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Na­vi­ga­ti­on

„Was se­hen Sie, Frau Lot?“

Pres­se­mit­tei­lung vom 23.02.2005



Ei­ne künst­le­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit
se­xua­li­sier­ter Ge­walt ge­gen Frau­en und Mäd­chen

Das Evan­ge­li­sche Frau­en­werk in M-V, Frau­en hel­fen Frau­en e.V. Ros­tock und die Hein­rich-Böll-Stif­tung M-V zei­gen vom 3. bis 20. März 2005 die Aus­stel­lung „Was se­hen Sie, Frau Lot?“ in der Ros­to­cker Ni­ko­lai­kir­che. Schirm-frau­en der Aus­stel­lung sind Jo­han­na Schall, Schau­spiel­di­rek­to­rin des Volks­thea­ters Ros­tock, und El­ke Kö­nig, Prä­ses der Lan­des­syn­ode der Pom­mer­schen-Evan­ge­li­schen Kir­che.
Mög­lich wur­de die­se Aus­stel­lung nur dank der Un­ter­stüt­zung der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten der Stadt Ros­tock und der Frau­en- und Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten der Lan­des­re­gie­rung M-V so­wie der Evan­ge­li­schen Kir­chen des Lan­des.

Frau Lot - wer ist das ei­gent­lich? In der Bi­bel gibt es ei­ne Ge­schich­te von Lot, sei­ner Frau und sei­nen zwei Töch­tern. Sie er­zählt da­von, wie ihr Haus von ge­walt­tä­ti­gen Män­nern der Stadt um­zin­gelt wird. Um sie zu be­schwich­ti­gen, bie­tet ih­nen Lot sei­ne Töch­ter an: „Sie­he, ich ha­be zwei Töch­ter, die wis­sen noch von kei­nem Man­ne; die will ich her­aus­ge­ben un­ter euch, und tut mit ih­nen, was euch ge­fällt.“ (1. Mo­se 19). Kur­ze Zeit spä­ter flieht die Fa­mi­lie aus ih­rer Stadt, die in Brand ge­setzt wird. Als Lots Frau auf die bren­nen­de Stadt zu­rück­sieht, kann sie den An­blick nicht er­tra­gen. Sie er­starrt zur Salz­säu­le. Ein Bild, das sym­bo­lisch auch ih­re Ohn­macht ge­gen-über ei­nem Mann aus­drückt, der sei­ne ei­ge­nen Töch­ter wis­sent­lich ih­rer Wür­de be­raubt.
„Was se­hen Sie, Frau Lot?“ - In ih­rer Aus­stel­lung grei­fen die Bre­mer Künst­le­rin­nen das Mo­tiv des Zu­rück­se­hens Frau Lots auf. Mit ih­ren Ar­bei­ten wol­len sie den Blick der Be­su­cher/in­nen hin­len­ken auf die zer­stö­re­ri­sche Wir­kung se­xu­el­ler Ge­walt im Le­ben der Be­trof­fe­nen. Dies tun sie in der Ge­wiss­heit, mit ih­rer Kunst ge­sell­schafts­po­li­tisch Stel­lung zu be­zie­hen und sicht­bar zu ma­chen, was zu leicht und zu gern über­se­hen wird - das Grau­en und gleich­zei­tig die Nor­ma­li­tät der Ge­walt - die Ver­let­zun­gen, aber auch der Über­le­bens­mut und die Stär­ke der Be­trof­fe­nen.

Kunst zu schaf­fen ist im­mer ei­ne Grat­wan­de­rung zwi­schen der per­sön­li­chen Sicht auf die Din­ge und de­ren Sicht­bar­ma­chung für an­de­re. Da­mit bil­det die Kunst ei­ne Brü­cke zwi­schen dem In­di­vi­du­um und der Ge­sell­schaft. Die Aus­stel­lung will mit künst­le­ri­schen Ar­bei­ten und Tex­ten - und nicht zu­letzt mit ei­nem viel­fäl­ti­gen Be­gleit­pro­gramm - in Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Öf­fent­lich­keit tre­ten und da­zu er­mu­ti­gen, Sprach­lo­sig­keit zu über­win­den.
„Was se­hen Sie, Frau Lot?“ wur­de erst­ma­lig 2001 in Bre­men durch die Künst­le­rin­nen Re­na­te Bühn, Ma­ria Ma­thieu und Hei­ke Pich selbst prä­sen­tiert. Als frei-schaf­fen­de Künst­le­rin­nen ha­ben sie sich un­ab­hän­gig von­ein­an­der künst­le­risch mit se­xu­el­ler Ge­walt an Mäd­chen und Frau­en und dem ge­sell­schaft­li­chen Schutz der Tä­ter aus­ein­an­der ge­setzt. Ih­re Ge­mein­sam­kei­ten tra­gen sie in die­ser Ge­samt­aus­stel­lung zu­sam­men. Frau Lot wur­de als Wan­der-aus­stel­lung be­reits in ver­schie­de­nen west­deut­schen Städ­ten ge­zeigt. In Ros­tock wird die Aus­stel­lung erst­ma­lig auch im Os­ten der Re­pu­blik zu se­hen sein, wor­über sich die Künst­le­rin­nen be­son­ders freu­en.

Wei­te­re In­fos un­ter www.​fhf-​rostock.​de   oder www.​frau-​lot.​de

Füh­run­gen durch die Aus­stel­lung
Die Aus­stel­lung ist täg­lich von 10 bis 18 Uhr ge­öff­net.
Im Rah­men der Aus­stel­lung wer­den Füh­run­gen für Schul­klas­sen ab Stu­fe 9 und für an­de­re Ju­gend- und Er­wach­se­nen­grup­pen an­ge­bo­ten. Weib­li­che und männ­li­che Fach­kräf­te aus ver­schie­de­nen Ros­to­cker Ein­rich­tun­gen be­glei­ten die Grup­pen durch die Aus­stel­lung. Bit­te pla­nen Sie da­für ca. drei Stun­den ein.
Wir bit­ten um recht­zei­ti­ge te­le­fo­ni­sche An­mel­dung in der Fach­be-ra­tungs­stel­le ge­gen se­xua­li­sier­te Ge­walt Ros­tock un­ter der Ruf-num­mer 0381 4403290.

Ver­an­stal­tun­gen im Be­gleit­pro­gramm

3. März, 17 Uhr
Er­öff­nung der Aus­stel­lung

6. März, 19.30 Uhr
„Du sprichst die Wahr­heit, aber nie­mand wird Dir glau­ben.“
Ly­rik & Pro­sa ge­le­sen von Jas­min Matt­ei & Do­ro­thea Meiss­ner vom Volks­thea­ter Ros­tock, be­glei­tet vom Duo Con Gra­zia

7. März, 16 Uhr
„… das wächst sich aus!“
Vor­trag zu se­xu­el­len Über­grif­fen bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen
Dr. Ani­ta Hei­li­ger, So­zio­lo­gin aus Mün­chen

im An­schluss
Po­di­ums­dis­kus­si­on mit Ver­tre­te­rIn­nen der Lan­des­re­gie­rung und Fach­leu­ten aus der Pra­xis zum The­ma
8. März, 10 bis 13 Uhr
Tä­ter­prä­ven­ti­on bei se­xu­el­lem Miss­brauch - Work­shop
(An­mel­dung un­ter Te­le­fon 0381 4403290)

8. März, 19.30 Uhr
Hin­se­hen, Han­deln, Hel­fen!
In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung mit Dis­kus­si­on

10. März, 19.30 Uhr
Die Il­lu­si­on der Eman­zi­pa­ti­on?
Po­di­ums­dis­kus­si­on der Ev. Aka-de­mie M-V

11. März, 19.00 Uhr
Der Tod und das Mäd­chen
Tanz­per­for­mance

13. März, 10.00 Uhr
Von der Sehn­sucht nach Hei­lung
Öku­me­ni­scher Got­tes­dienst

im An­schluss
Vor­stel­lung von Ros­to­cker Be­ra-tungs­ein­rich­tun­gen

14. März, 20.00 Uhr
Das Fest
Dä­ni­scher DOG­MA95-Film im Li­Wu, Ste­phan­stra­ße 7

15. März, 18.00 Uhr
Frau Lot - Nach­den­ken über ein Ka­pi­tel der Bi­bel
Vor­trag Dr. Ur­su­la Hard­mei­er, Theo­lo­gin aus Greifs­wald

17. März, 16.00 Uhr
En­de und An­fang
Film (8 min.) auf rok-tv, Gru­ben­stra­ße 47

im An­schluss
Po­di­ums­dis­kus­si­on mit Ma­ria von Wel­ser u.a.
Se­xua­li­sier­te Ge­walt im Span-nungs­feld der Me­di­en - zwi­schen Grenz­ver­let­zung und Auf­klä­rung?

18. März, 9.30 bis 12.30 Uhr
Zur Rol­le der Müt­ter - Work­shop (An­mel­dung un­ter Te­le­fon 0381 4403290)

20. März, 20 Uhr
Le­sung & Or­gel­mu­sik
Kat­rin Ste­phan vom Volks­thea­ter Ros­tock und Karl Scharn­we­ber

Wenn nicht an­ders aus­ge­wie­sen, fin­den al­le Ver­an­stal­tun­gen in der Ni­ko­lai­kir­che statt.