Neuer 3D-Biopsietisch erleichtert Früherkennung von Brustkrebs
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Klinikum Südstadt investiert 264.000 Euro in modernes Tomosynthese-System
Als erstes Krankenhaus in Mecklenburg-Vorpommern verfügt das Klinikum Südstadt über einen 3D-Biopsietisch zur besseren Früherkennung von Brustkrebs. Die moderne Diagnostikeinheit kommt unter anderem zum Einsatz, wenn Patientinnen nach dem Mammografie-Screening zur Abklärung von auffälligen Befunden in das Brustzentrum der Südstadtklinik überwiesen werden.
Mit dem neuartigen Verfahren können auch kleinste Veränderungen in der Brust sichtbar gemacht und zielsicher Gewebeproben entnommen werden. Das Klinikum Südstadt hat in das neue Tomosynthese-gesteuerte Vakuumbiopsiesystem 264.000 Euro investiert. Die Tomosynthese (3D-Schichtbildgebung) ist eine innovative Technologie, mit der Veränderungen der Brustdrüse ohne störendes überlappendes Gewebe zu erkennen sind. So ist eine bessere Brustkrebsfrüherkennung möglich. In Deutschland erkranken jedes Jahr 70.000 Frauen neu an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen.
„Der 3D-Biopsietisch Hologic Affirm Prone ermöglicht präzise Probenentnahmen in Bauchlage und einen 360°-Zugang zur Brust", informierte PD Dr. Angrit Stachs, Oberärztin an der Universitätsfrauenklinik und Leiterin des interdisziplinären Zentrums für Brustdiagnostik am Klinikum Südstadt Rostock. „Für die betroffenen Frauen ist das Verfahren, welches in der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie durchgeführt wird, viel schonender und angenehmer als die alternativ übliche aufrechte Position oder Seitenlage bei der Gewebeentnahme."
Schicht für Schicht durch die Brust
Am interdisziplinären Brustzentrum des Klinikum Südstadt arbeiten im Interesse der erkrankten Frauen verschiedene medizinische Fachdisziplinen unter einem Dach eng zusammen. Am Anfang steht eine umfassende Diagnostik, um das Ausmaß der Erkrankung zu erkennen und die Therapie individuell abzustimmen. Wird durch das Röntgenbild der Brust, die sogenannte Mammografie, der Verdacht auf Brustkrebs geäußert, ist eine feingewebliche Untersuchung notwendig. Dazu werden durch minimalinvasive Biopsien Gewebeproben entnommen. Bei mammografisch verdächtigem Mikrokalk erfolgt diese als röntgengestützte Vakuumbiopsie, bei der mittels langer Hohlnadeln minimale Gewebeproben aus der Brust entnommen und anschließend auf Krebszellen untersucht werden.
Mit dem neuen Affirm Prone Biopsie System für Brustbiopsien in Kombination mit Vakuumbiopsiegerät mit integriertem Echtzeit-Probenröntgensystem Brevera der Firma Hologic kann die Entnahme der Gewebeproben wesentlich effektiver erfolgen. Das liegt vor allem an der durch Tomosynthese erzeugten hochauflösenden 3D-Darstellung der Brust in sehr dünnen Schichten. „Das neuartige Verfahren ermöglicht so die überlagerungsfreie Darstellung des Mikrokalkes und ist darüber hinaus viel genauer als die bisher übliche stereotaktische Biopsie. Auch winzigste Veränderungen sind jetzt sichtbar", so die Brustkrebsexpertin. „Diese Mikrokalkablagerungen können absolut harmlos sein, aber auch ein Frühstadium von Brustkrebs bedeuten."
Einen hohen Patientenkomfort stellt auch die Kombination mit dem Vakuumbiopsiegerät Brevera dar, welches ein Echtzeitröntgen der entnommenen Proben ermöglicht. Damit besteht eine unmittelbare Kontrolle über den Biopsieerfolg. Die Gewebeproben können so mit hoher Präzision entnommen und auf ein Minimum beschränkt werden. Das verkürzt die Untersuchungszeit und reduziert Komplikationen, beispielsweise durch Blutungen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt - die Strahlendosis fällt weitaus geringer aus als bei einer herkömmlichen Biopsie. Die Dosisparameter der Röntgenstrahlung werden zudem digital erfasst und dokumentiert.
Das System soll vor allem bei verdächtigen Mikrokalkablagerungen oder bei mittels Ultraschall nicht erkennbaren Knoten eingesetzt werden. „Wir rechnen künftig wöchentlich mit bis zu sechs Patientinnen, deren Befunde mit der neuen Methode zuverlässig abgeklärt werden können", schätzt Dr. Angrit Stachs. „Die Untersuchung dauert mit Vorgespräch und Nachbereitung etwa 30 Minuten, die eigentliche Biopsiezeit etwa 15 Minuten. Damit sind wir auch deutlich schneller als mit dem Vorgängermodell."
Gute Heilungschancen bei regelmäßiger Vorsorge
Am Klinikum Südstadt werden jährlich rund 450 Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs behandelt, die Hälfte davon im Rahmen des freiwilligen Mammografie-Screening-Programms. Das ambulante Früherkennungsprogramm für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren wird in Mecklenburg-Vorpommern von niedergelassenen Radiologen und ermächtigten Krankenhausärzten organisiert. Die Ärztin appellierte an alle Frauen, das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm unbedingt wahrzunehmen. „Je früher wir Brustkrebs und dessen Vorstufen entdecken, um so schonender sind die Therapiemöglichkeiten und die Heilungschancen werden verbessert. Bei Frühstadien liegen diese mittlerweile bei über 90 Prozent."
Der Einzugsbereich des Brustzentrums am Südstadtklinikum reicht von Wismar über Schwerin, Parchim, Malchow, Stralsund bis nach Demmin. Bis zu 800 Brustoperationen, 550 davon in Zusammenhang mit Brustkrebs, werden in dem spezialisierten onkologischen Zentrum in Rostock jedes Jahr vorgenommen. Zum Leistungsspektrum gehören zudem jährlich rund 4.500 Mammografien, 180 röntgengesteuerte Vakuumbiopsien und 700 Stanzbiopsien unter Ultraschallkontrolle.