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Na­vi­ga­ti­on

An­ord­nung zur so­for­ti­gen Un­ter­brin­gung / Un­ter­brin­gungs­an­trag

Men­schen, die an ei­ner schwer­wie­gen­den psy­chi­schen Er­kran­kung lei­den, kön­nen nur dann ge­gen oder oh­ne ih­ren Wil­len in ei­nem ge­eig­ne­ten Kran­ken­haus oder ei­ner an­de­ren Ein­rich­tung un­ter­ge­bracht wer­den, wenn und so­lan­ge sie durch ihr krank­heits­be­ding­tes Ver­hal­ten ihr Le­ben,  ih­re Ge­sund­heit oder be­son­ders be­deu­ten­de Rechts­gü­ter an­de­rer in er­heb­li­chem Ma­ße ge­fähr­den und die­se Ge­fahr nicht an­ders ab­ge­wen­det wer­den kann.

Die feh­len­de Be­reit­schaft, trotz ei­ner schwe­ren psy­chi­schen Er­kran­kung be­han­deln zu las­sen, recht­fer­tigt für sich al­lein kei­ne Un­ter­brin­gung.

Die so­for­ti­ge Un­ter­brin­gung in ei­ne psych­ia­tri­sche Ein­rich­tung kann nur auf schrift­li­che An­ord­nung des Land­ra­tes oder der Land­rä­tin oder des Ober­bür­ger­meis­ters oder der Ober­bür­ger­meis­te­rin oder auf Be­schluss des ört­lich zu­stän­di­gen Ge­rich­tes nach An­trag­stel­lung er­fol­gen.

Die An­ord­nung der so­for­ti­gen Un­ter­brin­gung setzt das Vor­lie­gen ei­ner psych­ia­trisch be­ding­ten aku­ten Ei­gen- u./o. Fremd­ge­fähr­dung vor­aus so­wie das Vor­lie­gen ei­nes ärzt­li­chen Zeug­nis­ses, das auf ei­ner frü­hes­tens am Vor­tag durch­ge­führ­ten ei­ge­nen Un­ter­su­chung be­ruht, wel­ches die aku­te Ei­gen- u./o. Fremd­ge­fähr­dung als auch die Be­hand­lungs­not­wen­dig­keit be­zeich­net und ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung nicht recht­zei­tig ein­ge­holt wer­den kann.

Die Be­hör­de, die die vor­läu­fi­ge Un­ter­brin­gung ver­an­lasst hat, hat un­ver­züg­lich beim ört­lich zu­stän­di­gen Ge­richt ei­nen An­trag auf An­ord­nung der Un­ter­brin­gung zu stel­len. Ei­ne von Amts we­gen er­folg­te vor­läu­fi­ge Un­ter­brin­gung muss spä­tes­tens bis zum Ab­lauf des fol­gen­den Ta­ges durch das Ge­richt über­prüft wer­den. Im Un­ter­brin­gungs­ver­fah­ren fin­det zeit­nah ei­ne per­sön­li­che An­hö­rung der un­ter­ge­brach­ten Per­son statt. Für die Wahr­neh­mung ih­rer Rech­te wird der un­ter­ge­brach­ten Per­son vom Ge­richt ggf. ein Ver­fah­rens­pfle­ger oder ei­ne Ver­fah­rens­pfle­ge­rin be­stellt. Ge­gen Un­ter­brin­gungs­be­schlüs­se des Ge­richts steht der Rechts­weg of­fen.

Vor­aus­set­zun­gen sind:

  • Bei der psy­chisch kran­ken Per­son liegt ei­ne geis­ti­ge oder see­li­sche Krank­heit, Be­hin­de­rung oder Stö­rung von er­heb­li­chem Aus­maß vor. Die­se kann auch in ei­ner phy­si­schen oder psy­chi­schen Ab­hän­gig­keit von Rausch­mit­teln oder Me­di­ka­men­ten be­stehen.
  • Die psy­chisch kran­ke Per­son ge­fähr­det er­heb­lich ihr Le­ben oder ih­re Ge­sund­heit
  • Die psy­chisch kran­ke Per­son stellt ei­ne er­heb­li­che aku­te Ge­fahr für Le­ben, Ge­sund­heit oder Ei­gen­tum an­de­rer dar.
  • Die Ge­fähr­dung oder Ge­fahr kann nicht auf an­de­re Wei­se ab­ge­wen­det wer­den.
  • Dar­stel­lung des Sach­ver­hal­tes durch die Ver­wal­tungs­be­hör­de
  • ärzt­li­ches Zeug­nis über den der­zei­ti­gen Krank­heits­zu­stand und die Un­ter­brin­gungs­be­dürf­tig­keit

Das Zeug­nis ei­nes Arz­tes oder ei­ner Ärz­tin aus ei­ner an­er­kann­ten Ein­rich­tung kann das Zeug­nis des Ge­sund­heits­am­tes er­set­zen. Es muss aber von ei­nem Arzt oder ei­ner Ärz­tin mit psych­ia­tri­scher Ge­biets­be­zeich­nung un­ter­schrie­ben sein

Hin­weis: Liegt ein Zeug­nis zum Zeit­punkt der An­trag­stel­lung noch nicht vor, ist es un­ver­züg­lich nach­zu­rei­chen.

Für die Tä­tig­keit der Ver­wal­tungs­be­hör­den wer­den kei­ne Kos­ten er­ho­ben.

Die Kos­ten der Un­ter­brin­gung in ei­ner Ein­rich­tung und die Kos­ten für die er­for­der­li­chen Un­ter­su­chun­gen und Be­hand­lun­gen trägt der Un­ter­ge­brach­te, so­weit nicht ein Trä­ger der So­zi­al­ver­si­che­rung oder ein sons­ti­ger Drit­ter zur Kos­ten­tra­gung ver­pflich­tet ist.

In­so­weit das Tä­tig wer­den der Po­li­zei­be­hör­de er­for­der­lich ist, ent­schei­det die­se, auf Grund­la­ge ei­ge­ner Be­stim­mun­gen/Ver­ord­nun­gen/Ge­set­ze über die Her­an­zie­hung des Un­ter­ge­brach­ten zu den Kos­ten bzw. die Auf­er­le­gung von Ge­büh­ren für das ei­ge­ne Tä­tig­wer­den.

Die un­te­re Ver­wal­tungs­be­hör­de muss die Un­ter­brin­gung zu­nächst beim Be­treu­ungs­ge­richt be­an­tra­gen. Erst dann kann die Be­hör­de die­se an­ord­nen.

Dies gilt auch für

  • ei­ne vor­läu­fi­ge Un­ter­brin­gung,
  • ei­ne Un­ter­brin­gung zur Be­ob­ach­tung und
  • die Er­stel­lung ei­nes ent­spre­chen­den Gut­ach­tens.

Ord­net das Ge­richt die Un­ter­brin­gung an, ist die Ver­wal­tungs­be­hör­de für die Un­ter­brin­gung zu­stän­dig. Sie wählt z.B. die ge­eig­ne­te Ein­rich­tung aus. Bei der Aus­wahl be­rück­sich­tigt sie auch die Wün­sche der psy­chisch kran­ken Per­son so­wie the­ra­peu­ti­sche Ge­sichts­punk­te. Au­ßer­dem ver­sucht die Be­hör­de, sie mög­lichst in der Nä­he ih­res Wohn­or­tes un­ter­zu­brin­gen.

Ei­ne Ent­las­sung kommt dann in Be­tracht, wenn

  • die Un­ter­brin­gungs­frist ab­ge­lau­fen ist und kei­ne wei­te­re Un­ter­brin­gung an­ge­ord­net wur­de,
  • die An­ord­nung der Un­ter­brin­gung auf­ge­ho­ben wur­de,
  • der Grund für die Un­ter­brin­gung weg­ge­fal­len ist.

Die psy­chisch kran­ke Per­son kann je­doch auch frei­wil­lig in der Ein­rich­tung blei­ben.

um­ge­hend/un­ver­züg­lich (oh­ne schuld­haf­te Ver­zö­ge­rung)

Ne­ben der Ver­wal­tungs­be­hör­de kön­nen auch fol­gen­de In­sti­tu­tio­nen bei Ge­richt ei­ne Un­ter­brin­gung be­an­tra­gen ("zi­vil­recht­li­che" Un­ter­brin­gung):
 

  • die Be­treue­rin oder der Be­treu­er ei­ner psy­chisch kran­ken Per­son Ei­ne Un­ter­brin­gung kann not­wen­dig sein, weil z.B. die Ge­fahr be­steht, dass sich die be­treu­te Per­son selbst tö­tet oder er­heb­lich schä­digt. Ist ei­ne ärzt­li­che Be­hand­lung er­for­der­lich, die die be­treu­te Per­son auf­grund ih­rer Krank­heit nicht als not­wen­dig er­ken­nen kann? Dann kann der Be­treu­er oder die Be­treue­rin auch in die­sem Fall ei­ne Un­ter­brin­gung bei Ge­richt be­an­tra­gen.
  • das Ge­richt selbst Das Ge­richt kann die Un­ter­brin­gung an­ord­nen, wenn ei­ne psy­chisch kran­ke oder al­ko­hol- oder dro­gen­ab­hän­gi­ge Per­son ei­ne rechts­wid­ri­ge Tat be­gan­gen hat.