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Na­vi­ga­ti­on

Sail4Kids: Se­geln für ei­nen gu­ten Zweck

Mel­dung vom 12.08.2022 - Kul­tur, Frei­zeit, Sport

Am Don­ners­tag be­ka­men Ju­gend­li­che mit Han­di­cap die Mög­lich­keit, auf dem Tra­di­ti­ons­seg­ler „De Al­ber­tha“ mit­zu­fah­ren. Der Törn be­geis­ter­te al­le Be­tei­lig­ten und könn­te im kom­men­den Jahr wie­der­holt wer­den.

Die Stim­mung ist ge­nau­so gut wie das Wet­ter, als das Schiff um zehn Uhr sei­nen Lie­ge­platz im Stadt­ha­fen ver­lässt und Kurs auf die Ost­see nimmt. Mit an Bord sind Ju­gend­li­che aus dem „Mi­cha­els­hof“, ei­ner Ein­rich­tung, die in der Bil­dung für Men­schen mit und oh­ne Be­hin­de­rung ak­tiv ist. Skip­per Dick ist froh dar­über: „Toll, dass so et­was er­mög­licht wird.“ Froh sind auch die Ju­gend­li­chen, die mit glück­li­chen Ge­sich­tern das Wet­ter und den Blick auf die son­nen­über­flu­te­te War­now ge­nie­ßen.

Viel Be­geis­te­rung und ei­ne Aus­zeit vom All­tag

Rein­hard May­er weiß ähn­li­ches zu be­rich­ten. Der 63-Jäh­ri­ge ar­bei­tet in der Tisch­le­rei beim Mi­cha­els­hof und ist als Be­treu­er da­bei. „Al­le ha­ben sich ge­freut, dass sie wie­der mit­fah­ren kön­nen.“ Wor­in die Fas­zi­na­ti­on be­steht, er­klärt er sich vor al­lem mit den be­son­de­ren Cha­rak­te­ris­ti­ken der nie­der­län­di­schen Tjalk von 1891: „Un­ter Deck ist al­les ge­müt­lich ein­ge­rich­tet, mit Din­gen, die zur See­fahrt ge­hö­ren.“ Mehr­mals hät­ten ihn die Ju­gend­li­chen mit leuch­ten­den Au­gen auf die vie­len ma­ri­ti­men De­tails auf­merk­sam ge­macht.
„Der Törn ist auch ei­ne Ab­wechs­lung vom All­tag“, so May­er, schlie­ß­lich sei es kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, an Bord zu sein: „Wer kann das sonst auch fi­nan­zie­ren, auf ei­nem Se­gel­schiff mit­zu­fah­ren?“

Be­son­de­re Er­in­ne­run­gen

Die Be­geis­te­rung wird bei den Ju­gend­li­chen deut­lich, als es auf der Ost­see schlie­ß­lich ans Se­gel­set­zen geht: So­fort sind al­le be­reit zu hel­fen, und un­ter fach­kun­di­ger An­lei­tung der Be­sat­zung wer­den nach und nach Klü­ver, Fock und Gro­ß­se­gel ge­setzt. Die Ju­gend­li­chen hel­fen sich da­bei ge­gen­sei­tig, wech­seln sich et­wa beim Be­die­nen der Win­schen zum Set­zen der Se­gel ab. Als es „Klar zur Wen­de“ hei­ßt, wer­den in ge­mein­sa­mer An­stren­gung die Back­stagen und Scho­ten los­ge­wor­fen, und die “De Al­ber­tha“ nimmt wie­der Kurs auf den Ros­to­cker Stadt­ha­fen.

Die ak­ti­ve Ein­bin­dung der Ju­gend­li­chen bei den Ma­nö­vern an Bord ist Teil des Kon­zepts, bei dem die tra­di­tio­nel­le Fort­be­we­gungs­wei­se im Vor­der­grund steht: „Wir set­zen den Fo­kus aufs Se­geln“, er­zählt Dick. Da sind Be­geis­te­rung und Hilfs­be­reit­schaft der Grup­pe Be­din­gung für ei­nen ge­lun­ge­nen Tag auf See: „Grup­pen­zu­sam­men­halt ist ganz wich­tig, oh­ne geht es nicht.“

Wich­tig ist auch die Stim­mung an Bord, die wei­ter­hin gut ist, als das Schiff nach vier Stun­den dem Lie­ge­platz ent­ge­gen­fährt. In ei­ner letz­ten ge­mein­sa­men Kraft­an­stren­gung wer­den die Se­gel ein­ge­holt, und schlie­ß­lich liegt die “De Al­ber­tha“ wie­der fest ver­täut am Kai. Da­mit en­det ein Se­gel­tag, der bei al­len Be­tei­lig­ten blei­ben­de Er­in­ne­run­gen hin­ter­las­sen hat. Ge­ne­rell wür­den die­se Törns von den jun­gen Leu­ten gut an­ge­nom­men: „Sie ge­hen von Bord und wol­len wie­der mit­fah­ren“, freut sich Skip­per Dick.

Zwei­ter Törn am Sams­tag

Au­ßer­dem wur­den in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Ar­bei­ter-Sa­ma­ri­ter-Bund (ASB) 20 so­zi­al be­nach­tei­lig­te Kin­der aus­ge­wählt, die am Sams­tag auf der „Ata­lan­ta“ aus Wis­mar auf die Ost­see hin­aus­segeln.
Bei­de Fahr­ten sind Teil des Pro­jekts „Sail4kids“, das von Han­se Sail Bü­ro und Ver­ein ge­mein­sam or­ga­ni­siert wur­de. Es er­mög­licht Ju­gend­li­chen mit Han­di­cap und so­zi­al be­nach­tei­lig­ten Kin­dern, ein­mal auf ei­nem Tra­di­ti­ons­seg­ler mit­zu­fah­ren.

Für die Ak­ti­on spen­de­te auch ei­ner der Mo­bi­li­täts­part­ner der Han­se Sail, das Nutz­fahr­zeug­zen­trum in Bar­ge­sha­gen, Geld. Ge­schäfts­füh­rer Hart­wig Popp be­tont, wie wich­tig es sei, sich um Kin­der und Ju­gend­li­che zu küm­mern. „Wenn wir al­le Mensch­lich­keit zei­gen wol­len, müs­sen wir bei den Jüngs­ten an­fan­gen – für uns ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit.“

Neue Tra­di­ti­on be­grün­det

Im ver­gan­ge­nen Jahr hat­te das Han­se Sail Bü­ro Men­schen zu ei­ner Aus­fahrt ein­ge­la­den, die sich in der Co­ro­na-Zeit durch be­son­de­re Leis­tun­gen her­vor­ge­tan hat­ten. Nun soll­ten jun­ge Leu­te, die mit Schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen ha­ben, in die­sen Ge­nuss kom­men. „Viel­leicht blei­ben wir in Zu­kunft da­bei, in die­ser Cha­ri­ty-Ak­ti­on sol­che Kin­der und Ju­gend­li­chen in den Vor­der­grund zu stel­len“, sagt Bet­ti­na Fust, die kom­mis­sa­ri­sche Lei­te­rin der Han­se Sail. „Denn es wird im­mer Kin­der ge­ben, die sonst nie ei­ne Aus­fahrt auf ei­nem Tra­di­ti­ons­seg­ler ma­chen könn­ten.“