Home
Na­vi­ga­ti­on

Eh­ren­amt­li­cher Rich­ter (Schöf­fe) beim Straf­ge­richt

In der Straf­ge­richts­bar­keit neh­men am Ver­fah­ren nicht nur Rich­ter teil, die durch ju­ris­ti­sche Vor­bil­dung und durch Prü­fun­gen die Be­fä­hi­gung zum Rich­ter­amt er­wor­ben ha­ben (Be­rufs­rich­ter), son­dern auch Bür­ger aus al­len Schich­ten der Be­völ­ke­rung. Das deut­sche Straf­ver­fah­rens­recht be­zeich­net die­se eh­ren­amt­li­chen Rich­ter als "Schöf­fen".

Sie wir­ken in der ers­ten In­stanz mit beim Amts­ge­richt, so­weit die­ses als Schöf­fen­ge­richt tä­tig wird (mit ei­nem Be­rufs­rich­ter und zwei Schöf­fen) so­wie beim Land­ge­richt in der Gro­ßen Straf­kam­mer (mit zwei oder drei Be­rufs­rich­tern und zwei Schöf­fen). Schöf­fen wir­ken auch in der zwei­ten In­stanz mit, näm­lich bei den Klei­nen Straf­kam­mern des Land­ge­richts (Vor­sit­zen­der und zwei Schöf­fen) und in der Ju­gend­kam­mer, die im Re­gel­fall mit drei Be­rufs­rich­tern und zwei Schöf­fen be­setzt sind.

Die Mit­wir­kung von Schöf­fen an der Recht­spre­chung ist ein we­sent­li­ches Ele­ment deut­scher Ge­richts­bar­keit. Ihr kommt als prak­ti­sche Um­set­zung des De­mo­kra­tie­prin­zips gro­ße Be­deu­tung zu. Schöf­fen sol­len die in ih­rem täg­li­chen, be­ruf­li­chen und so­zia­len Um­feld ge­won­ne­nen Er­fah­run­gen, Kennt­nis­se und Wer­tun­gen in die Ver­hand­lun­gen als auch in die ge­mein­sa­me Be­ra­tung ein­brin­gen und da­mit die stär­ker ju­ris­tisch ge­präg­te Sicht­wei­se der Be­rufs­rich­ter sinn­voll er­gän­zen.

Schöf­fen sind, wie die Be­rufs­rich­ter, nur dem Ge­setz un­ter­wor­fen. Sie ha­ben in der münd­li­chen Ver­hand­lung und in der Ur­teils­fin­dung die glei­chen Rech­te und die glei­che Ver­ant­wor­tung wie die Be­rufs­rich­ter. Sie un­ter­lie­gen bei der Rechts­fin­dung kei­nen Auf­trä­gen oder Wei­sun­gen und sind zu ab­so­lu­ter Neu­tra­li­tät ver­pflich­tet.

Das Ge­setz un­ter­schei­det zwi­schen Haupt­schöf­fen, Hilfs­schöf­fen und Er­gän­zungs­schöf­fen: Zu­nächst sind aus­schlie­ß­lich die Haupt­schöf­fen zur Mit­wir­kung im Straf­ver­fah­ren be­ru­fen. Der Hilfs­schöf­fe tritt dann an die Stel­le des Haupt­schöf­fen, wenn die­ser (et­wa we­gen Krank­heit) für ei­ne Teil­nah­me an Sit­zun­gen nicht zur Ver­fü­gung steht. Bei Ver­hand­lun­gen, die sich über meh­re­re Wo­chen oder gar Mo­na­te er­stre­cken, kann die Hin­zu­zie­hung von Er­gän­zungs­schöf­fen an­ge­ord­net wer­den, die dann ne­ben den Haupt­schöf­fen an der Ver­hand­lung teil­neh­men, aber nur im Fal­le von de­ren Ver­hin­de­rung (et­wa plötz­lich auf­tre­ten­de Krank­heit) an ih­re Stel­le tre­ten.

TIPP: Aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zur Be­ru­fung und zur Rechts­stel­lung als Schöf­fe bie­tet die "Schöf­fen­fi­bel" des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums an.

  • §§ 28 ff Ge­richts­ver­fas­sungs­ge­setz (GVG)
  • §§ 73 ff Ge­richts­ver­fas­sungs­ge­setz (GVG)

Nur Deut­sche kön­nen Schöf­fen sein. Das Min­dest­al­ter ei­nes Schöf­fen be­trägt 25 Jah­re, das Höchst­al­ter 70 Jah­re (bei Be­ginn der Amts­pe­ri­ode).

Aus­ge­schlos­sen vom Schöf­fen­amt ist, wer

  • in­fol­ge Rich­ter­spruchs die Fä­hig­keit zur Be­klei­dung öf­fent­li­cher Äm­ter nicht be­sitzt oder in ein Ver­fah­ren ver­strickt ist, das den Ver­lust die­ser Fä­hig­keit zur Fol­ge ha­ben kann,
  • we­gen ei­ner vor­sätz­li­chen Tat zu ei­ner Frei­heits­stra­fe von mehr als sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt ist.

HIN­WEIS: Be­stimm­te Be­rufs­grup­pen sol­len als Schöf­fen nicht her­an­ge­zo­gen wer­den, ins­be­son­de­re Be­rufs­rich­ter, Staats­an­wäl­te, Rechts­an­wäl­te, Po­li­zei­be­am­te, Pfar­rer. Auch wer schon acht Jah­re lang Schöf­fe war, soll nicht wei­ter­hin be­müht wer­den.

Zur Aus­wahl der Schöf­fen stel­len die Ge­mein­den un­ter Be­rück­sich­ti­gung der oben ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen aus ih­rer Ein­woh­ner­schaft aus al­len Grup­pen der Be­völ­ke­rung al­le fünf Jah­re Vor­schlags­lis­ten auf, le­gen die­se ei­ne Wo­che lang öf­fent­lich aus und sen­den sie dann dem Amts­ge­richt des Be­zirks zu. Dort ent­schei­det ein Aus­schuss über et­wa ein­ge­leg­te Ein­sprü­che und wählt aus den Lis­ten die er­for­der­li­che Zahl von Haupt- und Hilfs­schöf­fen aus.

Schlie­ß­lich wird aus­ge­lost, wel­cher Schöf­fe an wel­chen im Vor­aus be­stimm­ten Sit­zungs­ta­gen im Jahr her­an­zu­zie­hen ist. Bei je­dem Schöf­fen sol­len es mög­lichst zwölf Sit­zungs­ta­ge sein. Je­der Schöf­fe er­hält nach der Aus­lo­sung Nach­richt, an wel­chen Sit­zungs­ta­gen er mit­zu­wir­ken hat.

Der Schöf­fe ist grund­sätz­lich zur Über­nah­me des Am­tes ver­pflich­tet.

Die Be­ru­fung zum Schöf­fen­amt dür­fen nur ab­leh­nen:

  • Mit­glie­der des Bun­des­ta­ges, des Bun­des­ra­tes, des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments, ei­nes Land­tags oder ei­ner zwei­ten Kam­mer
  • Per­so­nen, die in der vor­her­ge­hen­den Amts­pe­ri­ode die Ver­pflich­tung ei­nes Schöf­fen an vier­zig Ta­gen er­füllt ha­ben, so­wie Per­so­nen, die be­reits als eh­ren­amt­li­che Rich­ter tä­tig sind
  • Ärz­te, Zahn­ärz­te, Kran­ken­schwes­tern, Kin­der­kran­ken­schwes­tern, Kran­ken­pfle­ger, Heb­am­men und Ent­bin­dungs­pfle­ger
  • Apo­the­ken­lei­ter, die kei­nen wei­te­ren Apo­the­ker be­schäf­ti­gen
  • Per­so­nen, die glaub­haft ma­chen, dass ih­nen die un­mit­tel­ba­re per­sön­li­che Für­sor­ge für ih­re Fa­mi­lie die Aus­übung des Am­tes in be­son­de­rem Ma­ße er­schwert
  • Per­so­nen, die das 65. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben oder es bis zum En­de der Amts­pe­ri­ode voll­endet ha­ben wer­den
  • Per­so­nen, die glaub­haft ma­chen, dass die Aus­übung des Am­tes für sie oder ei­nen Drit­ten we­gen Ge­fähr­dung oder er­heb­li­cher Be­ein­träch­ti­gung ei­ner aus­rei­chen­den wirt­schaft­li­chen Le­bens­grund­la­ge ei­ne be­son­de­re Här­te be­deu­tet

HIN­WEIS: Die Ab­leh­nungs­grün­de müs­sen in­ner­halb von ei­ner Wo­che nach Kennt­nis der Ein­be­ru­fung gel­tend ge­macht wer­den.

Schöf­fen er­hal­ten für ih­re Tä­tig­keit ei­ne Ent­schä­di­gung nach dem Jus­tiz­ver­gü­tungs- und Jus­ti­z­ent­schä­di­gungs­ge­setz. Nach der der­zeit gül­ti­gen Fas­sung be­läuft sich die Ent­schä­di­gung auf 5 Eu­ro für je­de Stun­de. Sie er­höht sich um 12 Eu­ro je Stun­de, wenn der Schöf­fe nicht er­werbs­tä­tig ist und ei­nen ei­ge­nen Haus­halt für meh­re­re Per­so­nen führt. Die Er­hö­hung ent­fällt, so­weit dem eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Kos­ten ei­ner not­wen­di­gen Ver­tre­tung er­stat­tet wer­den.

Ent­steht dem Schöf­fen ein Ver­dienst­aus­fall, so er­hält er fer­ner für je­de Stun­de der ver­säum­ten Ar­beits­zeit höchs­tens 20 Eu­ro. Die Ent­schä­di­gung rich­tet sich nach dem re­gel­mä­ßi­gen Brut­to­ver­dienst ein­schlie­ß­lich der vom Ar­beit­ge­ber zu tra­gen­den So­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge.

Da­ne­ben wer­den Fahrt­kos­ten er­setzt und be­son­de­rer Auf­wand ent­schä­digt.