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Na­vi­ga­ti­on

Seit zehn Jah­ren wie­der Stadt­fi­scher in Ros­tock

Pres­se­mit­tei­lung vom 28.05.2004

Vor zehn Jah­ren, am 2. Ju­ni 1994, war es der Han­se­stadt Ros­tock ge­lun­gen, nach lan­gen Ver­hand­lun­gen mit dem Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um für 14 Stadt­fi­scher die Wie­der­ein­set­zung in ih­re al­ten Rech­te zu er­lan­gen.

Be­reits am 25. März 1252 er­warb die Stadt Ros­tock von Hein­rich Bor­win den III., Fürst von Ros­tock, für 450 Mark die Ros­to­cker Hei­de als Be­sitz und gleich­zei­tig da­mit die "Fi­sche­rei­ge­rech­tig­keit auf der War­now von der Brü­cke ne­ben der Pe­tri­kir­che bis nach War­ne­mün­de". Die Stadt Ros­tock hat nach die­sem Kauf über Jahr­hun­der­te in Ros­tock an­säs­si­ge Fi­scher als Nutz­nie­ßer der War­now­fi­sche­rei ein­ge­setzt. Im Jahr 1945 en­de­te die bis da­hin gel­ten­de Fi­sche­rei­ge­rech­tig­keit auf der War­now u. a. durch Be­fehl Nr. 8 des Chefs der So­wje­ti­schen Mi­li­tär­ad­mi­nis­tra­ti­on. Da­nach wur­de die­ses Recht in der vor­lie­gen­den Form nicht mehr aus­ge­übt und es fin­den sich auch kei­ne An­ga­ben mehr in den Ak­ten des Stadt­ar­chivs.

Zu den ers­ten Stadt­fi­schern, die am 2. Ju­ni 1994 er­nannt wur­den, ge­hör­ten die in­zwi­schen lei­der ver­stor­be­nen An­dre­as Buuck, Fre­di Stahn­ke und Wil­li Koh­nert. Heu­te sind noch zwölf Stadt­fi­scher ak­tiv. Vie­les war für sie plötz­lich neu wie das Kenn­zeich­nen der Boo­te, das Füh­ren der Fang­sta­tis­tik und der Um­gang mit dem nun gel­ten­den Recht.

Be­son­ders die Art der Be­stra­fung hat sich über die Jah­re hin­weg ge­än­dert. Hier ein Bei­spiel aus der Fi­scher-Rol­le von 1669, aus der zu er­se­hen ist, wie man sich als or­dent­li­cher Fi­scher ver­hal­ten soll und wie man be­straft wer­den kann:

"Uns sol­chem­nach sol­len fürs ers­te bee­de Äm­ter der Brook- und Stra­ßen- Fi­schern nicht al­lein vor sich flei­ßig be­then und Gott dem Herrn als Ge­bern al­les Gu­ten in­brüns­tig an­ru­fen, daß er die Fi­sche im Was­ser seg­nen und ver­meh­ren mö­ge, da­mit wir von sei­ner mil­den Hand un­ser täg­li­ches Brot zu ge­nie­ßen ha­ben kön­nen, son­dern sie sol­len auch ih­re Wei­ber und Dienst-Volk zu sol­cher Got­tes­furcht ernst­lich an­mah­nen und daß sie auf dem Was­ser so­wohl als da­heim sich al­les Flu­chens und Schwe­rens gänz­lich äu­ßern, bey Stra­fe un­se­res pu­blicir­ten Edic­ti flei­ßig er­in­nern."

"37. Vors Sie­ben und drei­ßigs­te sol­len so­wohl die Broock- als Stra­ßen­fi­scher be­mäch­ti­get seyn in der Brach­sen-Zeit die Brach­sen- Wa­der zu zie­hen, je­doch mit sol­cher Be­schei­den­heit, daß ei­ner dem an­dern den Fisch nicht ver­ja­ge oder ver­stö­re, son­dern ei­ner soll hin­ter dem an­dern an­le­gen, uns sich stil­le in gu­ter Ord­nung ver­hal­ten. Soll­te hier­über ge­kla­get und be­wie­sen wer­den, daß je­mand die­ses Ge­setz über­tre­ten, soll der­sel­be al­so­fort in zehn Reichstha­ler Stra­fe, wie auch an jed­we­des Amt auf ei­ne Ton­ne Bier ver­fal­len seyn."

Den Stadt­fi­schern wünscht das Ha­fen- und See­manns­amt der Han­se­stadt Ros­tock im­mer ge­nü­gend Was­ser un­ter dem Kiel und ei­nen gu­ten Fang!