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Na­vi­ga­ti­on

Für ei­nen si­che­ren Fa­mi­li­en­ha­fen - Süd­stadt­kli­ni­kum Ros­tock star­tet ers­tes Ba­by­lot­sen­pro­jekt in MV

Mel­dung vom 31.08.2022 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Fünf Fach­frau­en ste­hen künf­tig Schwan­ge­ren, jun­gen El­tern und ih­rem Nach­wuchs zur Sei­te

Ges­tern wur­de im Rah­men ei­ner Auf­takt­ver­an­stal­tung mit dem Se­na­tor für Ju­gend, So­zia­les, Ge­sund­heit und Schu­le, Stef­fen Bock­hahn, und al­len Be­tei­lig­ten of­fi­zi­ell das ers­te Ba­by­lot­sen­pro­jekt nach Ham­bur­ger Vor­bild in MV am Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock ge­star­tet. Die Pro­be­pha­se zur Ein­füh­rung des Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­tes für Schwan­ge­re, jun­ge Fa­mi­li­en und ih­ren Nach­wuchs läuft be­reits seit Ju­li. An der Uni­ver­si­täts­frau­en­kli­nik am Süd­stadt­kli­ni­kum ste­hen seit­dem fünf ex­tra ge­schul­te Ba­by­lot­sin­nen als fes­te An­sprech­part­ne­rin­nen für den op­ti­ma­len Start ins Le­ben zur Ver­fü­gung. Jähr­lich wird das Pro­gramm mit­hil­fe der Bun­des­stif­tung Frü­he Hil­fen und des Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­ums, von Stadt und vom Land­kreis Ros­tock so­wie der Stif­tung SeeY­ou mit 200.000 Eu­ro fi­nan­ziert.
„Ba­bys sind im­mer ein Ge­schenk. Aber al­les ver­än­dert sich durch ei­ne Ge­burt und manch­mal über­for­dert es Fa­mi­li­en“, be­ton­te So­zi­al­se­na­tor Stef­fen Bock­hahn. „Schlimm wä­re es, wenn es dann kei­ne Hil­fe gä­be. Die Ba­by­lot­sen sind ei­ne Hil­fe und ha­ben ein ge­schul­tes Au­ge, um auch dort An­ge­bo­te zu ma­chen, wo man sich nicht traut, sei­ne Über­for­de­rung zu­zu­ge­ben.“

Netz­werk steht un­ter­stüt­zend be­reit
„Wir sind sehr froh, die­se um­fas­sen­de Hil­fe­stel­lung mit er­fah­re­nen Ba­by­lot­sin­nen jetzt bei uns an­bie­ten zu kön­nen“, er­klär­te der Chef­arzt der Kli­nik für Neo­na­to­lo­gie am Kli­ni­kum Süd­stadt, PD Dr. Dirk Man­fred Ol­bertz. „Mit der Ge­burt ei­nes Kin­des sind un­glaub­lich vie­le neue Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den. Auch wenn wir uns sehr freu­en, wenn Fa­mi­li­en bes­tens auf­ge­stellt sind und das al­les selbst gut meis­tern. Für nicht we­ni­ge ist der Start ins Le­ben mit ver­schie­de­nen Kon­flik­ten ver­bun­den. Da ist es gut zu wis­sen, dass die jun­gen El­tern da­bei von fünf en­ga­gier­ten Ba­by­lot­sin­nen be­glei­tet und ge­zielt un­ter­stützt wer­den kön­nen. Durch die Be­ra­tung von Schwan­ge­ren kön­nen wir auch prä­ven­tiv wir­ken, um Pro­ble­me schon vor der Ge­burt auf­zu­zei­gen und zu lö­sen und auch spä­te­re Wo­chen­bett­de­pres­sio­nen zu ver­mei­den. Ein fach­kun­di­ges Netz­werk aus So­zi­al­part­nern un­ter Fe­der­füh­rung von CHA­RIS­MA e.V. Ver­ein für Frau­en und Fa­mi­lie in der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock so­wie im Land­kreis Ros­tock so­wie ei­ne fi­nan­zi­el­le För­de­rung er­mög­li­chen die­ses am­bi­tio­nier­te Pro­jekt.“

Je­den er­rei­chen, der Hil­fe braucht
Ein Lot­se ist laut Wör­ter­buch ein er­fah­re­ner, orts­kun­di­ger See­mann, der Schif­fe durch Ha­fen­ein­fahr­ten und Fluss­mün­dun­gen lei­tet. Mög­li­cher­wei­se hat die Nä­he zum Was­ser bei der Na­mens­fin­dung ei­ne Rol­le ge­spielt, als der Kin­der­arzt und Ge­schäfts­füh­rer der Stif­tung SeeY­ou, Dr. Sön­ke Sie­fert, 2007 die Ba­by­lot­sen-In­itia­ti­ve be­grün­de­te, die es in­zwi­schen in ganz Deutsch­land gibt. Um Si­cher­heit, die rich­ti­gen We­ge und Ori­en­tie­rung in schwie­ri­gen Si­tua­tio­nen geht es auch bei den fünf Ba­by­lot­sin­nen, die vor kur­zem die Ar­beit im Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock auf­ge­nom­men ha­ben. Ge­lei­tet wird das Pro­jekt von Ma­rie Ha­gen von CHA­RIS­MA e.V. Ver­ein für Frau­en und Fa­mi­lie.
„Ge­sprächs­an­ge­bo­te für Fa­mi­li­en gibt es schon seit län­ge­rem“, sag­te Ma­rie Ha­gen. „Mit un­se­ren Ba­by­lot­sin­nen kön­nen wir jetzt je­doch Schwan­ge­re und jun­ge El­tern nicht nur früh­zei­tig, son­dern viel bes­ser di­rekt er­rei­chen. Schon zur Ge­burts­an­mel­dung, spä­tes­tens je­doch bei der Auf­nah­me in den Kreiß­saal, be­fra­gen Ärz­tin­nen und Ärz­te, Heb­am­men oder Pfle­ge­fach­kräf­te die Fa­mi­li­en im Rah­men der Ana­mne­se zu ih­rer Le­bens­si­tua­ti­on und ge­ge­be­nen­falls zu be­son­de­ren Her­aus­for­de­run­gen, die das Le­ben mit sich brin­gen kann“, er­läu­ter­te die Fach­päd­ago­gin.
Die Er­geb­nis­se die­ses Ge­sprä­ches wer­den für die Ba­by­lot­sin­nen auf ei­nem Fra­ge­bo­gen (s. An­la­ge) fest­ge­hal­ten, um die psy­cho­so­zia­len Be­las­tun­gen der Fa­mi­lie in­ner­halb kür­zes­ter Zeit sicht­bar zu ma­chen. Das Aus­fül­len des Fra­ge­bo­gens ist frei­wil­lig. „Wer­den be­son­de­re Her­aus­for­de­run­gen sicht­bar, bie­ten wir den Fa­mi­li­en ein Ge­spräch auf der Ent­bin­dungs­sta­ti­on an. Im In­ter­es­se ei­nes best­mög­li­chen Starts für das Neu­ge­bo­re­ne klä­ren wir mit ih­nen ab, auf wel­che kon­kre­te Un­ter­stüt­zung sie in ih­rem All­tag be­reits zu­rück­grei­fen kön­nen und ver­mit­teln ih­nen bei Be­darf wei­te­re An­ge­bo­te“, so die Chef­ba­by­lot­sin.

Be­hör­den, Spra­che, Sucht und Be­zie­hungs­pro­ble­me
Die Hür­den, die nach ei­ner Ge­burt zu über­win­den sind, kön­nen viel­fäl­tig sein. „Der bü­ro­kra­ti­sche Auf­wand ist für al­le El­tern hoch. Da durch­zu­hel­fen, ist noch am leich­tes­ten“, be­rich­te­te Ma­rie Ha­gen von ih­ren Er­fah­run­gen. „Es sind ei­ne Rei­he von For­mu­la­ren aus­zu­fül­len, vom El­tern­geld-An­trag und der Be­ur­kun­dung der Va­ter­schaft bis zur Ge­burts­ur­kun­de. Gibt es fi­nan­zi­el­le Pro­ble­me, lo­ten wir ge­mein­sam aus, wel­che An­sprü­che noch gel­tend ge­macht wer­den kön­nen. Bei Sprach­pro­ble­men bei Mi­gran­tin­nen or­ga­ni­sie­ren wir Dol­met­scher und hel­fen durch den deut­schen Be­hör­den­dschun­gel. Grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten ent­ste­hen je­doch oft­mals bei Be­zie­hungs­pro­ble­men und für Al­lein­er­zie­hen­de, die auch noch um die An­er­ken­nung der Va­ter­schaft und den Un­ter­halt kämp­fen müs­sen. Das be­las­tet die Müt­ter auch men­tal und trübt un­ter Um­stän­den das Glück mit dem Nach­wuchs. Des Wei­te­ren kön­nen Er­kran­kun­gen der El­tern, mög­li­che Sucht­ab­hän­gig­kei­ten oder häus­li­che Ge­walt den Start ins Fa­mi­li­en­le­ben enorm be­ein­träch­ti­gen. Wir glau­ben dar­an, dass al­le El­tern gu­te El­tern sein wol­len. Wir set­zen in un­se­ren Be­ra­tungs­ge­sprä­chen an den Stär­ken der Fa­mi­li­en an und ak­ti­vie­ren so ih­re Fä­hig­keit zur Selbst­hil­fe. In der hoch­emo­tio­na­len Zeit nach der Ge­burt reicht manch­mal auch ein­fach ein per­sön­li­ches Ge­spräch, um die Frau­en oder auch ih­re Part­ner auf­zu­fan­gen. Für al­le an­de­ren steht in Ros­tock und im Land­kreis ein gut auf­ge­stell­tes Netz­werk mit Hilfs­an­ge­bo­ten zur Ver­fü­gung, die wir pass­ge­nau ver­mit­teln kön­nen.“
Die Ros­to­cker Ba­by­lot­sin­nen sind So­zi­al- und Di­plom­päd­ago­gin­nen, So­zi­al­ar­bei­te­rin­nen, Er­zie­hungs­wis­sen­schaft­le­rin­nen, Kin­der­schutz­fach­kräf­te und Fach­pfle­ge­kräf­te mit wei­te­ren Zu­satz­qua­li­fi­ka­tio­nen wie El­tern- und Trau­er­be­glei­tung, Kin­der­wunsch­be­ra­tung und Coa­ching.