Schreien, trinken und schlafen – doppeltes Babyglück bei Eisbärin Sizzel
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Erster Nachwuchs im Polarium im Zoo Rostock
Diese Videoaufzeichnungen haben das gesamte Zooteam elektrisiert. In der vergangenen Woche wurden beim Check der Bilder aus der Wurfhöhle zwei winzige Eisbärenbabys entdeckt. Die beiden Jungtiere wurden am Sonntag, 14. November 2021, geboren. Das erste Baby kam um 10.15 Uhr zur Welt, das zweite 20 Minuten später. Für die Eisbäreneltern Sizzel und Akiak sind es die ersten Jungtiere. Es ist zudem der erste Zuchterfolg bei den Eisbären im September 2018 eröffneten Polarium im Zoo Rostock. Der letzte Nachwuchs, Eisbär Fiete, wurde am 3. Dezember 2014 noch auf der historischen Bärenburg geboren und lebt jetzt im Zoo Sóstó in Ungarn.
„Sizzel hat sich, obwohl sie zum ersten Mal Mutter geworden ist, als geborene Eisbärenmama entpuppt und kümmert sich großartig um ihre Zwillinge. Die beiden sind, soweit wir das beobachten können, wohlauf und munter. Der Tagesablauf in der Wurfhöhle beschränkt sich im Moment auf Schreien, Trinken und Schlafen“, berichtete Zoodirektorin Antje Angeli. Etwa alle zwei bis drei Stunden haben die Babys Hunger und schreien lauthals nach Milch. Wenn sie dann satt sind, wird geschlafen. Nach Aussagen der Tierpflegerinnen und Tierpfleger kann man die kleinen gut gefüllten Bäuche der Jungtiere nach dem Trinken sehr gut auf den Videos erkennen. „Das macht uns sehr glücklich und lässt uns hoffen, dass die kritischen ersten Tage und Wochen von der Neu-Mama und ihrem Nachwuchs gut gemeistert werden.“
Erster Ausflug auf die Außenanlage frühstens im März
Die ersten Wochen und Monate sind grundsätzlich als kritisch für Jungtiere anzusehen. Das Gewicht bei der Geburt beträgt nur ca. 450 bis 850 Gramm. Die Eisbärenbabys kommen fast nackt bzw. sehr schwach behaart auf die Welt, aber schon nach drei bis fünf Tagen setzt die Fellbildung ein. Die Gehörgänge öffnen sich zwischen dem 18. und 26., die Augen zwischen dem 21. bis 34. Lebenstag. Die Zahnbildung beginnt zwischen der 4. und 6. Woche. Bis zu den ersten tapsigen Gehversuchen dauert es auch gut anderthalb bis zwei Monate.
Die Zwillinge werden die kommenden drei Monate im Schutz der Wochenstube heranwachsen. „Ob es sich bei den Jungtieren um weiblichen oder männlichen Nachwuchs handelt, können wir noch nicht sagen“, so Angeli. „Unser Tierarzt wird, wenn alles optimal verläuft, nicht nach den Tieren schauen müssen. Unnötiger Stress soll für die Mutter und Jungtiere nach Möglichkeit vermieden werden.“ In Abhängigkeit von der Witterung und Stabilität der Jungtiere werden die Beiden mit ihrer Mutter frühstens Anfang März ihre Wurfhöhle verlassen. Diese ist jedoch mit Kameras ausgestattet, damit die Entwicklung der Jungtiere jederzeit beobachtet werden kann. „Auf Bildschirmen und auf der Internetseite des Zoos (zoo-rostock.de) sollen laufend aktuelle Aufnahmen aus der Wurfhöhle gezeigt werden, damit alle Zoofreunde die Aufzucht der Zwillinge mit verfolgen können“, kündigte die Zoodirektorin an.
Nachwuchs mit Wurzeln in Rostock
Der am 22. November 2014 in Rhenen (Niederlande) geborene Akiak ist ein Enkel der legendären Rostocker Eisbären Churchill (28.11.1979 in Rostock - 26.10.2013 in Rostock) und Vienna (29.11.1988 in Wien - 13.01.2018 in La Palmyre). Auch Akiaks Vater ist ein Rostocker, nämlich der am 18. Dezember 1998 im Rostocker Zoo geborene Victor. Seine Mutter Freedom kam am 6. Dezember 2001 in Kolmarden in Schweden zur Welt.
Sizzel wurde am 2. Dezember 2014 im Zoo Rotterdam (Niederlande) geboren. Sie hat mit Todz noch einen Zwillingsbruder. Sizzels Vater Eric kam am 8. Dezember 1993 im Tierpark Berlin zur Welt und lebte seit November 2008 in Rotterdam, wo er am 5. Februar 2015 verstarb. Mutter Olinka wurde am 21. November 1992 im Zoo Köln geboren.
Im Zuge des Neubaus des Polariums kam Akiak am 12. September und Sizzel am 17. Oktober 2018 nach Rostock. Zur Gruppe der Rostocker Eisbären gehört auch noch Noria, die am 21. November 2015 im Zoo Brno in Tschechien geboren worden ist. Noria lebt seit dem 15. September 2018 in Rostock.
Für den Zoo Rostock hat die Eisbärenhaltung eine lange und erfolgreiche Geschichte. Seit 1956 leben Eisbären im Rostocker Zoo. Am 17. Dezember 1963 wurden die ersten beiden Eisbären als Zwillingspärchen geboren. In Rostock sind bislang insgesamt 35 Eisbärenjungtiere aufgezogen worden, darunter eine Handaufzucht. Laut Internationalem Eisbärenzuchtbuch, das der Zoo Rostock seit 1980 führt, lebten am 31. Dezember 2019 insgesamt 282 Eisbären in 116 Zoos weltweit. In freier Wildbahn wird das Vorkommen von Eisbären derzeit nur noch auf rund 23.000 Tiere geschätzt.
Der Zoo Rostock unterstützt als offizielles Arctic Ambassador Center seit mehreren Jahren Polar Bears International (PBI), eine Artenschutzorganisation, die sich dem Schutz der Eisbären und dem Erhalt ihres Lebensraumes, der Arktis verschrieben hat (polarbearsinternational.org). Die IUCN Polar Bear Specialist Group listet den Eisbären als gefährdete Art auf und nennt den Meereisverlust durch den Klimawandel als die größte Bedrohung für ihr Überleben.