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Na­vi­ga­ti­on

Hand­werk: Aus­nah­me­be­wil­li­gung für Per­so­nen aus dem EU/EWR-Aus­land und der Schweiz zur Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le be­an­tra­gen

Die Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le ist not­wen­dig, wenn Sie in Deutsch­land ein zu­las­sungs­pflich­ti­ges Hand­werk selb­stän­dig be­trei­ben wol­len.
Das gilt auch, wenn 

  • Sie ei­nen we­sent­li­chen Teil ei­nes zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werks selbst­stän­dig aus­üben wol­len. 
  • Sie meh­re­re zu­las­sungs­pflich­ti­ge Hand­wer­ke selbst­stän­dig aus­üben wol­len. In die­sem Fall be­nö­ti­gen Sie für je­des zu­las­sungs­pflich­ti­ge Hand­werk die Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le. 

Die Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le ist mög­lich für 

  • na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­so­nen und 
  • rechts­fä­hi­ge Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten.

Ne­ben dem Be­trieb wird die Be­triebs­lei­tung in der Hand­werks­rol­le ver­zeich­net. Die Be­triebs­lei­tung ei­nes Hand­werks­be­triebs muss über die fach­li­chen Vor­aus­set­zun­gen (Qua­li­fi­ka­ti­ons­nach­weis) für die Aus­übung des zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werks ver­fü­gen. Als Be­triebs­lei­tung kom­men so­wohl In­ha­ber oder In­ha­be­rin­nen ei­nes Hand­werks­be­triebs als auch an­ge­stell­te Per­so­nen in Be­tracht. Der Qua­li­fi­ka­ti­ons­nach­weis kann über ei­nen Meis­ter­brief für das je­wei­li­ge Hand­werk, aber auch ei­ne gleich­wer­ti­ge in- oder aus­län­di­sche Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on er­bracht wer­den. Für Staats­an­ge­hö­ri­ge der EU, des EWR und der Schweiz be­stehen in­so­weit be­son­de­re An­er­ken­nungs­re­ge­lun­gen im Rah­men ei­nes Ver­fah­rens auf Er­tei­lung ei­ner Aus­nah­me­be­wil­li­gung. 

Grund­sätz­lich kön­nen Sie die Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­hal­ten, in­dem Ih­re Aus­bil­dungs­nach­wei­se und/oder Be­rufs­er­fah­rung an­er­kannt wer­den. Die Zeit­räu­me der nach­zu­wei­sen­den Be­rufs­er­fah­rung kön­nen sich durch den Nach­weis ei­ner Aus­bil­dung im Hand­werk ver­kür­zen. 

An­er­ken­nung von Be­rufs­er­fah­rung: 
Bei der An­er­ken­nung von Be­rufs­er­fah­rung muss die Aus­übung zu­min­dest we­sent­li­cher Tä­tig­kei­ten des Ge­wer­bes über be­stimm­te Zeit­räu­me nach­ge­wie­sen wer­den. So kann et­wa ei­ne min­des­tens sechs­jäh­ri­ge un­un­ter­bro­che­ne Voll­zeit­tä­tig­keit als Selb­stän­di­ger oder Selb­stän­di­ge oder Be­triebs­ver­ant­wort­li­cher oder Be­triebs­ver­ant­wort­li­che in­ner­halb der letz­ten zehn Jah­re hin­rei­chend sein. Ei­ne An­er­ken­nung prak­ti­scher Be­rufs­er­fah­rung kommt nicht in Be­tracht, wenn die Aus­übung ei­ner Tä­tig­keit in ei­nem Ge­sund­heits­hand­werk (Au­gen­op­ti­ker, Hör­akus­ti­ker, Or­tho­pä­die­tech­ni­ker, Or­tho­pä­die­schuh­ma­cher, Zahn­tech­ni­ker) an­ge­strebt wird.

An­er­ken­nung for­ma­ler Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen:
Ei­ne An­er­ken­nung for­ma­ler Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen, die durch Aus­bil­dungs- oder Be­fä­hi­gungs­nach­wei­se do­ku­men­tiert sind, kommt für al­le zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werks­be­ru­fe in Be­tracht. Vor­aus­set­zung ist der Er­werb ei­ner ent­spre­chen­den Qua­li­fi­ka­ti­on in ei­nem EU/EWR-Mit­glied­staat oder der Schweiz. Im De­tail dif­fe­ren­zie­ren die An­er­ken­nungs­re­ge­lun­gen da­nach, ob der Be­ruf oder zu­min­dest die Aus­bil­dung im Her­kunfts­staat eben­falls re­gle­men­tiert ist oder nicht. So­fern die Aus­bil­dungs­in­hal­te von de­nen der in­län­di­schen Re­fe­renz­qua­li­fi­ka­ti­on (Meis­ter­brief) ab­wei­chen oder der Be­ruf im Her­kunfts­staat we­sent­li­che Tä­tig­kei­ten nicht um­fasst, die im In­land Ge­gen­stand des Be­rufs sind, kommt nach Wahl des An­trag­stel­lers oder der An­trag­stel­le­rin die Teil­nah­me an ei­nem An­pas­sungs­lehr­gang oder das Ab­le­gen ei­ner Eig­nungs­prü­fung in Be­tracht. 

Hin­weis: Al­ter­na­tiv kann ei­ne An­er­ken­nung von Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen auch auf Grund­la­ge ei­ner Gleich­wer­tig­keits­fest­stel­lung er­fol­gen. Die­ses Ver­fah­ren ist in § 50c Hand­werks­ord­nung (HwO) ge­re­gelt und gilt un­ab­hän­gig von ei­nem Staats­an­ge­hö­rig­keits­er­for­der­nis und für al­le Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen, un­ab­hän­gig da­von, wo sie er­wor­ben wur­den.
 

Ge­gen ei­ne Ab­leh­nung des An­trags auf Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le steht der Rechts­weg of­fen. Je nach Bun­des­land, in dem der An­trag ge­stellt wur­de, ist zu­nächst ein Vor­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren. Hin­wei­se zu den be­stehen­den Rechts­be­hel­fen sind den Rechts­be­helfs­be­leh­run­gen der Be­schei­de zu ent­neh­men.

  • An­trag für Aus­nah­me­be­wil­li­gung zur Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le 
  • Nach­wei­se über Be­rufs­er­fah­rung und / oder Aus­bil­dungs­qua­li­fi­ka­ti­on
     
  • Sie müs­sen Staats­an­ge­hö­ri­ger oder Staats­an­ge­hö­ri­ge ei­nes Mit­glieds­staats der Eu­ro­päi­schen Uni­on, des Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raums oder der Schweiz sein.
  • An­er­ken­nung von Be­rufs­er­fah­rung: 
    Sie müs­sen ei­ne der fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen be­züg­lich Ih­rer Be­rufs­er­fah­rung un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner et­wai­gen Aus­bil­dung nach­wei­sen: 
    • Sie sind min­des­tens 6 Jah­re un­un­ter­bro­chen als Selb­stän­di­ger oder Selbst­stän­di­ge oder als Be­triebs­ver­ant­wort­li­cher oder Be­triebs­ver­ant­wort­li­che tä­tig ge­we­sen. Sie ha­ben Ih­re Tä­tig­keit nicht län­ger als 10 Jah­re vor An­trags­stel­lung be­en­det.
    • Sie sind min­des­tens 3 Jah­re un­un­ter­bro­chen als Selb­stän­di­ger oder Selbst­stän­di­ge oder als Be­triebs­ver­ant­wort­li­cher oder Be­triebs­ver­ant­wort­li­che tä­tig ge­we­sen. Sie ha­ben vor­her ei­ne min­des­tens drei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung in dem Hand­werk ab­ge­schlos­sen. 
    • Sie sind min­des­tens 4 Jah­re un­un­ter­bro­chen als Selb­stän­di­ger oder Selbst­stän­di­ge oder als Be­triebs­ver­ant­wort­li­cher oder Be­triebs­ver­ant­wort­li­che tä­tig ge­we­sen. Sie ha­ben vor­her ei­ne min­des­tens zwei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung in dem Hand­werk ab­ge­schlos­sen. 
    • Sie sind min­des­tens 3 Jah­re un­un­ter­bro­chen als Selb­stän­di­ger oder Selb­stän­di­ge und min­des­tens 5 Jah­re als Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin tä­tig ge­we­sen. Sie ha­ben die Tä­tig­keit nicht län­ger als 10 Jah­re vor der An­trags­stel­lung be­en­det.
    • Sie sind min­des­tens 5 Jah­re un­un­ter­bro­chen in ei­ner lei­ten­den Stel­lung ei­nes Un­ter­neh­mens tä­tig ge­we­sen. Von die­sen 5 Jah­ren war Ih­re Tä­tig­keit min­des­tens 3 Jah­re lang durch tech­ni­sche Auf­ga­ben und der Ver­ant­wor­tung für min­des­tens ei­ne Ab­tei­lung des Un­ter­neh­mens ge­kenn­zeich­net. Sie ha­ben au­ßer­dem ei­ne min­des­tens drei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung in dem Hand­werk ab­ge­schlos­sen. 
  • An­er­ken­nung for­ma­ler Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen: 
    ​​​​​​​Ei­ne An­er­ken­nung for­ma­ler Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen, die durch Aus­bil­dungs- oder Be­fä­hi­gungs­nach­wei­se do­ku­men­tiert sind, kommt für al­le zu­las­sungs­pflich­ti­gen Hand­werks­be­ru­fe in Be­tracht. Vor­aus­set­zung ist der Er­werb ei­ner ent­spre­chen­den Qua­li­fi­ka­ti­on in ei­nem EU/EWR-Mit­glied­staat oder der Schweiz. Im De­tail dif­fe­ren­zie­ren die An­er­ken­nungs­re­ge­lun­gen da­nach, ob der Be­ruf oder zu­min­dest die Aus­bil­dung im Her­kunfts­staat eben­falls re­gle­men­tiert ist oder nicht. So­fern die Aus­bil­dungs­in­hal­te von de­nen der in­län­di­schen Re­fe­renz­qua­li­fi­ka­ti­on (Meis­ter­brief) ab­wei­chen oder der Be­ruf im Her­kunfts­staat we­sent­li­che Tä­tig­kei­ten nicht um­fasst, die im In­land Ge­gen­stand des Be­rufs sind, kommt nach Wahl des An­trag­stel­lers oder der An­trag­stel­le­rin die Teil­nah­me an ei­nem An­pas­sungs­lehr­gang oder das Ab­le­gen ei­ner Eig­nungs­prü­fung in Be­tracht.

Die kon­kre­te Ge­bühr er­gibt sich aus dem Ge­büh­ren­ver­zeich­nis der Hand­werks­kam­mer, das über die In­ter­net­sei­te der Kam­mer ab­ruf­bar ist.

Für das Aus­nah­me­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren be­stehen ge­setz­li­che Fris­ten. So muss die zu­stän­di­ge Be­hör­de An­trag­stel­lern oder An­trag­stel­le­rin­nen bin­nen ei­nes Mo­nats den Emp­fang der Un­ter­la­gen be­stä­ti­gen und da­bei mit­tei­len, ob Un­ter­la­gen feh­len. Spä­tes­tens drei Mo­na­te nach Ein­rei­chung der voll­stän­di­gen Un­ter­la­gen muss ei­ne Ent­schei­dung über den An­trag er­fol­gen. Die­se Frist kann um ei­nen Mo­nat ver­län­gert wer­den, wenn dies im Ein­zel­fall, ins­be­son­de­re auf­grund des Um­fangs oder der tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Schwie­rig­kei­ten des Fal­les, ge­recht­fer­tigt ist. Ge­ge­be­nen­falls ist im An­schluss die Teil­nah­me an ei­nem An­pas­sungs­lehr­gang oder das Ab­le­gen ei­ner Eig­nungs­prü­fung er­for­der­lich.

Ein zu­las­sungs­pflich­ti­ges Hand­werk kön­nen Sie erst aus­üben, wenn Sie in die Hand­werks­rol­le ein­ge­tra­gen sind. Ei­ne Aus­nah­me­be­wil­li­gung muss da­her ent­spre­chend früh­zei­tig ge­stellt wer­den. 

Wur­de die Be­rufs­qua­li­fi­ka­ti­on au­ßer­halb der EU, des Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raums oder der Schweiz er­wor­ben, aber be­reits in ei­nem die­ser Län­der an­er­kannt und da­nach der Be­ruf min­des­tens drei Jah­re in Voll­zeit­tä­tig­keit aus­ge­übt, kön­nen Sie eben­falls ei­ne Aus­nah­me­be­wil­li­gung zur Ein­tra­gung in die Hand­werks­rol­le be­an­tra­gen.