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Na­vi­ga­ti­on

Uni im Rat­haus: Gar nicht süß!

Pres­se­mit­tei­lung vom 07.10.2024 - Bil­dung und Wis­sen­schaft

Dia­be­tes mel­li­tus: Die­se Dia­gno­se er­hält bald je­de*r zehn­te Deut­sche, häu­fi­ger Men­schen in den neu­en als in den al­ten Bun­des­län­dern – Ten­denz stei­gend. Wer nicht selbst be­trof­fen ist, kennt oft Men­schen mit die­ser Er­kran­kung, die über­setzt so viel hei­ßt wie „ho­nig­sü­ßer Durch­fluss“. Aber süß ist das Le­ben mit Dia­be­tes nicht! Be­trof­fe­nen wird oft un­ter­stellt, dass sie auf­grund ih­rer Le­bens­wei­se selbst schuld sind an ih­rer Er­kran­kung, dass sie bei­spiels­wei­se zu we­nig Sport trei­ben oder zu viel, zu fett und zu viel Sü­ßes es­sen. Doch Dia­be­tes hat un­ter­schied­li­che „Ge­sich­ter“ – Fach­ex­pert*in­nen spre­chen von Dia­be­tes-Klas­si­fi­ka­tio­nen.

Dia­be­tes mel­li­tus Typ 1 ist ei­ne Au­to­im­mun­erkran­kung: Die Zel­len, die das le­bens­not­wen­di­ge In­su­lin bil­den, wer­den zer­stört. Dar­an er­kran­ken zu­meist Kin­der und Ju­gend­li­che. Viel häu­fi­ger ist al­ler­dings der Dia­be­tes-Typ 2, der frü­her auch als Al­ters­dia­be­tes be­zeich­net wur­de. Er­schre­cken­der­wei­se er­kran­ken dar­an zu­neh­mend jun­ge Er­wach­se­ne, so­gar schon Kin­der. „Bei Be­trof­fe­nen steigt der Blut­zu­cker­spie­gel im­mer wei­ter – haupt­säch­lich be­dingt durch po­pu­lä­re Le­bens­ge­wohn­hei­ten: So kann ein aus­ge­präg­ter Be­we­gungs­man­gel im Zu­sam­men­spiel mit ei­ner un­ge­sun­den Er­näh­rungs- und Le­bens­wei­se (z.B. Rau­chen) nicht mehr kom­pen­siert wer­den, wenn die ge­ne­ti­sche Aus­stat­tung nicht über­durch­schnitt­lich gut ist“, er­läu­tert En­do­kri­no­lo­ge und Stoff­wech­sel­ex­per­te Prof. Hol­ger S. Wil­len­berg von der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock.

Ein Blut­zu­cker­spie­gel „au­ßer Kon­trol­le“ ist nicht harm­los. Je­der sechs­te To­des­fall in Deutsch­land lässt sich mit den Be­glei­t­er­kran­kun­gen ei­nes Dia­be­tes in Ver­bin­dung brin­gen. „Um­so wich­ti­ger ist es, die Dia­be­tes-Er­kran­kung recht­zei­tig zu er­ken­nen und ad­äquat zu be­han­deln, um Kom­pli­ka­tio­nen zu ver­mei­den“, be­tont der Chef­arzt der Schwe­ri­ner Kli­nik für All­ge­mei­ne In­ne­re Me­di­zin, En­do­kri­no­lo­gie und Dia­be­to­lo­gie, Prof. Ste­fan Zim­ny.

Um Dia­be­tes in Zu­kunft noch bes­ser dia­gnos­ti­zie­ren zu kön­nen, bil­det Prof. Si­mo­ne Bal­trusch Stu­die­ren­de an der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock aus. Zu­dem forscht sie auf dem Ge­biet der Bio­che­mie und Mo­le­ku­lar­bio­lo­gie: „Wir er­kun­den bei­spiels­wei­se neue Stoff­wech­sel­we­ge und ana­ly­sie­ren da­für Zel­len mit dem Mi­kro­skop und mo­le­ku­la­ren Me­tho­den, um neue The­ra­pi­en für Dia­be­tes-Pa­ti­ent*in­nen zu ent­wi­ckeln.“ Auch wer­den in Ros­tock neue Tech­no­lo­gi­en und Me­di­ka­men­te ent­wi­ckelt: So kann mit Hil­fe ei­ner Smart­pho­ne-App die Mes­sung des Blut­zu­ckers über­wacht und die In­su­lin­ga­be ge­steu­ert wer­den – in ers­ten Pro­to­ty­pen schon un­ter­stützt durch künst­li­che In­tel­li­genz. Au­ßer­dem wird an ei­ner Imp­fung ge­gen Dia­be­tes-Typ 1 ge­ar­bei­tet und für Typ 2-Be­trof­fe­ne an Me­di­ka­men­ten, die Fett­ge­we­be schnel­ler ver­bren­nen oder den Ap­pe­tit re­gu­lie­ren.

Wie Be­trof­fe­ne ihr Le­ben mit Dia­be­tes ge­stal­ten kön­nen, in­wie­weit neue For­schungs­an­sät­ze, The­ra­pi­en und ge­sell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen da­bei un­ter­stüt­zen und wel­che Krank­heits­ur­sa­chen be­kannt sind, spre­chen bei "Uni im Rat­haus" am Don­ners­tag, 17. Ok­to­ber 2024, um 18 Uhr die Dia­be­tes-Ex­pert*in­nen der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock so­wie He­li­os-Kli­ni­ken Schwe­rin Ros­tock mit In­ter­es­sier­ten im Fest­saal des Ros­to­cker Rat­hau­ses. Der Ein­tritt ist frei.

Pro­mi­nent mo­de­rie­ren wird die öf­fent­li­che Ge­sprächs­run­de An­nie He­ger: Die viel­sei­ti­ge En­ter­tai­ne­rin hat selbst im Al­ter von 13 Jah­ren die Dia­gno­se Dia­be­tes mel­li­tus Typ 1 er­hal­ten: „Mei­ne Oma hat im­mer zu mir ge­sagt: ‚War­te ab, ir­gend­wann wer­den sie et­was fin­den, was Dir hilft! Und da­mit mein­te sie höchst­wahr­schein­lich die Chan­ce auf Hei­lung vom Dia­be­tes. Doch ich könn­te ihr heu­te sa­gen: ‚Ha­ben sie, Oma. Da ha­be so vie­le in­tel­li­gen­te Men­schen mit Neu­gier tech­ni­sche Wun­der­wer­ke er­fun­den, die mir hel­fen und ich mich manch­mal füh­le, als hät­te ich ein biss­chen we­ni­ger Dia­be­tes.“ Ihr Le­ben mit der Krank­heit be­schreibt An­nie He­ger auch in dem Buch „Sei der Wind, nicht das Fähn­chen“, das 2024 im Be­ne!-Ver­lag er­schie­nen ist.

„Uni im Rat­haus“: Für al­le, die es ein­fach wis­sen wol­len!

Die Ge­sprächs­rei­he wird seit 2022 von der In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Fa­kul­tät an der Uni­ver­si­tät Ros­tock ge­mein­sam mit der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock or­ga­ni­siert. Der Ein­tritt ist frei.

Im Ge­spräch:

Prof. Si­mo­ne Bal­trusch
Pro­fes­so­rin für me­di­zi­ni­sche Bio­che­mie und Mo­le­ku­lar­bio­lo­gie, Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock und De­ka­nin der In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Fa­kul­tät, Uni­ver­si­tät Ros­tock

Prof. Hol­ger S. Wil­len­berg
Pro­fes­sor für En­do­kri­no­lo­gie und Stoff­wech­sel­krank­hei­ten, Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock

Prof. Ste­fan Zim­ny
Chef­arzt der Kli­nik für All­ge­mei­ne In­ne­re Me­di­zin, En­do­kri­no­lo­gie und Dia­be­to­lo­gie, He­li­os Kli­ni­ken Schwe­rin, so­wie Pro­fes­sor für All­ge­mein­me­di­zin, Me­di­cal School Ham­burg, Cam­pus Schwe­rin

Mo­dera­ti­on:
An­nie He­ger
Mo­de­ra­to­rin, Sän­ge­rin, Schau­spie­le­rin und Au­to­rin