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Na­vi­ga­ti­on

Zoo Ros­tock zeigt den Fan­tas­ti­schen Baum­stei­ger und un­ter­stützt Plant for Fu­ture

Mel­dung vom 24.05.2024 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Far­ben­präch­ti­ger Bot­schaf­ter für den Na­tur- und Ar­ten­schutz aus dem Ama­zo­nas

Der Zoo Ros­tock ar­bei­tet mit ver­schie­de­nen Na­tur- und Ar­ten­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men; seit 2023 auch mit dem 2021 ge­grün­de­ten Ros­to­cker Ver­ein Plant for Fu­ture. Ein ge­mein­sa­mes Pro­jekt mit der Uni­ver­si­tät Ros­tock und Plant for Fu­ture soll nun den in Pe­ru be­hei­ma­te­ten Fan­tas­ti­schen Baum­stei­ger (Ra­ni­to­meya fan­ta­sti­ca) als Bot­schaf­ter für den Na­tur- und Ar­ten­schutz in den Mit­tel­punkt rü­cken. Heu­te hat Zoo­di­rek­to­rin Ant­je An­ge­li ge­mein­sam mit Prof. Dr. Ste­fan Rich­ter vom Lehr­stuhl für All­ge­mei­ne und Spe­zi­el­le Zoo­lo­gie der Uni­ver­si­tät Ros­tock und Oli­ver Ne­mec vom Ver­ein Plant for Fu­ture e.V. das Pro­jekt im Süd­ame­ri­ka-Haus vor­ge­stellt. Ver­mut­lich als ein­zi­ger Zoo ge­gen­wär­tig wird der Ros­to­cker Zoo den nur Fin­ger­kup­pen gro­ßen Mi­nifrosch, der erst 2011 im Ama­zo­nas wie­der­ent­deckt wor­den ist, zei­gen.

"Wir freu­en uns sehr über die­se en­ga­gier­te Na­tur­schutz­in­itia­ti­ve, die von drei jun­gen Ros­to­ckern ins Le­ben ge­ru­fen wur­de, und un­ter­stüt­zen die­se sehr ger­ne", be­ton­te die Zoo­di­rek­to­rin. "Das Pro­jekt trägt zum Schutz des Fan­tas­ti­schen Baum­stei­gers so­wie zum Schutz des ge­sam­ten Öko­sys­tems, in dem die Tie­re le­ben, bei."

Schon im ver­gan­ge­nen Jahr hat der Zoo die Ros­to­cker In­itia­ti­ve mit 11.000 Eu­ro aus den Ein­nah­men des frei­wil­li­gen Ar­ten­schutz­bei­trags der Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher un­ter­stützt. "Wir hat­ten jüngst Ge­le­gen­heit, den Plant for Fu­ture Wald in Pe­ru für ei­ne ers­te wis­sen­schaft­li­che Be­stands­auf­nah­me zu be­su­chen. Bein­dru­ckend war, wie vie­len Ar­ten von Frö­schen, Rep­ti­li­en, Vö­geln, Säu­ge­tie­ren, aber auch Wir­bel­lo­sen der Wald Heim­stät­te ist - Zu­fluchts­ort vor den di­rekt an­gren­zen­den Pal­möl­plan­ta­gen", sag­te Prof. Dr. Ste­fan Rich­ter, der auch Mit­glied in Plant für Fu­ture ist.

Den Wald schüt­zen und Ar­ten er­hal­ten

Plant for Fu­ture ist ei­ne so­zia­le Platt­form mit dem Ziel, in­tak­te Öko­sys­te­me zu schüt­zen und be­reits ver­wüs­te­te Fle­cken un­se­rer Er­de zu re­na­tu­rie­ren. Im Fo­kus ste­hen Pflanz­ak­tio­nen in hei­mi­schen Wäl­dern so­wie im Pri­mär­re­gen­wald im Ama­zo­nas. Pro­mi­nen­tes­tes Grün­dungs­mit­glied von Plant for Fu­ture ist der Ros­to­cker Mu­si­ker Mar­te­ria - ei­ner der Prot­ago­nis­ten des Films "Der Ama­zo­nas Job", der die Ar­beit der Or­ga­ni­sa­ti­on auf ein­drucks­vol­le und an­schau­li­che Wei­se zeigt. Schon vor zwei Jah­ren wur­de der Ama­zo­nas­frosch in ei­nem gro­ßen Graf­fi­ti von Plant for Fu­ture auf ei­ner Gie­bel­wand am Volks­thea­ter Ros­tock ver­ewigt, um auf das Pro­jekt auf­merk­sam zu ma­chen.

Oli­ver Ne­mec, ei­ner der Grün­der von Plant for Fu­ture, ist froh über die In­itia­ti­ve des Ros­to­cker Zoos und Uni­ver­si­tät. "Als Na­tur­lieb­ha­ber ha­ben es mir die be­son­ders far­ben­fro­hen Tie­re an­ge­tan. So viel Far­be und Mus­ter in ei­nem nur zwei Zen­ti­me­ter gro­ßem Frösch­lein fas­zi­nie­ren mich nach wie vor. Um­so dank­ba­rer wa­ren wir, als auch das Volks­thea­ter und der IGA-Park sich für ei­ne tau­send­fa­che Ver­grö­ße­rung auf ih­ren Wän­den be­reit­er­klärt hat­ten und wir die­sem Ju­wel des Re­gen­wal­des so die gro­ße Büh­ne bie­ten konn­ten."

Weit über 30.000 ge­pflanz­te Bäu­me und mehr als 400.000 m² ge­schütz­ter Re­gen­wald ge­hen auf das Kon­to von Plant for Fu­ture. Die Grün­der der Or­ga­ni­sa­ti­on wol­len den Na­tur- und Ar­ten­schutz in ge­leb­ter Form vor­an­trei­ben, sei es über die Ver­än­de­rung des ei­ge­nen Ver­hal­tens, die In­spi­ra­ti­on mög­lichst vie­ler Men­schen oder den Ein­satz für den Wald. Da­durch sol­len auch der Le­bens­raum und das Fort­be­stehen des Fan­tas­ti­schen Baum­stei­gers und vie­ler an­de­rer Ar­ten ge­si­chert wer­den. Die Ar­ten­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on ruft da­für Un­ter­neh­men und Gleich­ge­sinn­te auf, sich an Chal­len­ges zu be­tei­li­gen und zeigt Mög­lich­kei­ten, CO2 zu kom­pen­sie­ren und Baum­pflanz­ak­tio­nen zu un­ter­stüt­zen.

"Auch wir möch­ten un­se­re Zoo­be­su­che­rin­nen und Zoo­be­su­cher auf Plant for Fu­ture auf­merk­sam ma­chen und sie für den Na­tur- und Ar­ten­schutz sen­si­bi­li­sie­ren", so Ant­je An­ge­li. Am Ter­ra­ri­um im Süd­ame­ri­ka-Haus fin­den In­ter­es­sier­te Ta­feln mit wei­ter­ge­hen­den In­for­ma­tio­nen zu dem Pro­jekt so­wie zum Fan­tas­ti­schen Baum­stei­ger und sei­nem ge­fähr­de­ten Le­bens­raum.

Ent­deckt, ver­schol­len und wie­der­ge­fun­den

Der pe­rua­ni­sche Tief­land­re­gen­wald ist viel­fäl­tig ge­fähr­det. Be­son­ders die stän­dig grö­ßer wer­den­den Pal­möl­plan­ta­gen, aber auch der il­le­ga­le Ko­ka­in-An­bau und die Su­che nach wohl­mög­lich vor­han­de­nem Gold und Öl­fel­dern stel­len Ri­si­ken dar. Als far­ben­präch­ti­ger und be­droh­ter Be­woh­ner die­ses Le­bens­rau­mes eig­net sich der Fan­tas­ti­sche Baum­stei­ger her­vor­ra­gend als Bot­schaf­ter für die­ses Pro­jekt. Der Frosch steht hier für die Schutz­be­dürf­tig­keit ei­nes gan­zen Öko­sys­tems, des Flach­land­re­gen­wal­des von Pe­ru.

Der Fan­tas­ti­sche Baum­stei­ger ist ein Pfeil­gift­frosch, der nur in Pe­ru vor­kommt. Er hat ei­nen leuch­tend ro­ten Kopf und ei­nen schwarz-weiß ge­mus­ter­ten Kör­per. Der Klet­ter­frosch wird nur 16 bis 20 mm groß; die Weib­chen le­gen ih­re Ei­er im feuch­ten Bo­den­grund und es ist dann das Männ­chen, das die Kaul­quap­pen in Was­ser­an­samm­lun­gen in Bro­me­li­en oder Baum­höh­len ab­legt. Ra­ni­to­meya fan­ta­sti­ca ist wie al­le Pfeil­gift­frö­sche für sei­ne gif­ti­ge Haut be­kannt. Das Gift dient als Ab­wehr ge­gen Fress­fein­de und wird aus der Nah­rung der Frö­sche, vor al­lem Amei­sen, ge­won­nen. Die Far­ben der Frö­sche si­gna­li­sie­ren ih­re Gif­tig­keit und war­nen po­ten­zi­el­le An­grei­fer.

Der bel­gi­sche Zoo­lo­ge Ge­or­ge Al­bert Bou­len­ger (1858 - 1937) hat den flin­ken Baum­stei­ger, der sehr gut sprin­gen kann, 1883 be­schrie­ben. Erst 2011 wur­de der als ver­schol­len gel­ten­de Frosch in der Nä­he der pe­rua­ni­schen Stadt Yuri­ma­gu­as wie­der­ent­deckt.

"Der Ra­ni­to­meya fan­ta­sti­ca wird auch Rot­kopf-Baum­stei­ger ge­nannt", er­läu­ter­te Dr. Jens Bohn, Zoo-Ku­ra­tor für Aqua­ris­tik und Ter­ra­ris­tik. "Be­vor die sechs Baum­stei­ger in ihr neu er­rich­te­tes Ter­ra­ri­um ein­ge­zo­gen sind, wur­de in Ei­gen­re­gie die da­für not­wen­di­ge Tech­nik ver­baut und die Be­pflan­zung vor­ge­nom­men. Bei den Tie­ren im Zoo Ros­tock han­delt es sich aus­schlie­ß­lich um Nach­zuch­ten aus Men­schenob­hut", un­ter­strich der Ku­ra­tor.

"Die­se Art von Frö­schen be­nö­ti­gen für ihr na­tür­li­ches Um­feld süd­ame­ri­ka­ni­sche Bro­me­li­en, die ihr Was­ser vor­ran­gig aus der Luft­feuch­tig­keit und Re­gen auf­neh­men. In die mit Was­ser ge­füll­ten Blatt­ach­seln die­ser Pflan­zen wach­sen die Kaul­quap­pen, ihr Nach­wuchs, her­an. Au­ßer­dem nut­zen er­wach­se­ne Rot­kopf-Baum­stei­ger sie gern als Schlaf­platz", so der Ku­ra­tor.

Im Ter­ra­ri­um wer­den au­ßer­dem Grü­ne Rie­sen­gift­frö­sche (Amee­re­ga tri­vit­ta­ta) zu se­hen sein. Die­se am Bo­den le­ben­den tag­ak­ti­ven Frö­sche stam­men wie der Fan­tas­ti­sche Baum­stei­ger aus den tro­pi­schen Re­gen­wäl­dern Süd­ame­ri­kas.