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Wie die Zoos weltweit helfen, Wissenslücken über Tierarten zu schließen

Meldung vom 18.06.2019 - Kultur, Freizeit, Sport / Bildung und Wissenschaft

Der Zoo Rostock beteiligt sich seit 1991 mit Wildtierdaten an einem internationalen Netzwerk

Trotz naturwissenschaftlicher Forschung gibt es große Wissenslücken über die Tierwelt. Bei 98 Prozent der bekannten Säugetierarten, Vögel, Reptilien und Amphibien fehlen wichtige Informationen beispielsweise zu Fruchtbarkeit und Überlebensraten. Das hat Konsequenzen für Naturschützer, die sich für den Erhalt der Arten einsetzen. Nun konnten Forscher Daten aus einer bisher nicht erschlossenen Quelle, dem Zoological Information Management System (ZIMS), nutzen. An dieses weltweit größte Netzwerk von Wildtierdaten meldet auch der Zoo Rostock seit 1991 jede Veränderung in seinem Tierbestand, bislang waren das rund 7.000 Datensätze.

Mit den Zoo- und weiteren Datenbanken haben die Wissenschaftler nun einen neuen Wissensindex zu den Arten entwickelt, der Aufschluss über den jeweiligen Kenntnisstand der einzelnen Tierarten liefert. Wie künftig mit dem neuen Instrument gearbeitet wird, haben die Wissenschaftler Anfang Mai in der renommierten US-amerikanischen Zeitschrift Proceedings der National Academy of Sciences (PNAS) unter dem Titel „Datenlücken und Möglichkeiten für Vergleichs- und Naturschutzbiologie" veröffentlicht.

Globale Daten als Basis für einen erfolgreichen Artenschutz

Naturwissenschaftler, die weltweit im Auftrag unter anderem der Roten Liste der IUCN, der IUCN Species Survival Commission und des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Tierarten (CITES) tätig sind, benötigen fundierte Daten für ihre Entscheidungen und Hilfsprogramme. Dabei erwiesen sich die Daten aus dem Zoological Information Management System (ZIMS) mehr als hilfreich. In allen Artenklassen konnten fehlende Datensätze ergänzt werden.

Aus Mecklenburg-Vorpommern werden die Tierdaten vom Zoo Rostock, vom Zoo Schwerin und vom Vogelpark Marlow genutzt. Das Datennetzwerk ZIMS erfasst insgesamt Informationen von Wildtierfachleuten in Zoos, Aquarien, Schutz-, Forschungs- und Bildungszentren in 97 Ländern. ZIMS wird von Species360 verwaltet, einer gemeinnützigen Organisation in den USA, die den Informationsaustausch zwischen ihren fast 1.200 institutionellen Mitgliedern ermöglicht. ZIMS ist die weltweit größte Datensammlung von mehr als 22.000 Wildtierarten. „Wir sind stolz darauf, mit unseren Informationen zu den Tieren, Stammbäumen und Zuchtverhalten aktiv zum weltweiten Tier- und Artenschutz beitragen zu können", betonte Zookuratorin Antje Angeli. „Die jüngste Veröffentlichung hat gezeigt, welche große Rolle dabei den Zoos zukommt."

Ein Wissensindex hilft Schwachstellen aufzudecken

Ein multidisziplinäres Team unter der Leitung von Species360 mit Teilnehmern aus 19 Institutionen ist davon überzeugt, dass der allgemeine Wissensstand über Arten erheblich mit den Zoodaten verbessert werden kann, bestätigte auch die Hauptautorin und Species360-Direktorin, Dalia A. Conde. Die Wissenschaftlerin hatte zuvor am Max-Planck-Institut für demografische Forschung Rostock geforscht.

Um vorherzusagen, wann die Arten gefährdet sind und wie die Populationen am besten gestärkt werden können, muss man wissen, in welchem ​​Alter sich die Weibchen fortpflanzen, wie viele Jungtiere bis zum Jugendalter überleben und wie lange erwachsene Tiere leben. Das Team von 33 Wissenschaftlern, darunter Datenanalytiker, Biologen und Populationsdynamikspezialisten, hat deshalb den ersten „Species Knowledge Index" entwickelt, um zu erfassen, wie viel wir über Arten weltweit wissen. Der Index aggregiert, analysiert und kartografiert Daten aus 22 Datenbanken und der roten Liste gefährdeter Arten der IUCN und klassifiziert demografische Informationen für 32.144 bekannte Säugetierarten, Vögel, Reptilien und Amphibien. Durch die Einbindung von ZIMS-Zoodaten konnte der neue Wissensindex der Arten um das Achtfache erhöht werden.

Über Species360

Species360 ist eine weltweite gemeinnützige, nichtstaatliche Organisation auf Mitgliedschaftsbasis, die sich zum Ziel gesetzt hat, systematisch zoologische Informationen über Tiere und Arten in der kollektiven Pflege ihrer Mitglieder zu sammeln, auszuwerten und weiterzugeben. Die Vereinigung mobilisiert ein Netzwerk von über 1.200 Zoos, Aquarien, Universitäten, Forschungs- und Regierungsmitgliedern weltweit, um den Tier- und Artenschutz zu verbessern.