be­darf ent­ste­hen, wer­den Sie auf­ge­for­dert, hier­zu schrift­lich Stel­lung zu neh­men, be­vor ei­ne ab­schlie­ßen­de Ent­schei­dung ge­trof­fen wird.

An­trags­ver­fah­ren:

  • Über­sen­dung des voll­stän­di­gen An­tra­ges als Ori­gi­nal (un­ter­schrie­be­ne Pa­pier­form) so­wie in elek­tro­ni­scher Form (wird um­ge­hend an die Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on wei­ter­ge­lei­tet) an die zu­stän­di­ge Be­hör­de
  • Die Er­ar­bei­tung der Nicht­tech­ni­schen Pro­jekt­zu­sam­men­fas­sung für die „Ani­mal Test In­fo“-Da­ten­bank des BfR durch den An­trag­stel­ler und die ent­spre­chen­de Frei­ga­be durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de er­fol­gen in ei­nem se­pa­ra­ten elek­tro­ni­schen Ver­fah­ren.
  • For­mel­le An­trags­prü­fung durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de und Do­ku­men­ta­ti­on der Da­ten auf ei­nem QM- Form­blatt
  • Ein­gangs­be­stä­ti­gung mit An­ga­ben zur Voll­stän­dig­keit des An­tra­ges (ggf. Er­he­bung von Nach­for­de­run­gen durch die Be­hör­de); Über­mitt­lung des ver­ge­be­nen Ak­ten­zei­chens; Mit­tei­lung des vor­aus­sicht­li­chen be­hörd­li­chen Be­ra­tungs­ter­mins mit der Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on (tagt im 4 Wo­chen-Rhyth­mus)
  • Ma­te­ri­el­le An­trags­prü­fung - in­halt­li­che Prü­fung des An­tra­ges durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de/Do­ku­men­ta­ti­on auf ei­nem QM-Form­blatt; ers­tes be­hörd­li­ches Vo­tum/Dis­kus­si­ons­grund­la­ge für die Be­ra­tung mit der Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on
  • Be­ra­tung des An­tra­ges mit der Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on/Pro­to­kol­lie­rung des Be­ra­tungs­er­geb­nis­ses durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de. In Ab­hän­gig­keit vom Be­ra­tungs­er­geb­nis er­hält der An­trag­stel­ler ei­nen Zwi­schen­be­scheid zum ab­ge­ge­be­nen Kom­mis­si­ons­vo­tum und muss er­ho­be­ne Nach­for­de­run­gen ab­ar­bei­ten. Die Ge­neh­mi­gung wird ver­tagt. Ei­ne end­gül­ti­ge Ent­schei­dung fällt, nach­dem der An­trag­stel­ler plau­si­ble Ant­wor­ten auf die Nach­for­de­run­gen vor­ge­legt hat.
  • Al­lei­ni­ger Ent­schei­dungs­trä­ger ist da­bei die zu­stän­di­ge Be­hör­de.
  • Auf­ga­be der Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on ist es, die Be­hör­de in der Ent­schei­dungs­fin­dung zu be­ra­ten. Fällt das Kom­mis­si­ons­vo­tum ein­heit­lich po­si­tiv aus und wer­den kei­ne Nach­for­de­run­gen er­ho­ben, wird so­fort über die Ge­neh­mi­gung ent­schie­den und der Ge­neh­mi­gungs­be­scheid wird um­ge­hend aus­ge­fer­tigt und dem An­trag­stel­ler zu­ge­sandt.
  • Soll­te nach zwei Kom­mis­si­ons­sit­zun­gen und da­zwi­schen­lie­gen­dem In­for­ma­ti­ons­aus­tausch zwi­schen Be­hör­de und An­trag­stel­ler kei­ne Ent­schei­dung ge­fal­len sein, wird der An­trag­stel­ler durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de zur An­hö­rung ein­ge­la­den, um im di­rek­ten Aus­tausch der Ar­gu­men­te ei­ne Ent­schei­dung her­bei­zu­füh­ren.
  • Ge­neh­mi­gungs­be­schei­de sind be­fris­tet, kön­nen je­doch höchs­tens zwei­mal ver­län­gert wer­den (s. §33 TierSchVersV).

Die zu­stän­di­ge Stel­le hat Ih­nen ei­ne Ent­schei­dung über den An­trag in­ner­halb von 40 Ar­beits­ta­gen ab dem Ein­gang ei­nes den tier­schutz­recht­li­chen Vor­ga­ben ent­spre­chen­den An­trags mit­zu­tei­len. Die Frist kann ein­ma­lig um bis zu 15 Ar­beits­ta­ge ver­län­gert wer­den. Die Klä­rung of­fe­ner Fra­ge­stel­lun­gen führt au­ßer­dem zu ei­ner Hem­mung bzw. Aus­set­zung der Frist. Auch nach Ab­lauf der ge­nann­ten Frist darf erst mit Vor­lie­gen ei­ner Ge­neh­mi­gung mit dem Ver­suchs­vor­ha­ben be­gon­nen wer­den.

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Feh­len­de Un­ter­la­gen wer­den nach­ge­for­dert. Die Frist bis zur Ent­schei­dung über den An­trag zählt erst ab Vor­lie­gen al­ler er­for­der­li­chen An­ga­ben.

Sie dür­fen erst nach Er­halt der Ge­neh­mi­gung mit dem Tier­ver­such be­gin­nen.

  • Dem ver­ein­fach­ten Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren un­ter­lie­gen Tier­ver­su­che, die ge­setz­lich vor­ge­schrie­ben sind.
  • Der An­zei­ge­pflicht un­ter­lie­gen Ver­suchs­vor­ha­ben, in de­nen Zehn­fu­ß­kreb­se ver­wen­det wer­den.
  • Nicht ge­neh­mi­gungs­pflich­tig sind Tier­ver­su­che, die ge­setz­lich vor­ge­schrie­ben oder vor­ge­se­hen bzw. be­hörd­lich an­ge­ord­net sind. Die­se sind spä­tes­tens zwei Wo­chen vor Be­ginn der zu­stän­di­gen Be­hör­de an­zu­zei­gen.
  • Wer Tier­ver­su­che durch­füh­ren will, muss ei­nen Tier­schutz­be­auf­trag­ten be­stel­len und dies der zu­stän­di­gen Be­hör­de an­zei­gen.