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Na­vi­ga­ti­on

Gut­ach­ten: Miet­preis­brem­se in Greifs­wald und Ros­tock auch nach 2023 mög­lich

Mel­dung vom 30.09.2022 - Um­welt und Ge­sell­schaft / Rat­haus

In Greifs­wald und Ros­tock wer­den die woh­nungs­markt­po­li­ti­schen In­stru­men­te Miet­preis­brem­se und ab­ge­senk­te Kap­pungs­gren­ze vor­aus­sicht­lich auch nach 2023 grei­fen. Den wei­ter­hin an­ge­spann­ten Woh­nungs­markt als Vor­aus­set­zung da­für at­tes­tiert ein Gut­ach­ten des Ham­bur­ger „Ge­wos-In­sti­tut für Stadt-, Re­gio­nal- und Wohn­for­schung“, das In­nen­mi­nis­ter Chris­ti­an Pe­gel heu­te in den bei­den Uni­ver­si­täts­städ­ten vor­stell­ten.

„Die Län­der ha­ben die Mög­lich­keit, Ge­bie­te mit an­ge­spann­ten Woh­nungs­markt zu be­stim­men, so­dass dort miet­preis­be­gren­zen­de Re­ge­lun­gen grei­fen kön­nen. Wir ha­ben dies 2018 ge­tan und die Städ­te Ros­tock und Greifs­wald als Ge­bie­te mit an­ge­spann­tem Woh­nungs­markt er­mit­telt. Bei neu ab­zu­schlie­ßen­den Miet­ver­trä­gen darf die Mie­te dem­nach höchs­tens zehn Pro­zent über der orts­üb­li­chen Ver­gleichs­mie­te lie­gen. Für Ros­tock wur­de des Wei­te­ren die Kap­pungs­gren­ze von 20 auf 15 Pro­zent ab­ge­senkt, so­dass bei be­reits be­stehen­den Miet­ver­trä­gen in­ner­halb von drei Jah­ren die Mie­te nicht um 20, son­dern nur um 15 Pro­zent, ma­xi­mal aber bis zum Er­rei­chen der orts­üb­li­chen Ver­gleichs­mie­te stei­gen darf. Die­se Re­ge­lung gilt seit Fe­bru­ar 2021 eben­so für Greifs­wald“, er­läu­ter­te Chris­ti­an Pe­gel.

Mit der Miet­preis­brem­se wer­de der An­reiz ver­min­dert, Be­stands­mie­ter zu ver­drän­gen, weil die Miet­stei­ge­rung im We­ge des Neu­ab­schlus­ses ei­nes Miet­ver­tra­ges be­grenzt ist. Die Kap­pungs­gren­ze hin­ge­gen wir­ke bei Be­stands­miet­ver­trä­gen dämp­fend auf mög­li­che Miet­erhö­hun­gen.

„Stei­gen­de Ne­ben­kos­ten und In­fla­ti­on wer­den un­se­ren Bür­ge­rin­nen und  Bür­gern noch lan­ge Zeit viel ab­ver­lan­gen. Da ist es wich­tig, dass zu­min­dest die Kalt­mie­ten sta­bil und be­re­chen­bar blei­ben. Ich wür­de es da­her sehr be­grü­ßen, wenn die Miet­preis­brem­se für den im­mer noch en­gen

Ros­to­cker Woh­nungs­markt auch über das Jahr 2023 hin­aus in Kraft blie­be“, sag­te Dr. Chris von Wry­cz Re­kow­ski, am­tie­ren­der Ober­bür­ger­meis­ter der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock und füg­te hin­zu:

„Die Miet­preis­brem­se ist ein gut aus­ta­rier­tes In­stru­ment: Sie ver­zö­gert den An­stieg der Miet­kos­ten auf en­gen Woh­nungs­märk­ten, oh­ne den Neu­bau von Miet­woh­nun­gen un­at­trak­tiv zu ma­chen. Bei­des ist wich­tig, da­mit die Men­schen an­ge­mes­se­nen Wohn­raum fin­den und auch be­zah­len kön­nen.“

Greifs­walds Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­fan Fass­bin­der sag­te: „We­gen des un­ge­brems­ten Zu­zugs woh­nungs­su­chen­der Men­schen ist der Wohn­markt in Greifs­wald trotz zahl­rei­cher Neu­bau­ten wei­ter­hin an­ge­spannt. Die Miet­preis­brem­se ist ein wich­ti­ges In­stru­ment, um den An­stieg der Mie­ten im Rah­men zu hal­ten. Ich un­ter­stüt­ze aus­drück­lich die Fort­füh­rung die­ses be­deu­ten­den Werk­zeugs für ei­ne so­zia­le Ge­stal­tung des Woh­nungs­mark­tes.“

Die Ver­ord­nung (sie­he An­la­ge), die 2018 in Kraft ge­tre­ten war, ist auf fünf Jah­re be­fris­tet und wird im Sep­tem­ber 2023 aus­lau­fen. Ziel des Gut­ach­tens war zu prü­fen, ob die ge­setz­li­chen Grund­la­gen vor­lie­gen, um die Re­ge­lun­gen fort­zu­füh­ren. Da­für muss das Land er­neut ei­ne Ver­ord­nung er­las­sen.

„Die Miet­preis­brem­se schafft kei­nen zu­sätz­li­chen Wohn­raum. Sie kann aber kurz­fris­tig hel­fen, die un­er­wünsch­ten Aus­wir­kun­gen der er­heb­li­chen Preis­stei­ge­run­gen auf an­ge­spann­ten Woh­nungs­märk­ten zu be­gren­zen. Dies gilt vor al­lem an­ge­sichts der ak­tu­el­len schwie­ri­gen Si­tua­ti­on mit stei­gen­den Prei­sen in fast al­len Le­bens­be­rei­chen, die be­son­ders Mie­ter mit klei­nen oder mitt­le­ren Ein­kom­men tref­fen“, sag­te Mi­nis­ter Chris­ti­an Pe­gel und füg­te hin­zu: „Das Gut­ach­ten hat ge­zeigt, dass in bei­den Städ­ten auf­grund der ho­hen Zahl der Mie­te­rin­nen und Mie­ter, die staat­li­che Hil­fen und/oder ein ge­rin­ges Ein­kom­men be­zie­hen, in Kom­bi­na­ti­on mit ei­ner ge­rin­gen Leer­stands­quo­te und ei­ner wach­sen­den Nach­fra­ge nach Wohn­raum an­ge­spann­te Woh­nungs­märk­te vor­lie­gen. Mit Hil­fe un­se­rer Pro­gram­me zur Wohn­bau­för­de­rung wer­den wir mit­tel- und lang­fris­tig je­doch zu Ver­bes­se­run­gen kom­men.“

Hin­ter­grund

Ei­ne Miet­preis­be­gren­zung wur­de mit dem 2015 ver­ab­schie­de­ten Miet­rechts­no­vel­lie­rungs­ge­setz des Bun­des er­mög­licht, in dem u.a. Re­ge­lun­gen zur zu­läs­si­gen Miet­hö­he ein­ge­fügt wur­den. Mit die­sen wer­den die Lan­des­re­gie­run­gen er­mäch­tigt, durch Rechts­ver­ord­nung für die Dau­er von höchs­tens fünf Jah­ren Ge­bie­te mit an­ge­spann­ten Woh­nungs­märk­ten zu be­stim­men. In ih­nen wer­den grund­sätz­lich die Mög­lich­kei­ten ei­ner Miet­erhö­hung bei Wie­der­ver­mie­tung auf ei­ne Hö­he be­grenzt, die die orts­üb­li­che Ver­gleichs­mie­te um höchs­tens zehn Pro­zent über­stei­gen darf. Die Ein­füh­rung ei­ner sol­chen Miet­preis­be­gren­zung ver­hin­dert, dass Mie­te­rin­nen und Mie­ter auf­grund fi­nan­zi­el­ler Über­for­de­rung kei­ne Mög­lich­keit er­hal­ten, ei­nen neu­en Miet­ver­trag zu an­ge­mes­se­nen Be­din­gun­gen ab­zu­schlie­ßen.

Die ab­ge­senk­te Kap­pungs­gren­ze ist ein In­stru­ment, mit dem Miet­erhö­hun­gen bei be­stehen­den Miet­ver­trä­gen be­grenzt wer­den kön­nen. Ver­mie­ter kön­nen un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen die Zu­stim­mung des Mie­ters zu ei­ner Er­hö­hung der Mie­te bis zur orts­üb­li­chen Ver­gleichs­mie­te ver­lan­gen. Nach gel­ten­dem Recht darf sich die Mie­te bei ei­ner der­ar­ti­gen Er­hö­hung in­ner­halb von drei Jah­ren um nicht mehr als 20 Pro­zent er­hö­hen (Kap­pungs­gren­ze). Durch das 2013 in Kraft ge­tre­te­ne Miet­rechts­än­de­rungs­ge­setz wur­de die Mög­lich­keit er­öff­net, die Kap­pungs­gren­ze bei der An­pas­sung von be­stehen­den Miet­ver­trä­gen an die orts­üb­li­che Ver­gleichs­mie­te von 20 auf 15 Pro­zent zu re­du­zie­ren. Hier­zu wer­den die Lan­des­re­gie­run­gen er­mäch­tigt, durch Rechts­ver­ord­nung Ge­bie­te zu be­stim­men, in de­nen die ab­ge­senk­te Kap­pungs­gren­ze zeit­lich be­fris­tet für höchs­tens fünf Jah­re gel­ten soll.

Die Be­ur­tei­lung des Woh­nungs­markts er­folg­te an­hand der Kri­te­ri­en, die § 556d Ab­satz 2 des Bür­ger­li­chen Ge­setz­bu­ches vor­gibt. Ei­ne Prä­sen­ta­ti­on zum Gut­ach­ten fin­den Sie hier: www.​reg​ieru​ng-​mv.​de