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Na­vi­ga­ti­on

„Geht nicht, gibt’s nicht“: De­ko-Chef ist be­reits seit 40 Jah­ren am Volks­thea­ter Ros­tock

Mel­dung vom 19.01.2024

Als Herr der Stof­fe könn­te man Tors­ten Mie­lenz be­zeich­nen. Der Lei­ter der De­ko­ra­ti­ons­ab­tei­lung am Volks­thea­ter Ros­tock hat in 40 Ar­beits­jah­ren rund 800 Stü­cke mit aus­ge­stat­tet. Ku­lis­sen, Mo­bi­li­ar, Pro­spek­te... Da­bei er­leb­te er mehr als ein Dut­zend In­ten­dan­ten. Ein Be­such.

Die Näh­ma­schi­ne rat­tert. Tors­ten Mie­lenz (60) näht. Ak­tu­ell steht ein ro­ter Vor­hang für das Schau­spiel „Die 39 Stu­fen“ an. In den Werk­stät­ten des Volks­thea­ters tür­men sich in Ar­beits­raum und La­ger der De­ko-Ab­tei­lung Stoff­bal­len und Sä­cke mit ed­len Stof­fen. Al­le sei­en leicht ge­sal­zen, we­gen des Brand­schut­zes, er­klärt er. Meis­tens Baum­wol­le, Samt, aber auch Syn­the­ti­sches. Oder Sei­de. Die sei be­son­ders teu­er, wer­de im­mer wie­der neu ge­näht und ver­wen­det. „Wir ar­bei­ten viel um.“
Die Stof­fe wer­den über den Fach­han­del für Thea­ter­be­darf be­zo­gen. Be­schafft wird, was das je­wei­li­ge Stück er­for­dert, Ma­te­ria­li­en bis zu zwölf Me­ter Brei­te. Wich­tig da­bei sei, sich auf Mes­se­be­su­chen In­spi­ra­ti­on zu ho­len.

Im­pro­vi­sa­ti­ons­ta­lent ist am Volks­thea­ter ge­fragt. Der schma­le Zu­gang zum Haus und feh­len­de Büh­nen­tech­nik sind Hür­den für die Hand­wer­ker. De­ko­ra­tio­nen müs­sen zer­legt wer­den, da­mit sie am Pa­trio­ti­schen Weg durch die Tü­ren pas­sen. „Geht nicht, gibt’s nicht“, be­schreibt Mie­lenz die Ein­stel­lung. An vie­le präch­ti­ge Ku­lis­sen kön­ne er sich er­in­nern. Bei­spiel: die Oper „Ma­non Le­s­caut“. Da­mals ha­be man ei­ne gan­ze Flug­ha­fen-Lob­by auf die Büh­ne ge­baut: erst in vol­ler Pracht, denn nach ei­nem An­griff zer­stört. Oder „Ali­ce im Wun­der­land“. Da ent­stand ei­ne gan­ze Land­schaft, die am En­de in ein Loch – gleich ei­nem Stru­del – ge­zo­gen wur­de. „Al­les me­cha­nisch“, sagt Mie­lenz. Al­so oh­ne auf­wän­di­ge Tech­nik. Ide­en ho­le er sich auch im Ur­laub, be­sucht an­de­re Thea­ter. Mai­län­der Sca­la, Wie­ner Staats­thea­ter, Staats­oper Ber­lin zählt er auf. „Da kann man sich auch was ab­gu­cken.“ Zu den Auf­ga­ben ge­hö­re es auch, Stüh­le oder So­fas für das gan­ze Volks­thea­ter zu er­schaf­fen.
1983 hat Mie­lenz am Volks­thea­ter an­ge­fan­gen, als ge­lern­ter Pols­te­rer. Da­mals wa­ren es rund 700, heu­te sind es 260 Mit­ar­bei­ter. Das ers­te Stück, für das er ar­bei­te­te, sei „Schaf und Wöl­fe“ ge­we­sen ­– mit Büh­nen­bild­ner Falk von Wan­ge­lin. Sein ers­ter In­ten­dant war Hanns An­selm Per­ten, der das Thea­ter in der DDR-Zeit ma­ß­geb­lich präg­te.

Tors­ten Mie­lenz hat ein Fo­to von Per­ten im Bü­ro auf­ge­hängt, rings­her­um Bil­der al­ler In­ten­dan­ten, die er selbst in 40 Jah­ren er­leb­te. Gut ein Dut­zend. Je­der ha­be be­son­de­re Schwer­punk­te ge­habt, grü­belt er. Das The­ma Neu­bau war im­mer prä­sent. Jetzt, da es end­lich so­weit sein könn­te, wünscht sich der De­ko-Chef: „Das Thea­ter soll­te wie­der der zen­tra­le Treff­punkt der Stadt­ge­sell­schaft wer­den.“ Er freue sich auf die vie­len neu­en Mög­lich­kei­ten und mehr Büh­nen­zei­ten.