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Na­vi­ga­ti­on

Be­en­di­gung des Auf­ent­hal­tes

Ein Aus­län­der, der nicht Bür­ger ei­nes EU-Staa­tes ist, ist zur Aus­rei­se aus dem Bun­des­ge­biet ver­pflich­tet, wenn er den er­for­der­li­chen Auf­ent­halts­ti­tel nicht oder nicht mehr be­sitzt be­zie­hungs­wei­se ein Auf­ent­halts­recht nach dem As­so­zia­ti­ons­ab­kom­men zwi­schen der Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft (EWG) und der Tür­kei nicht oder nicht mehr be­steht.

Das Er­lö­schen ei­nes Auf­ent­halts­rechts kann bei­spiels­wei­se in Be­tracht kom­men, wenn

  • der Auf­ent­halts­ti­tel (Vi­sum, Auf­ent­halts­er­laub­nis, Nie­der­las­sungs­er­laub­nis) ab­ge­lau­fen ist, wi­der­ru­fen oder zu­rück­ge­nom­men wur­de,
  • die Gel­tungs­dau­er des Auf­ent­halts­ti­tels ver­kürzt wur­de,
  • ei­ne im Auf­ent­halts­ti­tel ent­hal­te­ne auf­lö­sen­de Be­din­gung ein­ge­tre­ten ist,
  • sich der Aus­län­der un­un­ter­bro­chen län­ger als sechs Mo­na­te im Aus­land auf­ge­hal­ten hat oder zu ei­nem nicht nur vor­über­ge­hen­den Zweck aus­ge­reist ist,
  • die Aus­wei­sung ver­fügt wur­de.

Der aus­rei­se­pflich­ti­ge Aus­län­der hat das Bun­des­ge­biet un­ver­züg­lich oder, wenn ihm ei­ne Aus­rei­se­frist ge­setzt ist, bis zum Ab­lauf der Frist zu ver­las­sen. Kommt er der voll­zieh­ba­ren Aus­rei­se­pflicht nicht in­ner­halb der Aus­rei­se­frist frei­wil­lig nach und liegt kein Ab­schie­bungs­ver­bot oder in­lands­be­zo­ge­nes Voll­stre­ckungs­hin­der­nis vor, ist er ab­zu­schie­ben. In ge­setz­lich be­stimm­ten Fäl­len kann ge­gen ihn Ab­schie­bungs­haft rich­ter­lich an­ge­ord­net wer­den. Ist die Ab­schie­bung im Ein­zel­fall aus tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Grün­den un­mög­lich, ist die Ab­schie­bung bis zu des­sen Weg­fall vor­über­ge­hend aus­zu­set­zen (Dul­dung), so­fern kei­ne Auf­ent­halts­er­laub­nis aus hu­ma­ni­tä­ren Grün­den er­teilt wird. Zu­dem kann ei­ne Dul­dung er­teilt wer­den, wenn drin­gen­de hu­ma­ni­tä­re oder per­sön­li­che Grün­de oder er­heb­li­che öf­fent­li­che In­ter­es­sen die vor­über­ge­hen­de An­we­sen­heit des Aus­län­ders im Bun­des­ge­biet er­for­dern.

Uni­ons­bür­ger, Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge und die ih­nen gleich­ge­stell­ten Bür­ger aus dem Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raum (EWR-Bür­ger) be­nö­ti­gen auf­grund der Per­so­nen­ver­kehrs­frei­hei­ten des EU-Rechts kei­nen Auf­ent­halts­ti­tel, um in die Bun­des­re­pu­blik ein­zu­rei­sen und sich in ihr auf­zu­hal­ten (§ 2 Frei­zü­gig­keits­ge­setz). Uni­ons­bür­ger oder ih­re Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen sind aus­rei­se­pflich­tig, wenn die Aus­län­der­be­hör­de fest­ge­stellt hat, dass das Recht auf Ein­rei­se und Auf­ent­halt nicht be­steht.

§ 2 Frei­zü­gig­keits­ge­setz

So­wohl ge­gen die Aus­wei­sung als auch ge­gen den Wi­der­ruf ei­nes Auf­ent­halts­ti­tels, die Zu­rück­schie­bungs- und die Ab­schie­bungs­an­ord­nun­gen sind An­fech­tungs­wi­der­spruch und An­fech­tungs­kla­ge die statt­haf­ten Rechts­be­hel­fe. So­weit die­se auf­schie­ben­de Wir­kung ha­ben, ist der Aus­län­der durch § 80 Ab­satz 1 Satz 1 Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (Vw­GO) und § 84 Ab­satz 2 Satz 2 ge­schützt. Hat die Aus­län­der­be­hör­de nach § 80 Ab­satz 2 Satz 1 Num­mer 4 Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (Vw­GO) die so­for­ti­ge Voll­zie­hung an­ge­ord­net, kann einst­wei­li­ger Rechts­schutz beim Ver­wal­tungs­ge­richt durch ei­nen An­trag nach § 80 Ab­satz 5 Satz 1 Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (Vw­GO) er­langt wer­den. Ge­gen die be­vor­ste­hen­de Ab­schie­bung kann vor­beu­gen­der Rechts­schutz in An­spruch ge­nom­men wer­den (Un­ter­las­sungs­kla­ge).

Ge­gen die Ent­schei­dung der Zu­läs­sig­keit des Ab­schie­be­haft­an­trags des Amts­ge­richts steht dem Aus­län­der das Rechts­mit­tel der Be­schwer­de und ge­gen die Ent­schei­dung des Land­ge­richts die Rechts­be­schwer­de nach dem Fa­mi­li­en­ver­fah­rens­ge­setz beim Bun­des­ge­richts­hof zu. Ge­gen die Ab­schie­bungs­haft kann der Aus­län­der Ver­pflich­tungs­wi­der­spruch und Ver­pflich­tungs­kla­ge gel­tend ma­chen, um der Be­hör­de die Ver­pflich­tung zur Rück­nah­me des Haft­an­tra­ges durch das Ver­wal­tungs­ge­richt auf­zu­er­le­gen. Zu­dem kann er die einst­wei­li­ge An­ord­nung nach § 123 Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (Vw­GO) be­an­tra­gen.

Ge­gen die Ab­schie­bung selbst als Voll­stre­ckungs­maß­nah­me ist vor­läu­fi­ger Rechts­schutz nach § 123 Ab­satz 1 Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (Vw­GO) zu­läs­sig. Ist ei­ne Ab­schie­bung rechts­wid­rig er­folgt, kann dies mit der Fest­stel­lungs­kla­ge gel­tend ge­macht wer­den.

Wird die Er­tei­lung ei­ner Dul­dung be­gehrt, je­doch ab­ge­lehnt, kann gleich auf Er­tei­lung der Dul­dung ge­klagt wer­den (Ver­pflich­tungs­kla­ge), da der Wi­der­spruch nach § 83 Ab­satz 2 Auf­ent­halts­ge­setz (Auf­en­thG) aus­ge­schlos­sen ist. Dies gilt auch für den Wi­der­ruf ei­ner Dul­dung.

Die Be­en­di­gung des Auf­ent­halts setzt in der Re­gel vor­aus, dass der Aus­län­der kei­nen er­for­der­li­chen Auf­ent­halts­ti­tel be­sitzt und ein Auf­ent­halts­recht nach dem As­so­zia­ti­ons­ab­kom­men zwi­schen der Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft (EWG) und der Tür­kei nicht oder nicht mehr be­steht.

Der Auf­ent­halts­ti­tel er­lischt

  • mit Ab­lauf sei­ner Gel­tungs­dau­er,
  • mit Ein­tritt ei­ner auf­lö­sen­den Be­din­gung,
  • mit Rück­nah­me des Auf­ent­halts­ti­tels,
  • mit Wi­der­ruf des Auf­ent­halts­ti­tels,
  • mit Aus­wei­sung des Aus­län­ders,
  • mit Be­kannt­ga­be ei­ner Ab­schie­bungs­an­ord­nung nach § 58a Auf­ent­halts­ge­setz (Auf­en­thG),
  • wenn der Aus­län­der aus ei­nem sei­ner Na­tur nach nicht vor­über­ge­hen­den Grun­de aus­reist,
  • wenn der Aus­län­der aus­ge­reist und nicht in­ner­halb von sechs Mo­na­ten oder ei­ner von der Aus­län­der­be­hör­de be­stimm­ten län­ge­ren Frist wie­der ein­ge­reist ist,
  • wenn ein Aus­län­der nach Er­tei­lung ei­nes Auf­ent­halts­ti­tels ge­mäß der §§ 22, 23 oder 25 Ab­satz 3 bis 5 Auf­ent­halts­ge­setz (Auf­en­thG) ei­nen Asyl­an­trag stellt.

Kos­ten, die durch die Zu­rück­wei­sung, Zu­rück­schie­bung oder Ab­schie­bung ent­ste­hen, hat der Aus­län­der zu tra­gen.

Die Kos­ten der Ab­schie­bung, Zu­rück­schie­bung, Zu­rück­wei­sung um­fas­sen:

  • die Be­för­de­rungs- und sons­ti­gen Rei­se­kos­ten für den Aus­län­der in­ner­halb des Bun­des­ge­biets und bis zum Ziel­ort au­ßer­halb des Bun­des­ge­biets,
  • die bei der Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung der Maß­nah­me ent­ste­hen­den Ver­wal­tungs­kos­ten ein­schlie­ß­lich der Kos­ten für die Ab­schie­bungs­haft und der Über­set­zungs- und Dol­met­scher­kos­ten und die Aus­ga­ben für die Un­ter­brin­gung, Ver­pfle­gung und sons­ti­ge Ver­sor­gung des Aus­län­ders so­wie
  • sämt­li­che durch ei­ne er­for­der­li­che Be­glei­tung des Aus­län­ders ent­ste­hen­den Kos­ten ein­schlie­ß­lich der Per­so­nal­kos­ten.

Der aus­rei­se­pflich­ti­ge Aus­län­der hat das Bun­des­ge­biet un­ver­züg­lich oder, wenn ihm ei­ne Aus­rei­se­frist ge­setzt ist, bis zum Ab­lauf der Frist zu ver­las­sen.

Die Frist für die frei­wil­li­ge Aus­rei­se be­trägt min­des­tens sie­ben und ma­xi­mal 30 Ta­ge. Lässt der Aus­län­der die­se Frist ver­strei­chen, er­hält er ei­ne Ab­schie­bungs­an­dro­hung.

Für die Ein­le­gung von Rechts­be­hel­fen hat der Aus­län­der die Frist von ei­nem Mo­nat ab Be­kannt­ga­be des Be­scheids zu wah­ren.