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Na­vi­ga­ti­on

Tra­di­ti­ons­schif­fe in Not? Pod­cast der Han­se Sail be­leuch­tet Hür­den & Chan­cen

Mel­dung vom 06.07.2023

„Auf­ge­ta­kelt“ geht in drit­te Run­de

Fast 150 Schif­fe ha­ben sich für die 32. Han­se Sail an­ge­mel­det und so steigt die Zahl der Teil­neh­mer*in­nen im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren wie­der deut­lich an. Der Trend stimmt po­si­tiv und den­noch: Nur 116 die­ser Schif­fe fah­ren of­fi­zi­ell als Tra­di­ti­ons­schif­fe. Ihr Fort­be­stand ist ge­fähr­det. Deut­lich er­höh­te Si­cher­heits­stan­dards, bü­ro­kra­ti­sche Hür­den und na­tür­lich die Co­ro­na-Pan­de­mie ha­ben Spu­ren hin­ter­las­sen. Über die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on, Chan­cen und Hür­den spricht Jan-Mat­thi­as Wes­ter­mann, Vor­sit­zen­der für die Ge­mein­sa­me Kom­mis­si­on für his­to­ri­sche Was­ser­fahr­zeu­ge e.V. (Dach­ver­band der deut­schen Tra­di­ti­ons­schif­fe) in der neu­es­ten Fol­ge des Han­se-Sail-Pod­casts „Auf­ge­ta­kelt“.

„Ich schät­ze 20 bis 30 Tra­di­ti­ons­schif­fe wer­den seit 2019 ver­lo­ren ge­gan­gen sein“, sagt Wes­ter­mann. Die Grün­de sei­en viel­fäl­tig. Ein Schlüs­sel­fak­tor sei aber die seit 2018 gel­ten­de Schiff­si­cher­heits­ver­ord­nung. Die­se hat die Bau­vor­schrif­ten und An­for­de­run­gen an die Be­sat­zun­gen der­art ver­schärft, dass der Be­trieb der Schif­fe im Eh­ren­amt vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen steht.

Wes­ter­mann war 2015 wäh­rend der De­bat­ten um die neue Ver­ord­nung als frisch ge­wähl­ter Ver­tre­ter der Deut­schen Tra­di­ti­ons­schiff­fahrt an den da­ma­li­gen Ver­kehrs­mi­nis­ter Alex­an­der Dobrindt her­an­ge­tre­ten und fort­an am Dia­log zwi­schen Re­gie­rung und Ver­ei­nen be­tei­ligt.

Ein Ret­tungs­an­ker?

Als Ret­tungs­an­ker soll­te ei­gent­lich ein vom Bund ge­stell­ter För­der­topf in Hö­he von 20 Mil­lio­nen Eu­ro die­nen. Doch die Aus­schüt­tung des Gel­des für die Um­rüs­tung und Sa­nie­rung der Tra­di­ti­ons­schif­fe ge­stal­tet sich bis heu­te schwie­rig. Ne­ben zahl­rei­chen Miss­ver­ständ­nis­sen um das eh­ren­amt­li­che Fun­da­ment der Ver­ei­ne und die da­hin­ge­hen­de För­der­fä­hig­keit, hat sich auch die Co­ro­na-Pan­de­mie als gro­ßer Stol­per­stein er­wie­sen.

„Es gab ei­nen gro­ßen Stopp. Die Schif­fe durf­ten nicht fah­ren, man durf­te sich nicht ver­sam­meln, man konn­te kei­ne An­trä­ge stel­len. So ha­ben wir zwei Jah­re ver­lo­ren, in de­nen die Schif­fe nicht mal Rück­la­gen bil­den konn­ten, um die lau­fen­den In­ves­ti­tio­nen in das Schiff zu tä­ti­gen. Wir sind in Rück­stand für die Über­gangs­fris­ten der Schiff­si­cher­heits­ver­ord­nung ge­ra­ten“, sagt Wes­ter­mann im Pod­cast.

Ei­ne Stif­tung für den Er­halt der Schif­fe

Man ha­be sich nun so ver­stän­di­gen kön­nen, dass die An­trags­frist zur För­de­rung zwar wei­ter­hin bis 31.12.2023 be­steht, aber die Um­set­zungs­frist um zwei Jah­re ver­län­gert wer­de. Den­noch: Die Ge­neh­mi­gung der För­der­gel­der sei nicht gut ge­lau­fen. „Es wer­den wohl von den 20 Mil­lio­nen Eu­ro am En­de nur ein Vier­tel ab­ge­ru­fen. Für vie­le Ver­ei­ne war die­se Art der Zu­wen­dung so un­über­schau­bar, dass sie kaum zu be­wäl­ti­gen war“, sagt Wes­ter­mann.

Er en­ga­gie­re sich nun für den Auf­bau ei­ner Stif­tung, de­ren Ziel der Er­halt der noch ver­blie­be­nen Tra­di­ti­ons­schif­fe ist. „Es geht dar­um, die Ver­ei­ne bei Grundin­stand­set­zun­gen zu un­ter­stüt­zen. Da­für brau­chen wir ein In­stru­ment, ein recht­li­ches Fun­da­ment.“ Die Stif­tung soll zur Hälf­te von Bund und Bun­des­län­dern und zur an­de­ren Hälf­te von pri­va­ten Spon­so­ren un­ter­stützt wer­den.

Zu­kunft nur mit der Ju­gend

Au­ßer­dem müs­se man aus der Not ei­ne Tu­gend ma­chen. „Die Not ist: Wir ha­ben nicht ge­nug Nach­wuchs. Wir müs­sen be­stehen­de Or­ga­ni­sa­tio­nen wie Sail Trai­ning As­so­cia­ti­on Ger­many (STAG) oder Clip­per, die Ju­gend­li­che auf die Schif­fe brin­gen, nut­zen und ver­net­zen, mehr Öf­fent­lich­keit her­stel­len und das Pro­fil schär­fen.“ Man müs­se Prak­ti­ka zer­ti­fi­zie­ren und da­mit ver­mit­teln, dass die Ju­gend auf den Schif­fen wich­ti­ge Fer­tig­kei­ten er­ler­nen kann, die in vie­len nau­ti­schen, tech­ni­schen und hand­werk­li­chen Be­rufs­spar­ten nach­ge­fragt sind.

„Es geht bei dem Er­halt der Tra­di­ti­ons­schif­fe auch um das ma­ri­ti­me Er­be Ros­tocks“, ver­deut­licht Tou­ris­mus­di­rek­tor Mat­thi­as Fromm den Ernst der La­ge. „In un­se­re Hä­fen sind seit Jahr­hun­der­ten Se­gel­schif­fe ein­ge­lau­fen. Wir wol­len ih­nen hier wei­ter­hin ei­nen Ha­fen und ei­ne Büh­ne bie­ten. Wir wol­len un­se­ren Bei­trag da­für leis­ten, dass sie noch lan­ge auf den Welt­mee­ren zu er­le­ben sind.“

Sail 4 Kids

Auf der Han­se Sail be­kom­men so­zi­al be­nach­tei­lig­te Kin­der und Ju­gend­li­che so­wie je­ne mit Han­di­cap aus dem Ros­to­cker Raum die Mög­lich­keit, im Rah­men der Ak­ti­on „Sail4Kids“ ei­nen Se­gel­törn zu er­le­ben. Da­für fah­ren sie mit den Tra­di­ti­ons­schif­fen „De Al­ber­tha“, „Hoff­nung“ und „Ata­lan­ta“ auf die Ost­see hin­aus. In die­sem Rah­men sucht das Han­se Sail Bü­ro noch nach Spon­so­ren, die das Pro­jekt mit ei­ner Be­tei­li­gung von 900 Eu­ro öf­fent­lich wirk­sam un­ter­stüt­zen.

Pod­cast & Mit­se­geln

Die drit­te Fol­ge des Han­se Sail Pod­cast „Auf­ge­ta­kelt“ mit Jan-Mat­thi­as Wes­ter­mann hö­ren Sie auf al­len gän­gi­gen Por­ta­len wie Spo­ti­fy
, Ap­ple Pod­casts, Ama­zon Mu­sic, Goog­le Pod­casts oder De­e­zer.

Sie wol­len bei der Han­se Sail mit­se­geln? Das ge­sam­te Pro­gramm mit al­len Teil­neh­mer­schif­fen der Han­se Sail kann man auf han­se­sail.com
fin­den. Dort kann man auch die Törns bu­chen. Das Han­se Sail Bü­ro ist dar­über hin­aus te­le­fo­nisch (0381 38129 74 / -75) er­reich­bar oder bie­tet vor Ort Be­ra­tungs­ge­sprä­che (War­now­ufer 65).


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