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Na­vi­ga­ti­on

Ver­lei­hung des Eh­ren­bür­ger­rechts an Dr. Wil­liam Wolff

Pres­se­mit­tei­lung vom 12.06.2017

Lan­des­rab­bi­ner Dr. Wil­liam Wolff wur­de heu­te im Fest­saal des Ros­to­cker Rat­hau­ses vor et­wa 150 Gäs­ten der Eh­ren­bür­ger­brief fei­er­lich über­reicht. In sei­ner Be­grü­ßung er­in­ner­te Ober­bür­ger­meis­ter Ro­land Me­th­ling dar­an, dass Ros­tock be­reits am 18. Au­gust 1816 zum ers­ten Mal ein Eh­ren­bür­ger­recht an Geb­hard Le­be­recht Fürst Blü­cher von Wahl­statt ver­lieh. „Das Eh­ren­bür­ger­recht soll heu­te, durch­aus an­ders als noch vor Jahr­zehn­ten und vor Jahr­hun­der­ten, au­ßer­ge­wöhn­li­ches En­ga­ge­ment für den Zu­sam­men­halt in un­se­rer Stadt­ge­sell­schaft auf der Ba­sis von De­mo­kra­tie und Viel­falt in den Fo­kus rü­cken.“ Der Ober­bür­ger­meis­ter un­ter­strich: „Seit der Fried­li­chen Re­vo­lu­ti­on des Herbs­tes 1989 ha­ben wir in Ros­tock mit der heu­ti­gen Eh­rung vier­mal das Eh­ren­bür­ger­recht ver­lie­hen. Al­le die­se vier Ros­to­cker Eh­ren­bür­ger ste­hen für zu­tiefst de­mo­kra­ti­sches En­ga­ge­ment.“

Ros­tocks Bür­ger­schafts­prä­si­dent Dr. Wolf­gang Nitz­sche hob in sei­nem Gruß­wort her­vor: „Die Han­se­stadt Ros­tock ehrt mit Wil­liam Wolff ei­nen Mann, für den rab­bi­ni­sche Ge­lehr­sam­keit im Ho­ri­zont eu­ro­päi­scher Wis­sen­schafts­tra­di­ti­on un­lös­bar mit dem Ein­satz für die Ge­sell­schaft und ih­re Pro­ble­me ver­bun­den ist. Wil­liam Wolff ist kein Staats­mann, aber ein Mensch mit ei­ner un­ver­wech­sel­ba­ren Stim­me, die je­der­zeit be­reit ist, sich ein­zu­mi­schen in re­li­giö­se An­ge­le­gen­hei­ten, und ei­ne Stim­me, die sich nach­denk­lich, kri­tisch, aber op­ti­mis­tisch zu ge­sell­schaft­li­chen Pro­zes­sen zu Wort mel­det.“

In der Lau­da­tio auf Dr. Wil­liam Wolff un­ter­strich Ros­tocks Eh­ren­bür­ger Bun­des­prä­si­dent a.D. Joa­chim Gauck nach ei­nem Rück­blick auf jü­di­sche Ge­schich­te in Ros­tock: „Er war die rich­ti­ge Per­son zur rech­ten Zeit.“ Als Lau­da­tor skiz­zier­te er wich­ti­ge Sta­tio­nen im Le­ben des Rab­bi­ners. „Wil­li Wolff hat sich noch im ho­hen Al­ter ei­ne Neu­gier er­hal­ten, die an­de­re Men­schen im Le­ben nie hat­ten.“ Und an den Ge­ehr­ten ge­rich­tet un­ter­strich er: „Mit Ih­rer Of­fen­heit zei­gen Sie, dass uns das Un­be­kann­te nicht er­schre­cken muss.“

Dr. Wil­liam Wolff be­dank­te sich: „Das be­deu­tet mir sehr, sehr viel – viel­leicht mehr, als Man­che sich vor­stel­len kön­nen. … Ich bin auf die­se Stadt sehr stolz und dank­bar für die Eh­re, die sie mir heu­te er­wei­sen.“

Die Ver­lei­hung der Eh­ren­bür­ger­wür­de an Dr. Wil­liam Wolff geht auf ei­nen Be­schluss der Bür­ger­schaft vom 1. März 2017 zu­rück. Dar­in hei­ßt es: „Der Lan­des­rab­bi­ner Wil­liam Wolff ver­steht es nicht nur, die un­ter­schied­li­chen jü­di­schen Strö­mun­gen in­ner­halb der Ros­to­cker Ge­mein­de zu­sam­men­zu­hal­ten, er hat sich stets mit ver­söh­nen­den Wor­ten im in­ter­re­li­giö­sen Dia­log und im po­li­ti­schen Dis­kurs zu Wort ge­mel­det. Ver­söh­nung, oh­ne je­mals das Ver­bre­chen des Ho­lo­caust zu ver­ges­sen, das war und ist sein An­lie­gen. Er setz­te sich nach­drück­lich für ei­ne of­fe­ne de­mo­kra­ti­sche Ge­sell­schaft ein, wehrt sich über­zeu­gend ge­gen An­ti­se­mi­tis­mus, Frem­den­hass und Ras­sis­mus.“

Wil­liam Wolff wur­de 1927 als deut­scher Ju­de in Ber­lin ge­bo­ren. Schon 1933 muss­ten sei­ne El­tern mit ihm vor den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten nach Ams­ter­dam flie­hen und von dort 1939 wei­ter nach Eng­land. Den über­wie­gen­den Teil sei­nes Le­bens ar­bei­te­te er dort als Jour­na­list. Erst im Al­ter von 50 Jah­ren stu­dier­te er Jü­di­sche Theo­lo­gie und wur­de Rab­bi­ner. Seit 2002 ist Wil­liam Wolff Lan­des­rab­bi­ner, zu­vor war er be­reits Gastrab­bi­ner in den Jü­di­schen Ge­mein­den in Ros­tock und Schwe­rin.

Wil­liam Wolff form­te als Ver­tre­ter des deut­schen Ju­den­tums die Jü­di­sche Ge­mein­de, die heu­te fast 600 Mit­glie­der hat und über­wie­gend aus rus­sisch­spra­chi­gen Ein­wan­de­rern be­steht, die we­nig Kennt­nis vom Ju­den­tum hat­ten. Seit März 2015 ar­bei­tet Wil­liam Wolff eh­ren­amt­lich und teilt sich die Auf­ga­be mit ei­nem jun­gen Rab­bi­ner, hält sich aber re­gel­mä­ßig in Ros­tock auf.

Seit 1816 wur­de das Eh­ren­bür­ger­recht in Ros­tock ins­ge­samt 27-mal ver­lie­hen. Fünf die­ser Eh­run­gen wur­den zwi­schen­zeit­lich durch Ab­erken­nun­gen kor­ri­giert.

 
Text des Eh­ren­bür­ger­brie­fes:

Die Han­se­stadt Ros­tock ver­leiht

Herrn Lan­des­rab­bi­ner Dr. h.c. Wil­liam Wolff

das EH­REN­BÜR­GER­RECHT

in Wür­di­gung sei­ner au­ßer­ge­wöhn­li­chen und blei­ben­den Ver­diens­te für die Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock, den in­ter­re­li­giö­sen Dia­log so­wie das Ge­mein­wohl der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Han­se­stadt Ros­tock.

gez. Ro­land Me­th­ling, Ober­bür­ger­meis­ter

gez. Dr. Wolf­gang Nitz­sche, Prä­si­dent der Bür­ger­schaft

Ros­tock, am 12. Ju­ni 2017



Text der Ein­tra­gung in das Eh­ren­buch der Han­se­stadt Ros­tock:

Die Han­se­stadt Ros­tock wür­digt die Ver­diens­te von

Herrn Dr. h.c. Wil­liam Wolff,
Lan­des­rab­bi­ner,

mit der Ver­lei­hung des Eh­ren­bür­ger­rechts.

Lan­des­rab­bi­ner Wil­liam Wolff ist es ge­lun­gen, die Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock zu be­le­ben und ih­re Mit­glie­der mit dem jü­di­schen Er­be ver­traut zu ma­chen. Sein per­sön­li­cher Auf­trag war und ist die Aus­söh­nung und das Ge­den­ken an die Ver­fol­gung und Ver­nich­tung von Ju­den im fa­schis­ti­schen Deutsch­land. Vol­ler Op­ti­mis­mus und mit bei­spiel­lo­sem Ein­satz för­dert er als geist­li­ches Ober­haupt der Ju­den Meck­len­burg-Vor­pom­merns das re­li­giö­se Le­ben. Nie scheut er die Aus­ein­an­der­set­zung mit An­ders­den­ken­den. Wehr­haft ver­tei­digt er un­se­re de­mo­kra­ti­schen Wer­te und tritt über­zeu­gend ge­gen An­ti­se­mi­tis­mus, Frem­den­hass und Ras­sis­mus ein.

Mit sei­nem ste­ten Be­mü­hen um den in­ter­re­li­giö­sen Dia­log hat Wil­liam Wolff das po­li­ti­sche und kul­tu­rel­le Le­ben in der Han­se­stadt Ros­tock we­sent­lich ge­prägt. Als Brü­cken­bau­er zwi­schen den Wel­ten setzt er sich ve­he­ment für ei­ne welt­of­fe­ne und de­mo­kra­ti­sche Ge­sell­schaft ein und er­mu­tigt uns, bei der ge­mein­sa­men Ge­stal­tung un­se­res Ge­mein­we­sens mit­zu­wir­ken.

Wil­liam Wolff wird als deut­scher Ju­de 1927 in Ber­lin ge­bo­ren, flieht 1933 mit sei­nen El­tern vor den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten nach Ams­ter­dam und 1939 nach Eng­land. Hier stu­diert er 50jäh­rig Jü­di­sche Theo­lo­gie und nimmt die Her­aus­for­de­rung an, in dem Land, von dem der Ho­lo­caust aus­ging, als Rab­bi­ner zu wir­ken. Sein Wis­sen und sein Stre­ben nach Ver­söh­nung und In­te­gra­ti­on tru­gen da­zu bei, dass er 2002 Lan­des­rab­bi­ner von Meck­len­burg-Vor­pom­mern und so­mit für die Jü­di­schen Ge­mein­den Ros­tock und Schwe­rin ver­ant­wort­lich wur­de.

In all den Jah­ren sei­nes Schaf­fens hat sich Wil­liam Wolff in be­son­de­rer Wei­se für die Han­se­stadt Ros­tock ver­dient ge­macht und als Lan­des­rab­bi­ner ist sein Na­me un­trenn­bar mit der jün­ge­ren Ge­schich­te Ros­tocks und Deutsch­lands ver­knüpft.

gez. Ro­land Me­th­ling, Ober­bür­ger­meis­ter der Han­se­stadt Ros­tock

gez. Dr. Wolf­gang Nitz­sche, Prä­si­dent der Bür­ger­schaft der Han­se­stadt Ros­tock

Ros­tock, am 12. Ju­ni 2017