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Na­vi­ga­ti­on

Ar­ten­schutz am Ost­see­strand – ei­ne si­che­re Dü­ne für den Sand­re­gen­pfei­fer

Mel­dung vom 18.06.2024 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Schutz­flä­chen sol­len für ein un­ge­stör­tes Brut­ge­sche­hen sor­gen

Um Ar­ten­schutz vor der ei­ge­nen Haus­tür geht es in ei­nem ak­tu­el­len Pro­jekt des Ros­to­cker Zoos mit der Fach­grup­pe Or­ni­tho­lo­gie­Ros­tock des NABU. Ge­mein­sam mit den Or­ni­tho­lo­gen en­ga­giert sich der Zoo für den Schutz des Sand­re­gen­pfei­fers (Cha­radri­us hia­ti­cu­la) an Brut­plät­zen in der Um­ge­bung Ros­tocks. Heu­te ha­ben Ver­tre­ter der Fach­grup­pe und des Ros­to­cker Zoos das Pro­jekt an ei­n­erSchutz­flä­che in Bör­ge­ren­de vor­ge­stellt. Dort gibt es be­reits die ers­ten Er­fol­ge zu be­ob­ach­ten, denn vor ei­ni­gen Wo­chen gab es dort den ers­ten Nach­wuchs mit drei Kü­ken. Ein wei­te­res brü­ten­des Paar wur­de in der Nä­he ent­deckt.

Strand­brü­ter in aku­ter Ge­fahr

Der Sand­re­gen­pfei­fer ist ein klei­ner Wat­vo­gel, der auch bei uns an der Ost­see an­zu­tref­fen ist. Wäh­rend es ihn im Win­ter nach West­eu­ro­pa und Afri­ka zieht,ver­bringt er die Zeit von März bis Au­gust an den hei­mi­schen Sand- und Kies­strän­den. Beim Spa­zier­gang ent­lang der Küs­te trifft man den klei­nen Wat­vo­gel aber im­mer sel­te­ner an. Auf­grund der in­ten­si­ven Nut­zung der Strän­de als Ba­de- und Frei­zei­t­ort gibt es kaum­noch stö­rungs­freie Brut­ge­le­gen­hei­ten. „In Deutsch­land gilt die Art mit we­ni­ger als 1.000 Brut­paa­ren als vom Aus­ster­ben be­droht“, be­tont der Vo­gel­ku­ra­tor des Ros­to­cker Zoo, Jo­nas Hom­burg. „Da­her en­ga­gie­ren wir uns ge­mein­sam mit der Fach­grup­pe Or­ni­tho­lo­gie für den Schutz der Sand­re­gen­pfei­fer in der­Re­gi­on.“

„Rund um Ros­tock sind ei­ni­ge Vor­kom­men der Vö­gel be­kannt. Der Brut­er­folg ist je­doch in der Re­gel ge­ring“, er­klärt Ma­thi­as Hans Vieth, Lei­ter der Fach­grup­pe Or­ni­tho­lo­gie Ros­tock im NABU Mitt­le­res­Meck­len­burg. Sand­re­gen­pfei­fer sind Strand­brü­ter. Ihr Nest be­steht nur aus ei­ner fla­chen Mul­de im Sand oder Kies, in der die per­fekt ge­tarn­ten Ei­er lie­gen. Die Kü­ken sind eben­falls sand­far­ben und du­cken sich bei Ge­fahr auf den Strand. Die­se her­vor­ra­gen­de Tar­nung bie­tet den­bes­ten Schutz vor Fress­fein­den. Al­ler­dings be­steht an den von Men­schen ge­nutz­ten Strän­den ein ho­hes Ri­si­ko, dass Ge­le­ge oder Kü­ken der Sand­re­gen­pfei­fer über­se­hen und ver­se­hent­lich zer­tre­ten wer­den.

Strand­in­seln für brü­ten­de Sand­re­gen­pfei­fer

Die Schaf­fung von Schutz­flä­chen soll da­zu bei­tra­gen, den akut vom Aus­ster­ben be­droh­ten Küs­ten­vo­gel zu er­hal­ten. Als so­ge­nann­te „Strand­in­seln“ wer­den be­stimm­te Be­rei­che des Stran­des wäh­rend der Brut­sai­son­der Re­gen­pfei­fer mit­tels ei­ner ein­fa­chen Ab­zäu­nung tem­po­rär ge­sperrt. Da die Re­gen­pfei­fer meist in den hö­her ge­le­ge­nen Strand­be­rei­chen brü­ten, kön­nen Strand­be­su­cher au­ßer­halb der ab­ge­steck­ten Strand­in­seln wei­ter­hin ent­lang der Was­ser­kan­te spa­zie­ren ge­hen.Die Schutz­flä­chen wer­den mit Schil­dern ver­se­hen, auf de­nen ge­be­ten wird, die ab­ge­zäun­ten Be­rei­che nicht zu be­tre­ten und mit­ge­führ­te Hun­de an die Lei­ne zu neh­men.

Das Kon­zept der Strand­in­seln hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren be­reits am Rie­densee west­lich von Küh­lungs­born be­währt. „Dort brü­te­ten Sand­re­gen­pfei­fer im Jahr 2022 nach acht Jah­ren erst­mals­wie­der er­folg­reich. Von den Schutz­zo­nen pro­fi­tie­ren auch an­de­re strand­be­woh­nen­de Tie­re und Pflan­zen, wie zum Bei­spiel der Meer­kohl“, so Joa­chim Sprin­ger, der für den NABU die Maß­nah­men am Rie­densee ko­or­di­niert.

In­for­ma­tio­nen zum Ar­ten­schutz­pro­jekt im Zoo

Der Zoo Ros­tock un­ter­stützt das Pro­jekt nicht nur durch die Über­nah­me der Ma­te­ri­al­kos­ten für die Strand­in­seln, son­dern auch durch die In­for­ma­ti­ons- und Öf­fent­lich­keits­ar­beit. „Durch un­se­re zahl­rei­chen­Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher des Zoos, von de­nen vie­le auch die Strän­de der Um­ge­bung nut­zen, ha­ben wir ei­ne gro­ße Reich­wei­te. So kön­nen wir für den Schutz der Sand­re­gen­pfei­fer sen­si­bi­li­sie­ren und Ver­ständ­nis für et­wai­ge Ab­sper­run­gen beim nächs­ten Strand­be­such­schaf­fen“, so Jo­nas Hom­burg. Da­zu wer­den auch In­fo­ta­feln an der See­vo­gel­vo­lie­re her­ge­stellt. „Je­der kann et­was tun, um die Sand­re­gen­pfei­fer und un­ser Stran­d­öko­sys­tem zu schüt­zen“, mach­te der Vo­gel­ku­ra­tor deut­lich. „Un­se­re Bit­te an al­le Strand­gäs­te wä­re, acht­sam­ge­gen­über der Na­tur zu sein und schüt­zens­wer­te Be­rei­che nicht zu be­tre­ten.“