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Na­vi­ga­ti­on

Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis: Be­frei­ung von der Pflicht zur Vor­la­ge für aus­län­di­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge be­an­tra­gen

Wenn Sie als aus­län­di­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge be­zie­hungs­wei­se als aus­län­di­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger in Deutsch­land hei­ra­ten wol­len, be­stim­men sich die Vor­aus­set­zun­gen der Hei­rat nach dem Recht, das in Ih­rem Hei­mat­land gilt.

Mit die­ser Re­ge­lung soll ver­hin­dert wer­den, dass die Ehe zwar in Deutsch­land, nicht aber in Ih­rem Hei­mat­staat an­er­kannt wird. Ins­be­son­de­re für zu­künf­ti­ge Kin­der ist es von gro­ßer Be­deu­tung, dass ei­ne in Deutsch­land ge­schlos­se­ne Ehe auch im Her­kunfts­staat des aus­län­di­schen El­tern­teils an­er­kannt wird.

Da­her müs­sen Sie grund­sätz­lich ein Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis aus Ih­rem Hei­mat­staat vor­le­gen. Mit die­sem Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis wird durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de Ih­res Hei­mat­staa­tes be­stä­tigt, dass ei­ner be­ab­sich­tig­ten Hei­rat nach dem Recht des Hei­mat­staa­tes kein Ehe­hin­der­nis ent­ge­gen­steht.

Be­sit­zen Sie meh­re­re Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten, so ist das Recht des­je­ni­gen Lan­des an­zu­wen­den, mit dem Sie am engs­ten ver­bun­den sind. Ha­ben Sie auch die deut­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit,   geht die­se vor.

Sie kön­nen im Ein­zel­fall ei­ne Be­frei­ung von der Pflicht be­an­tra­gen, ein Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis vor­zu­le­gen. Dies er­folgt bei dem Prä­si­den­ten des zu­stän­di­gen Ober­lan­des­ge­richts, in des­sen Be­zirk Sie die Ehe­schlie­ßung an­ge­mel­det ha­ben. 

Für Sie kommt dies in Fra­ge, wenn Sie zu ei­ner der fol­gen­den Per­so­nen­grup­pen ge­hö­ren:

  • An­ge­hö­ri­ge von Staa­ten, de­ren Be­hör­den kei­ne Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis­se aus­stel­len.
  • An­ge­hö­ri­ge von Staa­ten, die Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis­se aus­stel­len, wenn dies aber ob­jek­tiv un­mög­lich ist. Dies gilt un­ter an­de­rem für Sach­ver­hal­te, in de­nen das aus­län­di­sche Recht die Ehe­schlie­ßung aus Grün­den ver­sagt, die mit der grund­ge­setz­lich ga­ran­tier­ten Ehe­schlie­ßungs­frei­heit un­ver­ein­bar sind, zum Bei­spiel, wenn nach dem aus­län­di­schen Hei­mat­recht ver­bo­ten ist, nach ei­ner Schei­dung wie­der zu hei­ra­ten. 

Sie be­nö­ti­gen kein Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis und kei­ne Be­frei­ung, wenn sie zur fol­gen­den Per­so­nen­grup­pe ge­hö­ren: 

  • An­er­kann­te Asyl­be­rech­tig­te, 
  • aus­län­di­sche Ge­flüch­te­te, 
  • hei­mat­lo­se Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der so­wie 
  • Staa­ten­lo­se mit stän­di­gem Auf­ent­halt in Deutsch­land. 

Ihr Sta­tus muss durch ei­nen ent­spre­chen­den Rei­se­aus­weis nach­ge­wie­sen wer­den.

Be­an­tra­gen Sie ei­ne Be­frei­ung vom Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis, prüft der Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts an Stel­le der aus­län­di­schen Be­hör­de, ob der Hei­rat nach dem Hei­mat­recht ein Hin­der­nis ent­ge­gen­steht oder ei­ne Vor­aus­set­zung zur Ehe­schlie­ßung fehlt. Es darf auch nach deut­schem Recht kein Ehe­hin­der­nis be­stehen. So ist un­ter Um­stän­den zu prü­fen, ob in die­sem Zu­sam­men­hang even­tu­el­le Vor-Ehen wirk­sam auf­ge­löst sind. 

Die Be­frei­ung gilt für die Dau­er von 6 Mo­na­ten.
 

An­trag auf ge­richt­li­che Ent­schei­dung

Um die Be­frei­ung zu be­an­tra­gen, be­nö­ti­gen Sie:

  • Nach­wei­se im Ori­gi­nal, be­glau­big­te Ko­pi­en ge­nü­gen in der Re­gel nicht:
    • zur Iden­ti­tät, Staats­an­ge­hö­rig­keit und Ab­stam­mung und zum Fa­mi­li­en­stand
      • Rei­se­pass,
      • Per­so­nal­aus­weis oder
      • ge­eig­ne­tes Aus­weis­do­ku­ment
    • ge­ge­be­nen­falls zur Auf­lö­sung von Vor­ehen: Hei­rats­ur­kun­de und bei­spiels­wei­se Ster­be­ur­kun­de, Ab­schrift aus dem Ehe­re­gis­ter oder Schei­dungs­ur­teil mit Rechts­kraft­ver­merk
  • Die Ur­kun­den dür­fen – von der Aus­stel­lung der Ur­kun­den bis zur Vor­la­ge beim Stan­des­amt – nicht äl­ter als 6 Mo­na­te sein. Ihr Stan­des­amt in­for­miert Sie dar­über, in wel­cher Form (zum Bei­spiel mit Apos­til­le oder Le­ga­li­sa­ti­on) die Ur­kun­den ver­wen­dungs­fä­hig sind
  • Ver­dienst­nach­wei­se für bei­de Ver­lob­te, aus de­nen sich die mo­nat­li­chen Net­to­ein­künf­te er­ge­ben, zur Be­rech­nung der Be­ar­bei­tungs­ge­bühr für die ge­richt­li­che Ent­schei­dung
  • ak­tu­el­le Auf­ent­halts­be­schei­ni­gun­gen des deut­schen Mel­de­amts mit aus­drück­li­cher An­ga­be des Fa­mi­li­en­stan­des für bei­de Ver­lob­te, so­fern sie ih­ren Wohn­sitz in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ha­ben
  • Für aus­län­di­sche Ver­lob­te, die sich noch im Aus­land auf­hal­ten: ei­ne von der zu­stän­di­gen Hei­mat­be­hör­de aus­ge­stell­te Wohn­sitz­be­schei­ni­gung im Ori­gi­nal mit Über­set­zung in die deut­sche Spra­che

Um ei­ne Be­frei­ung von der Vor­la­ge oder dem Nach­weis ei­nes Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis­ses zu er­hal­ten, müs­sen fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sein:

  • Sie ha­ben ei­ne Ehe­schlie­ßung beim zu­stän­di­gen Stan­des­amt an­ge­mel­det. 
  • Es darf nach deut­schem Recht kein Ehe­hin­der­nis be­stehen, zum Bei­spiel:
    • wenn ei­ne der Per­so­nen, die die Ehe mit­ein­an­der ein­ge­hen wol­len, be­reits mit ei­ner drit­ten Per­son ver­hei­ra­tet ist oder in ei­ner Le­bens­part­ner­schaft lebt
    • wenn die Per­so­nen in ge­ra­der Li­nie mit­ein­an­der ver­wandt sind so­wie zwi­schen Ge­schwis­tern von den glei­chen El­tern  oder Ge­schwis­tern, die nur ei­nen El­tern­teil ge­mein­sam ha­ben
    • wenn even­tu­el­le Vor-Ehen nicht wirk­sam auf­ge­löst wur­den
    • wenn ei­ne der Per­so­nen von der an­de­ren Per­son vor­her ad­op­tiert wor­den ist 
  • Für die Be­frei­ung von der Vor­la­ge/ Nach­weis des Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis­ses: EUR 15,00 bis EUR 305,00
  • Bei Ab­leh­nung oder Zu­rück­nah­me des An­trags: die Hälf­te der Ge­bühr für die Er­tei­lung der Be­frei­ung, min­des­tens aber EUR 15,00

Sie kön­nen den Be­frei­ungs­an­trag nur über das Stan­des­amt stel­len. Auch Vor- und Sach­stands­an­fra­gen müs­sen Sie nicht an das Ober­lan­des­ge­richt, son­dern aus­schlie­ß­lich an das Stan­des­amt rich­ten.

  • Mel­den Sie Ih­re Ehe­schlie­ßung bei dem für Sie zu­stän­di­gen Stan­des­amt an.
  • Be­an­tra­gen Sie dort die Be­frei­ung von der Vor­la­ge/ Nach­weis des Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis­ses (An­trags­vor­druck). Ei­ne An­trag­stel­lung un­mit­tel­bar beim Ober­lan­des­ge­richt ist nicht mög­lich. Das Stan­des­amt ist Ihr al­lei­ni­ger An­sprech­punkt im Be­frei­ungs­ver­fah­ren.
  • Die Stan­des­be­am­tin be­zie­hungs­wei­se der Stan­des­be­am­te be­rei­tet den An­trag vor und be­rät Sie im Ein­zel­fall über noch be­nö­tig­te Un­ter­la­gen.
  • Das Stan­des­amt lei­tet Ih­ren An­trag mit den voll­stän­di­gen Ur­kun­den und Nach­wei­sen an das zu­stän­di­ge Ober­lan­des­ge­richt wei­ter.
  • Der Prä­si­dent be­zie­hungs­wei­se die Prä­si­den­tin des Ober­lan­des­ge­richts prüft an Stel­le der aus­län­di­schen Be­hör­de, ob der Hei­rat nach dem Hei­mat­recht ein Hin­der­nis ent­ge­gen­steht oder ei­ne Vor­aus­set­zung zur Ehe­schlie­ßung fehlt.
  • Sie er­hal­ten ei­nen Be­scheid, in dem Ih­nen die Ent­schei­dung über Ih­ren An­trag mit­ge­teilt wird.
  • Sie er­hal­ten au­ßer­dem ei­nen Kos­ten­be­scheid. Be­zah­len Sie die Ge­büh­ren. 

Sie müs­sen kei­ne Fris­ten be­ach­ten. Pla­nen Sie die mög­li­che Dau­er des Ver­fah­rens aber bei Ih­ren Hoch­zeits­vor­be­rei­tun­gen un­be­dingt mit ein.