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Laudatio der Senatorin Dr. Liane Melzer, auf Karl Scharnweber zur Verleihung des Kulturpreises

Pressemitteilung vom 21.06.2013

Sehr geehrte Frau Präsidentin der Rostocker Bürgerschaft,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Scharnweber,

als mich die Bürgerschaft vor fünf Jahren zur Kultursenatorin der Hansestadt Rostock wählte, sagte man mir, dass es in Rostock einen Komponisten gibt, der weltberühmt sein könnte, weil er so gut ist, der sich aber entschieden hat in Rostock zu bleiben und ein ganz bescheidener Mensch ist. So, lieber Herr Scharnweber, habe ich zum ersten Mal von Ihnen gehört und ich freue mich sehr, dass Sie heute den Kulturpreis der Hansestadt Rostock erhalten.

Sie sind ein kreativer Komponist und Musiker und verbinden in Ihren Kompositionen Tradition und Moderne. Zu Recht hieß es in der Frankfurter Allgemeinen, dass Bach seine helle Freude an seinem Nachfahren in Geist und Praxis gehabt hätte.

Von John Coltrane stammt sinngemäß der folgende Ausspruch: „Wenn die Musik es nicht zu sagen vermag, wie können es dann Worte an ihrer Stelle?“

Ich möchte es trotzdem versuchen, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Lassen Sie mich Ihnen einige Aspekte, sehr geehrter Herr Scharnweber, Ihres Werkes und Ihres Lebens benennen. Beginnen möchte ich mit den biografischen Fakten:
Sie sind geborener Rostocker. Nach dem Studium der Kirchenmusik in Halle an der Saale kehrten Sie hierher zurück und arbeiten seitdem als Kirchenmusiker in Mecklenburg.
Bereits Mitte der siebziger Jahre gab es die ersten Auftritte mit Ihrem Jazztrio, der Kürze wegen schlicht Weber-Trio genannt. Die älteren Jazzfreunde werden sich möglicherweise an Konzerte in der alten Mensa oder beim Ostsee Jazz erinnern. Schon damals spielte das Weber-Trio (in der Besetzung Reinmuth, Schmiedt, Scharnweber) eigene Kompositionen, nämlich die von Ihnen, sehr geehrter Herr Scharnweber für Jazz bzw. Rockensemble.

Aber Sie komponierten auch schon für Chor und Sologesang. Ein weiterer Schritt zur Umsetzung Ihrer musikalischen Ideen war 1987 die Begründung des Trios Choral Concert.

Seit dieser Zeit spielen Sie mit Thomas Klemm, dem Saxofonisten und dem Gitarristen Wolfgang Schmiedt zusammen, die wir eben mit zwei schönen Stücken hören konnten.

In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Werke von Ihnen aufgeführt. Es bewährte sich die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Eckart Reinmuth, heute Professor für das Neue Testament an der Universität Rostock. Eckart Reinmuth, der für die Erarbeitung der Texte verantwortlich zeichnet, kehrte immer wieder aus der Ferne nach Rostock zurück, um die gemeinsame Arbeit fortzuführen. So entstanden zahlreiche anspruchsvolle zeitgenössische Kompositionen, die über die Kirchenmusik hinaus führen und eine gesellschaftspolitische Dimension erreichen. Themen Ihrer „Choral Concerte“ waren bereits vor zehn Jahren der Volksaufstand am 17. Juni 1953, ein Psalmenkonzert zum Gedenken an den 09. November 1938 oder im Jahr 1997 die Bombardierung Rostocks im April 1942. Die Auflistung Ihrer Kompositionen ließe sich fortführen. Konzertreisen führten Sie und Ihre verschiedenen Bands und Ensembles durch Europa und in die USA. Ihre Verbindung in die Heimat, zu den Menschen hier, zu Ihrer Familie und Ihrer Gemeinde blieben dabei immer besonders ausgeprägt.

Lieber Herr Scharnweber, Sie sind ein in Ihrer Gemeinde fest verwurzelter, bescheidener Komponist und Musiker, der den Menschen zugewandt bleibt und ein großes soziales Engagement zeigt. So spielten Sie Konzerte in Pflegeheimen für ältere Menschen, führten eigene Werke bei Aids-Gottesdiensten auf oder spielten für die Gefangenen in der JVA Bützow-Dreibergen. Ihrer Initiative und der von Herr Reinmuth verdanken wir auch die Gründung des Vereins „canticum novum“ 1998. Seine Mitglieder unterstützen die Zusammenarbeit von Ihnen und Eckart Reinmuth. Seither konnte fast in jedem Jahr ein neues Werk uraufgeführt werden: Text: Eckart Reinmuth, Komposition: Karl Scharnweber.

Unser Leben, nicht nur das aus der Perspektive des Glaubens, unser aller Leben wirft Fragen nach Sinn und Möglichkeiten und Perspektiven des Individuums auf. Und das Buch der Psalmen, eines der ältesten Bücher unserer Gegenwartskultur, fordert dazu auf, sich nicht mit schon bekannten Ausdrucksmöglichkeiten zu begnügen. Singt dem Herrn ein neues Lied, heißt es in den Psalmen - daher der Name: canticum novum = ein neues Lied.

Daran haben Sie ein Leben lang gearbeitet und komponiert und das mit großem Erfolg. Als Kultursenatorin der Hansestadt Rostock bin ich glücklich, dass Sie dies weiterhin für uns tun werden und wir Ihrer Musik zuhören können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

lassen Sie mich den Blick nach vorn richten: Im Herbst erwarten wir die Aufführung einer Auftragskomposition von Karl Scharnweber, die in Kooperation zwischen der Universität Rostock, dem Institut für Text und Kultur an der Theologischen Fakultät - dem Herr Professor Reinmuth vorsteht -, und der St.-Johannis-Gemeinde, mit Herrn Professor Langer und seinen Chören entsteht.

Unter dem Projekttitel „in principio“ geht es im weitesten Sinne um unser Verständnis der Welt, um unsere Möglichkeiten, neu zu beginnen und mit Brüchen und Traumatisierungen leben zu lernen.

Bei all dem hilft und tröstet die Musik, im Lutherschen Sinn, den Sie so treffend auf Ihrer Homepage zitieren: „Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes, die den Teufel vertreibt und die Leute fröhlich macht“.

Die heutige Verleihung des Kulturpreises ist für Sie, ist für die Hansestadt Rostock ein Grund zum Feiern. Bitte nehmen Sie, sehr geehrter Herr Scharnweber, jetzt den Preis

IN WÜRDIGUNG IHRER VERDIENSTE UM DAS KULTURELLE LEBEN IN DER HANSESTADT ROSTOCK ALS KOMPONIST UND MUSIKER

als die verdiente Auszeichnung entgegen.