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Na­vi­ga­ti­on

Ein­glie­de­rungs­hil­fe für see­lisch be­hin­der­te Kin­der und Ju­gend­li­che be­an­tra­gen

Wird ei­ne (dro­hen­de) see­li­sche Be­hin­de­rung dia­gnos­ti­ziert, ha­ben Kin­der ge­mäß § 35a SGB VIII ei­nen An­spruch auf Ein­glie­de­rungs­hil­fe.

Bei Ein­glie­de­rungs­hil­fen nach § 35a SGB VIII han­delt es sich um Maß­nah­men der Ju­gend­hil­fe. Das Ju­gend­amt ent­schei­det über die Ge­wäh­rung der Hil­fe, über Art, Um­fang und Dau­er. Im Ge­gen­satz zur Hil­fe zur Er­zie­hung ist bei der Ein­glie­de­rungs­hil­fe das Kind/ der Ju­gend­li­che und nicht der Sor­ge­be­rech­tig­te an­spruchs­be­rech­tigt.

Ein Gut­ach­ter (Arzt für Kin­der- und Ju­gend­psych­ia­trie und -psy­cho­the­ra­pie, Kin­der- und Ju­gend­li­chen­psy­cho­the­ra­peut oder Arzt oder Psy­cho­lo­ge/ Psy­cho­the­ra­peut mit be­son­de­ren Er­fah­run­gen auf dem Ge­biet) muss die see­li­sche Ge­sund­heit des Kin­des ein­schät­zen. Er führt an, durch wel­che Stö­run­gen und in wel­chem Aus­maß das Kind be­reits nach­weis­lich be­ein­träch­tigt ist.

Auf der Grund­la­ge des Gut­ach­tens und ei­ner ei­ge­nen fach­li­chen Ein­schät­zung der Be­ein­träch­ti­gung der Teil­ha­be am Le­ben in der Ge­sell­schaft trifft das Ju­gend­amt ei­ne Ent­schei­dung über die zu ge­wäh­ren­de Ein­glie­de­rungs­hil­fe.

  • An­trag
  • Gut­ach­ten des Fach­arz­tes über die Ab­wei­chung der see­li­schen Ge­sund­heit
  • Kin­der oder Ju­gend­li­che ha­ben An­spruch auf Ein­glie­de­rungs­hil­fe, wenn
    • ih­re see­li­sche Ge­sund­heit mit ho­her Wahr­schein­lich­keit län­ger als sechs Mo­na­te von dem für ihr Le­bens­al­ter ty­pi­schen Zu­stand ab­weicht und
    • da­her ih­re Teil­ha­be am Le­ben in der Ge­sell­schaft be­ein­träch­tigt ist oder ei­ne sol­che Be­ein­träch­ti­gung zu er­war­ten ist.
  • Ein Fach­arzt muss be­stä­ti­gen, dass bei Ih­rem Kind ei­ne Ab­wei­chung der see­li­schen Ge­sund­heit vor­liegt
  • Ihr Kind darf noch nicht 21 Jah­re alt sein

Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on legt fest, wel­che psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gun­gen als see­li­sche Be­hin­de­rung gel­ten.

 Als see­li­sche Be­hin­de­run­gen gel­ten un­ter an­de­rem:

  •  kör­per­lich nicht be­gründ­ba­re Psy­cho­sen
  •  see­li­sche Stö­run­gen als Fol­ge von
    •  Krank­hei­ten oder Ver­let­zun­gen des Ge­hirns
    •  An­falls­lei­den oder
    •  von an­de­ren Krank­hei­ten oder kör­per­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen
  •  Sucht­krank­hei­ten
  •  Neu­ro­sen
  •  Per­sön­lich­keits­stö­run­gen

Die Kos­ten für am­bu­lan­te Hil­fe trägt in der Re­gel das Ju­gend­amt.
Die Sor­ge­be­rech­tig­ten müs­sen sich mög­li­cher­wei­se an den Kos­ten für sta­tio­nä­re Hil­fe ent­spre­chend ih­ren fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­sen be­tei­li­gen.

Wen­den Sie sich mit Ih­ren Pro­ble­men an das zu­stän­di­ge Ju­gend­amt. Die Be­ra­tungs­kraft ent­schei­det in ei­nem per­sön­li­chen Ge­spräch, ob

  •  Ein­glie­de­rungs­hil­fe für Ihr Kind in­fra­ge kommt oder
  •  an­de­re Hil­fe­for­men bes­ser ge­eig­net wä­ren.

Kommt Ein­glie­de­rungs­hil­fe in­fra­ge, müs­sen Sie die­se be­an­tra­gen.

  • Bis zum 15. Ge­burts­tag stel­len die ge­setz­li­chen Ver­tre­ter den An­trag auf Ein­glie­de­rungs­hil­fe für das Kind.
  • Ju­gend­li­che ab 15 Jah­ren kön­nen Leis­tun­gen selbst be­an­tra­gen. Al­ler­dings ist die Zu­stim­mung der Sor­ge­be­rech­tig­ten zur Auf­ent­halts­be­stim­mung er­for­der­lich, wenn Hil­fen au­ßer­halb der Fa­mi­lie ge­währt wer­den.

Aus­schlag­ge­bend ist, ob es sich bei der auf­tre­ten­den Stö­rung tat­säch­lich um ei­ne see­li­sche Be­hin­de­rung han­delt. Das Ju­gend­amt holt für die Klä­rung der Ab­wei­chung der see­li­schen Ge­sund­heit ei­ne Stel­lung­nah­me von ei­ner der fol­gen­den Fach­kräf­te ein:

  • Ärz­tin oder Arzt für Kin­der- und Ju­gend­psych­ia­trie oder –psy­cho­the­ra­pie,
  • Kin­der- und Ju­gend­psy­cho­the­ra­peu­tin oder Kin­der- und Ju­gend­psy­cho­the­ra­peut,
  • Ärz­tin oder Arzt be­zie­hungs­wei­se Psy­cho­the­ra­peu­tin oder Psy­cho­the­ra­peut mit be­son­de­ren Er­fah­run­gen auf dem Ge­biet see­li­scher Stö­run­gen bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen.
  • Ei­ge­ne fach­li­che Ein­schät­zung der Be­ein­träch­ti­gung der Teil­ha­be am Le­ben in der Ge­sell­schaft

 Auf­grund die­ser Stel­lung­nah­me und ei­ge­ner Ein­schät­zung ent­schei­det das Ju­gend­amt,

  • ob und in wel­cher Form es die Ein­glie­de­rungs­hil­fe ge­währt und
  • ob mög­li­cher­wei­se noch an­de­re Hil­fen nö­tig sind.

Wird die Hil­fe be­wil­ligt, er­stel­len al­le Be­tei­lig­ten ge­mein­sam ei­nen Hil­fe­plan. Dort ist un­ter an­de­rem fest­ge­legt,

  • wel­che Zie­le durch die Ein­glie­de­rungs­hil­fe er­reicht wer­den sol­len und
  • wie lan­ge die Hil­fe ge­leis­tet wird.
  • dass ei­ne Über­prü­fung der Hil­fe in der Re­gel nach sechs Mo­na­ten er­folgt

Die Dau­er der Ein­glie­de­rungs­hil­fe hängt von der Schwe­re der see­li­schen Be­hin­de­rung ab. Sie ist da­her von Fall zu Fall un­ter­schied­lich.