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Wem war der Efeu ein Dorn im Auge?

Pressemitteilung vom 12.05.2005

Erheblicher ökologischer Schaden durch vermeintliche Baumliebe

Die Beiden ergänzten sich wunderbar über viele Jahrzehnte, die Eibe und der Efeu im Stephan-Jantzen-Park in Warnemünde. Als der Baum bereits groß und kräftig war, konnte sich der junge noch biegsame Efeu an ihm empor winden und mit seiner Hilfe zu einer prachtvollen Pflanze werden. Sie bildeten gemeinsam ein stattliches Paar, denn dank des Efeus hatte die Eibe nicht nur grüne Äste, sondern obendrein einen grünen Stamm. Welcher Baum kann das schon von sich behaupten? Dann starb der Baum, natürlich ohne Zutun des Efeu, denn es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass ein an einem Baum rankender Efeu seinem Wirt Schaden zufügt. Im Gegenteil, denn nun war es der inzwischen kräftige Efeu, der dem Baum eine Stütze und damit quasi ein Leben über den Tod hinaus gab. Doch jetzt ist beider Schicksal endgültig besiegelt. War es ein Ahnungsloser, ein vermeintlicher Baumfreund oder einfach nur ein Vandale, der einen der mittlerweile stattlichsten Efeus in unserer Stadt zum Sterben verurteilte und damit beide Partner zerstörte?

Was ist geschehen? In den letzten Wochen stellten die Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege entsetzt fest, dass Unbekannte, offensichtlich bewaffnet mit einer Säge - anders wäre dieses Ausmaß der Zerstörung nicht zu bewerkstelligen gewesen - im Stephan-Jantzen-Park, auf der Arankawiese und auf dem Neuen Friedhof in Warnemünde einer Vielzahl von baumberankenden Efeupflanzen den Garaus gemacht hatten, u.a. auch dem oben beschriebenen Exemplar. Die Stämme bzw. Ranken waren kurzerhand durchtrennt worden. Ähnlicher Frevel musste inzwischen auch auf dem Neuen Friedhof in Rostock zur Kenntnis genommen werden.

Der entstandene ökologische Schaden ist beträchtlich. Abgesehen davon, dass die ursprünglich immergrüne Blattmasse auf dem Boden und an den Baumstämmen bereits im Begriff ist, in unansehnliche graubraune Welke überzugehen, ist für lange Zeit der Lebensraum vieler Insekten, Kleinsäuger und Vögel, wie Zaunkönig, Bachstelze und Eule zerstört.

Auch der materielle Verlust für die Stadt ist erheblich. Er könnte gegenüber dem Verursacher gerichtlich geltend gemacht werden, wenn letzterer bekannt wäre. Eben daran mangelt es jedoch. Auch aus diesem Grunde ist es besonders wichtig, dass Bürger, falls sie solch übles Tun beobachten, umgehend die Stadtverwaltung benachrichtigen. Noch besser wäre natürlich beherztes Eingreifen, doch davon nehmen die Meisten aus verständlichen Gründen eher Abstand. Was wieder nur bleibt, ist Fassungslosigkeit angesichts der Ignoranz mancher Zeitgenossen gegenüber der Natur und dem Eigentum der Allgemeinheit.