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Keine Sommerpause beim Seniorenbeirat

Pressemitteilung vom 16.08.2002



Auf Einladung von Frau Dr. med. Dannenberg, Chefärztin der Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Tessin, informierten sich Mitglieder des Seniorenbeirates über diese Einrichtung. Die Patienten werden hier in einer sehr schönen und großzügig angelegten Klinik fürsorglich betreut. Die Geriatrie ist das fachübergreifende Querschnittsfach für eine ganzheitliche medizinische Behandlungsweise älterer Menschen. Wir erfuhren, dass durch das höhere Lebensalter immer mehr Patienten nach Überstehen einer akuten Krankheitsphase die Fähigkeit zur Selbstversorgung verlieren und auf Hilfe angewiesen sind. Dann muss eine rehabilitative Behandlung einsetzen mit dem Ziel, ältere Patienten nach akuten Erkrankungen oder bei drohender Unselbständigkeit wieder in den Alltag zurückzuführen oder bestehende Pflegebedürftigkeit zu vermindern.

Um diese Aufgabe bemüht sich ein engagiertes Therapeutisches Team, dass sich aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen und Seelsorgern zusammensetzt. Gemeinsam wird für jeden Patienten ein Therapieplan erstellt, abgestellt auf die jeweiligen speziellen Bedürfnisse und Funktionseinschränkungen. Die Aufnahme in die Klinik erfolgt als Anschlussbehandlung nach Anmeldung durch das Krankenhaus, das den Patienten zuvor stationär behandelt hat. 1998 wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein Konzept der geriatrischen Versorgung verabschiedet, dass rehabilitative Behandlung an vier Standorten vorsieht. Nur an drei Standorten im Land (Tessin, Greifswald, Neubrandenburg) wurden 180 Betten in Betrieb genommen. Die geplanten tagesklinischen Plätze sind nicht realisiert worden.

Im externen bundesweiten Qualitätsvergleich leisten diese Häuser in Mecklenburg-Vorpommern eine sehr gute Arbeit. Ungeachtet dessen sind sie aber von der Schließung bedroht. Ursachen sind unter anderem darin zu sehen, dass unter dem enormen Kostendruck der Krankenkassen Rehabilitationsleistungen nicht realisiert werden. Vorhandene Möglichkeiten werden unzureichend genutzt. Die Rehabilitation ist nur nach einem aufwendigen Beantragungsverfahren aus dem Krankenhaus heraus möglich. Ein Direktverlegungsverfahren, wie in anderen Bundesländern üblich, wird durch die Krankenkassen nicht genehmigt. Anträge auf geriatrische Rehabilitationsbehandlung, wie bei jeder organbezogenen Rehabilitation möglich, werden in Mecklenburg-Vorpommern von den Krankenkassen nicht bearbeitet. Die Rehabilitationsdauer wird in Mecklenburg-Vorpommern starr auf 20 Tage begrenzt Bundesdurchschnitt für alle Reha-Arten beträgt 25,8 Tage. Aufwendige Verlängerungsanträge werden sehr restriktiv bearbeitet. Die Probleme der Versorgung der älteren Menschen in unserem Land und die kritische Situation der geriatrischen Kliniken sind dem Sozialministerium bekannt. Bemühungen zu einer Verbesserung der Situation in einem speziellen Arbeitskreis sind jedoch bisher ohne Erfolg geblieben, wie wir von Frau Dr. Dannenberg erfuhren.

Die Mitglieder des Seniorenbeirates haben eine hochmoderne Einrichtung mit einem sehr motivierten Team kennen gelernt. Sie haben die Probleme aufgenommen und sehen es als ihre Aufgabe an, im Interesse der älteren Menschen unseres Landes Unterstützung bei der Lösung der Probleme zugeben. Denn: Wir haben ein hochleistungsfähiges Gesundheitswesen, wir haben die rechtlichen Grundlagen für eine angemessene, auf die Bedürfnisse auch der älteren Menschen abgestimmte medizinische Versorgung im Grundgesetz und in den Sozialgesetzbüchern V, IX und XI festgeschrieben. Aufgabe der Politik und der Interessenverbände muss es sein, die Wahrung der Rechte älterer Menschen einzufordern. Hier sieht sich auch der Seniorenbeirat der Hansestadt Rostock in der Pflicht. Wir danken Frau Dr. Dannenberg sehr für die umfangreichen Informationen und wünschen ihr und ihrem Team weiterhin viel Erfolg bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit für die älteren Menschen. Walter Schindelarz
Sprecher des Sprecherrates des Seniorenbeirats der Hansestadt Rostock x x

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