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Na­vi­ga­ti­on

Un­ter Blau­en Him­meln

Mel­dung vom 06.12.2022 - Kul­tur, Frei­zeit, Sport

Wolf­gang Mat­theu­er und Mar­kus Mat­thi­as Krü­ger Lauf­zeit: 11. De­zem­ber 2022 bis 19. Fe­bru­ar 2023 im Erd­ge­schoss des Schau­de­pots der Kunst­hal­le Ros­tock Er­öff­nung: Sams­tag, 10. De­zem­ber um 18 Uhr

Mar­kus Mat­thi­as Krü­ger wird am Sams­tag, 10. De­zem­ber ab 16 Uhr vor Ort sein und steht für In­ter­views und Ge­sprä­che zur Ver­fü­gung. Um An­mel­dung wird ge­be­ten. Die Kunst­hal­le Ros­tock prä­sen­tiert als drit­te Sta­ti­on die Aus­stel­lung „Un­ter blau­en Him­meln“ mit Land­schafts­ge­mäl­den von Wolf­gang Mat­theu­er (1927–2004) und Mar­kus Mat­thi­as Krü­ger (*1981). Zu­vor war sie in der Kunst­hal­le Je­sui­ten­kir­che, Aschaf­fen­burg und im An­ger­mu­se­um Er­furt zu se­hen. Die Ros­to­cker Schau um­fasst 68 Wer­ke der bei­den Leip­zi­ger Künst­ler, die ne­ben ih­rer rea­lis­ti­schen For­men­spra­chen, vor al­lem die Hin­wen­dung zur Land­schafts­ma­le­rei eint.

Bei­de stu­dier­ten an der Hoch­schu­le für Gra­fik und Buch­kunst in Leip­zig. Mat­theu­er be­gann sein Stu­di­um un­mit­tel­bar nach dem zwei­ten Welt­krieg und präg­te die Hoch­schu­le durch sei­ne spä­te­re, lang­jäh­ri­ge Lehr­tä­tig­keit. Er zählt ne­ben Wer­ner Tüb­ke und Bern­hard Hei­sig zu den Be­grün­dern der so­ge­nann­ten Leip­zi­ger Schu­le, die den Rea­lis­mus­be­griff in der ehe­ma­li­gen DDR mit ih­ren mehr­deu­ti­gen, me­ta­pho­ri­schen Bil­dern re­vo­lu­tio­nier­ten. Krü­ger schloss 2013 in Leip­zig sein Meis­ter­schü­ler­stu­di­um ab. Seit den ers­ten Schaf­fens­jah­ren zeigt er sich als ein Meis­ter ma­gisch-rea­lis­ti­scher Schil­de­run­gen.

Wäh­rend das Gen­re der Land­schaft et­wa die Hälf­te des ma­le­ri­schen OEu­vres Mat­theu­ers aus­macht, hat sich Krü­ger die­sem im wei­tes­ten Sin­ne ver­schrie­ben. Als Mo­tiv bzw. Aus­gangs­punkt dient die hei­mat­li­che Um­ge­bung – bei Mat­theu­er das zum Teil ber­gi­ge Vogt­land in Sach­sen, bei Krü­ger die fla­che­re Alt­mark in Sach­sen-An­halt. Wäl­der, Wie­sen, Fel­der, Se­en – mit oder oh­ne Bau­lich­kei­ten – fun­gie­ren als Bild­ele­men­te in Ge­mäl­den bei­der Künst­ler. Ih­re The­men und Her­an­ge­hens­wei­sen an das Mo­tiv der Land­schaft un­ter­schei­den sich aber in vie­ler­lei Hin­sicht.

Mat­theu­ers Land­schafts­bil­der be­we­gen sich zwi­schen ro­man­ti­scher Tra­di­ti­on und kri­ti­schem Rea­lis­mus. Im Zen­trum sei­ner Be­trach­tung steht die durch Zer­sied­lung, In­dus­tria­li­sie­rung, Koh­le­ab­bau, Ver­kehr oder Tou­ris­mus sich wan­deln­de Land­schaft. Es sind ei­ner­seits stim­mungs­vol­le Ein­drü­cke, fest­ge­hal­ten mit ver­ein­fach­ten For­men und zum Teil in­ten­si­vem Ko­lo­rit, an­de­rer­seits Gleich­nis­se ei­ner kri­ti­schen Welt­be­ob­ach­tung. Mat­theu­er wirft Fra­gen zur Ge­sell­schaft, zur Na­tur und zur Tech­ni­sie­rung auf. Sei­ne Land­schaf­ten „[…] sind von Emo­tio­nen, Sehn­süch­ten und Träu­men, von bit­te­ren Ah­nun­gen, dia­gnos­ti­schen Ein­sich­ten und Pro­phe­zei­un­gen durch­zo­gen“ (Edu­ard Beau­camp).

Krü­gers Wer­ke bau­en auf ei­ner lan­gen Tra­di­ti­on der Land­schafts­ma­le­rei, vor al­lem des Ba­rocks und der Ro­man­tik auf. Sei­ne Bild­fin­dung ent­springt we­ni­ger der Be­ob­ach­tung, mehr der Fan­ta­sie. In alt­meis­ter­li­cher Ma­nier ge­stal­tet er ma­the­ma­tisch klar kon­stru­ier­te, de­tail­rei­che, aber men­schen­lee­re Land­schafts­räu­me, in de­nen le­dig­lich über­wu­cher­te Häu­ser, auf­lo­dern­de Feu­er, Rui­nen, Müll oder Au­tos Spu­ren ei­ner Zi­vi­li­sa­ti­on er­ah­nen las­sen. In ih­rer Stim­mung und At­mo­sphä­re wir­ken sie ver­traut, doch Frem­des und Un­er­war­te­tes mischt sich un­ter. Sei­ne kon­trast­rei­chen Land­schaf­ten ge­ben Rät­sel auf, be­un­ru­hi­gen. Es sind kei­ne Bil­der mit ge­sell­schafts­kri­ti­schen Bot­schaf­ten, sie ru­fen aber un­will­kür­lich in­di­vi­du­el­le As­so­zia­ti­on und Nar­ra­ti­ve her­vor. Be­reits 2017 wür­dig­te die Kunst­hal­le Ros­tock Wolf­gang Mat­theu­er und Mar­kus Mat­thi­as Krü­ger mit ei­ner je­wei­li­gen um­fas­sen­den Werk­schau. Dar­über hin­aus er­warb das Mu­se­um zwei Ge­mäl­de der Künst­ler, die in der ak­tu­el­len Aus­stel­lung eben­falls prä­sen­tiert wer­den.