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Na­vi­ga­ti­on

Neu­es OP-Ver­fah­ren ist ef­fek­ti­ver und kom­for­ta­bler für Frau­en

Mel­dung vom 05.04.2022 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Oh­ne Draht­mar­kie­rung - Klei­ne Brust­tu­mo­re wer­den scho­nen­der mit Ul­tra­schall in Echt­zeit ent­fernt

An der Uni­ver­si­täts­frau­en­kli­nik am Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock wer­den jähr­lich ca. 450 Frau­en mit neu dia­gnos­ti­zier­tem Brust­krebs be­han­delt. Bei frü­hen Tu­mor­sta­di­en steht die ope­ra­ti­ve The­ra­pie im Vor­der­grund. Die­se er­folgt zu 70 Pro­zent als brust­er­hal­ten­de Ope­ra­ti­on. Da in frü­hen Tu­mor­sta­di­en der Brust­krebs häu­fig nicht tast­bar ist, wird der Tu­mor in Vor­be­rei­tung der Ope­ra­ti­on in der Re­gel durch Ra­dio­lo­gen mit ei­nem Mar­kie­rungs­draht ver­se­hen. Dar­auf will das in­ter­dis­zi­pli­nä­re Team am Kli­ni­kum Süd­stadt künf­tig wei­test­ge­hend ver­zich­ten. Ein neu­es Ver­fah­ren mit Ul­tra­schall­un­ter­stüt­zung ist ef­fek­ti­ver, zeit­spa­ren­der und kom­for­ta­bler für die be­trof­fe­nen Frau­en.

„Das noch re­la­tiv neue Ver­fah­ren des in­tra­ope­ra­ti­ven Ul­tra­schalls (IOUS) bringt für die Pa­ti­en­tin­nen ei­ne Rei­he von Vor­tei­len“, be­ton­te die Lei­ten­de Ober­ärz­tin für Mam­ma­dia­gnos­tik, PD Dr. An­grit Stachs. „In­tra­ope­ra­ti­ver Ul­tra­schall be­deu­tet, dass der Tu­mor und das um­ge­ben­de Ge­we­be mit­tels strah­lungs­frei­er So­no­gra­fie wäh­rend der Ope­ra­ti­on in Echt­zeit dar­ge­stellt wer­den. Da­durch ist ei­ne si­che­re und op­ti­mier­te, al­so ziel­ge­naue­re und ge­we­be­scho­nen­de­re Tu­mor­ent­fer­nung mög­lich. Not­wen­di­ge Nach­ope­ra­tio­nen neh­men deut­lich ab. Seit En­de 2021 ha­ben wir das Ver­fah­ren be­reits 30-mal er­folg­reich ein­ge­setzt.“

Ope­ra­ti­on aus ei­ner Hand

Bis­her war es üb­lich, den Brust­tu­mor vor der Ope­ra­ti­on un­ter Ul­tra­schall­sicht bzw. Rönt­gen­kon­trol­le mit ei­nem Draht zu mar­kie­ren. Aus lo­gis­ti­schen Grün­den er­folgt die Draht­mar­kie­rung am Mor­gen des OP-Ta­ges. Pa­ti­en­tin­nen, die nach­mit­tags ope­riert wer­den, muss­ten bis zu sie­ben Stun­den mit dem Mar­kie­rungs­draht in der Brust auf ih­ren Ein­griff war­ten. Dies ist ne­ben der Trau­ma­ti­sie­rung der Pa­ti­en­tin­nen mit ei­nem er­höh­ten In­fek­ti­ons­ri­si­ko und der Ge­fahr des Ver­rut­schens des Drah­tes ver­bun­den. Aus die­sem Grund wur­de nach ei­ner Al­ter­na­ti­ve zu der Draht­mar­kie­rung vor der OP ge­sucht. Ein wei­te­rer Nach­teil ist, dass die Lo­ka­li­sie­rung des Mar­kie­rungs­drah­tes durch Ra­dio­lo­gen vor­ge­nom­men wird. Der Ope­ra­teur hat so­mit kei­nen Ein­fluss auf die Ein­stich­stel­le des Mar­kie­rungs­drah­tes, was auch die Wahl der spä­te­ren Schnitt­füh­rung ein­schränkt.

„Die ul­tra­schall­ge­stütz­te Brust­krebs­ent­fer­nung wird da­ge­gen voll­stän­dig in Ver­ant­wor­tung durch den Ope­ra­teur aus­ge­führt. Die Be­glei­tung der Ope­ra­ti­on durch den Ul­tra­schall er­mög­licht ei­ne ex­ak­te Dar­stel­lung des Tu­mors und der um­ge­ben­den Struk­tu­ren in der Brust“, er­läu­ter­te die Gy­nä­ko­lo­gin. „Das Ver­fah­ren ver­min­dert den psy­cho­lo­gi­schen Stress für die Pa­ti­en­tin­nen, in­dem die schmerz­haf­te Punk­ti­on ver­mie­den und das Kom­pli­ka­ti­ons­ri­si­ko re­du­ziert wird. Dar­über hin­aus hat es auch po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das kos­me­ti­sche Er­geb­nis und so­mit die Le­bens­qua­li­tät der Frau­en.“
Hei­lungs­chan­cen er­hö­hen sich In meh­re­ren Stu­di­en konn­te nach­ge­wie­sen wer­den, dass der In­tra­ope­ra­ti­ve Ul­tra­schall, ver­gli­chen mit der prä­ope­ra­ti­ven Draht­mar­kie­rung, ei­ne bes­se­re Al­ter­na­ti­ve in Be­zug auf die si­che­re Ent­fer­nung des Tu­mors so­wie auf das Emp­fin­den von Pa­ti­en­tin und Ope­ra­teur dar­stellt. Ei­ne ak­tu­el­le Me­ta-Ana­ly­se* von 20 Stu­di­en mit 3.112 Pa­ti­en­tin­nen zeig­te zu­dem, dass das Ver­fah­ren das Ri­si­ko von Zwei­t­ope­ra­tio­nen auf Grund tu­mor­be­fal­le­ner Schnit­trän­der um 80 Pro­zent ge­senkt hat, was die Hei­lungs­chan­cen deut­lich ver­bes­sert.

Die fe­der­füh­ren­de Ar­beits­ge­mein­schaft Gy­nä­ko­lo­gi­sche On­ko­lo­gie (AGO) hat dem­entspre­chend auf ih­rer Jah­res­ta­gung im März 2022 die An­wen­dung des in­tra­ope­ra­ti­ven Ul­tra­schalls bei der brust­er­hal­ten­den Ope­ra­ti­on mit ei­nem ho­hen Nut­zen be­wer­tet (ab 15. April auf ago-on­line.de). In­so­fern wird der Ein­satz von in­tra­ope­ra­ti­vem Ul­tra­schall in der Brust­kreb­schir­ur­gie als neu­es Kon­zept in der chir­ur­gi­schen On­ko­lo­gie an Be­deu­tung ge­win­nen.

„Nach un­se­rer Ein­schät­zung kann der in­tra­ope­ra­ti­ve Ul­tra­schall bei et­wa der Hälf­te der Ope­ra­tio­nen von nicht tast­ba­ren Brust­tu­mo­ren an­ge­wen­det wer­den“, er­klär­te PD Dr. An­grit Stachs.
In Deutsch­land wer­den jähr­lich rund 70.000 Neu­erkran­kun­gen an Mam­ma­kar­zi­no­men dia­gnos­ti­ziert. Da­mit ist der Brust­krebs die häu­figs­te Tu­mor­er­kran­kung bei Frau­en. Über 17.000 Frau­en ster­ben jähr­lich dar­an. Die Be­hand­lung rich­tet sich nach Tu­mor­sta­di­um (Tu­mor­grö­ße, Lymph­kno­ten­be­fall, Be­fall an­de­rer Or­ga­ne) und Tu­mor­bio­lo­gie (Ag­gres­si­vi­tät des Brust­kreb­ses). Die re­la­ti­ve 5-Jah­res-Über­le­bes­ra­te liegt in­zwi­schen auf­grund ei­ner ver­bes­ser­ten Vor­sor­ge und des me­di­zi­ni­schen Fort­schritts bei 88 Pro­zent. Recht­zei­tig er­kannt und be­han­delt, sind die meis­ten Er­kran­kun­gen heil­bar.

Hin­ter­grund Uni­ver­si­täts­brust­zen­trum

Das Brust­zen­trum der Uni­ver­si­täts­frau­en­kli­nik Ros­tock am Kli­ni­kum Süd­stadt Ros­tock ist seit 2006 nach EU­SO­MA-Kri­te­ri­en und seit 2013 von der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft zer­ti­fi­ziert. Ein zer­ti­fi­zier­tes Brust­zen­trum mit aus­ge­bil­de­ten Brust­ope­ra­teu­ren und Min­dest­fall­zah­len ga­ran­tiert ein ho­hes Know-how. Die in­ter­dis­zi­pli­nä­re Zu­sam­men­ar­beit auf dem Ge­biet der Dia­gnos­tik (Gy­nä­ko­lo­gie, Ra­dio­lo­gie, Nu­kle­ar­me­di­zin, Pa­tho­lo­gie), der Ope­ra­ti­ven The­ra­pie, der me­di­ka­men­tö­sen Tu­mor­the­ra­pie und Strah­len­the­ra­pie er­folgt an­hand ak­tu­el­ler wis­sen­schaft­li­cher Emp­feh­lun­gen und un­ter An­wen­dung in­no­va­ti­ver Ver­fah­ren in Dia­gnos­tik und The­ra­pie.