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Na­vi­ga­ti­on

In­for­ma­ti­ons­pflich­ten für Er­brin­ger von Dienst­leis­tun­gen

Je­der Dienst­leis­ter,

  • des­sen Dienst­leis­tun­gen von der Dienst­leis­tungs­richt­li­nie er­fasst sind und
  • der sei­ne Dienst­leis­tun­gen im In­land er­brin­gen möch­te,

muss vor Ab­schluss ei­nes schrift­li­chen Ver­tra­ges oder, so­fern kein schrif­ti­cher Ver­trag ge­schlos­sen wird, vor Er­brin­gung der Dienst­leis­tung, be­stimm­te In­for­ma­tio­nen in kla­rer und ver­ständ­li­cher Form zur Ver­fü­gung stel­len. Die In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nach der Dienst­leis­tungs-In­for­ma­ti­ons­pflich­ten­ver­ord­nung (DL-In­foV) ge­hen teil­wei­se wei­ter als die schon be­stehen­den In­for­ma­ti­ons­pflich­ten, z. B. nach der BGB-In­for­ma­ti­ons­pflich­ten­ver­ord­nung und der Preis­an­ga­ben­ver­ord­nung.

Die DL-In­foV un­ter­schei­det pri­mär zwi­schen In­for­ma­tio­nen, die der Dienst­leis­tungs­er­brin­ger stets von sich aus (§ 2) oder nur auf An­fra­ge (§ 3) zu er­brin­gen hat. Die Pa­ra­gra­phen kön­nen wie ei­ne Check­lis­te ge­le­sen wer­den.

Die In­for­ma­tio­nen, die stets zur Ver­fü­gung zu stel­len sind (§ 2), kön­nen nach Wahl des Dienst­leis­tungs­er­brin­gers, auf ver­schie­de­nen We­gen an­ge­bo­ten wer­den. Er kann die In­for­ma­tio­nen:

  1. dem Dienst­leis­tungs­emp­fän­ger von sich aus mit­tei­len,
  2. am Ort der Leis­tungs­er­brin­gung oder des Ver­trags­schlus­ses so vor­hal­ten, dass sie dem Dienst­leis­tungs­emp­fän­ger leicht zu­gäng­lich sind,
  3. dem Dienst­leis­tungs­emp­fän­ger über ei­ne von ihm an­ge­ge­be­ne Adres­se elek­tro­nisch leicht zu­gäng­lich ma­chen oder
  4. in al­le von ihm dem Dienst­leis­tungs­emp­fän­ger zur Ver­fü­gung ge­stell­ten aus­führ­li­chen In­for­ma­ti­ons­un­ter­la­gen über die an­ge­bo­te­ne Dienst­leis­tung auf­neh­men.

Bei den Pflicht­an­ga­ben, die nach § 2 stets zur Ver­fü­gung zu stel­len sind, han­delt es sich um die fol­gen­den An­ga­ben:

  • Fa­mi­li­en­na­me, Vor­na­me, bei rechts­fä­hi­gen Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten und ju­ris­ti­schen Per­so­nen die Fir­ma un­ter An­ga­be der Rechts­form
  • die An­schrift der Nie­der­las­sung oder, so­fern kei­ne Nie­der­las­sung be­steht, ei­ne la­dungs­fä­hi­ge An­schrift so­wie wei­te­re An­ga­ben, die es dem Dienst­leis­tungs­emp­fän­ger er­mög­licht, schnell und un­mit­tel­bar mit dem Dienst­leis­ter in Kon­takt zu tre­ten, d. h. Post­leit­zahl, Ort, Stra­ße, Haus­num­mer bzw. An­schrift der Nie­der­las­sung. Bei meh­re­ren Nie­der­las­sun­gen ist im Zwei­fel die Haupt­nie­der­las­sung an­zu­ge­ben. Nicht aus­rei­chend ist ei­ne Post­fach­an­ga­be. Des Wei­te­ren sind In­for­ma­tio­nen zur schnel­len Kon­takt­auf­nah­me er­for­der­lich (d. h. Te­le­fon­num­mer und E-Mail Adres­se oder Fax­num­mer).
  • so­fern ei­ne Re­gis­ter­ein­tra­gung (ins­be­son­de­re Han­dels- oder Ver­eins­re­gis­ter) vor­liegt, sind An­ga­ben zum Re­gis­ter und Re­gis­ter­num­mer zu ma­chen. Dies gilt auch für aus­län­di­sche ju­ris­ti­sche Per­so­nen (z. B. Ltd.) mit Nie­der­las­sung in Deutsch­land.
  • bei er­laub­nis­pflich­ti­ger Tä­tig­keit Na­me und An­schrift der zu­stän­di­gen Be­hör­de oder ein­heit­li­chen Stel­le, z. B. Ge­wer­be­amt Mus­ter­stadt, In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer.
  • die Um­satz­steu­er-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer nach § 27a des Um­satz­steu­er­ge­set­zes.
  • bei Aus­übung ei­nes re­gle­men­tier­ten Be­rufs die ge­setz­li­che Be­rufs­be­zeich­nung und ggf. der Na­me der Kam­mer, des Be­rufs­ver­ban­des oder ähn­li­chen Ein­rich­tung, der der Dienst­leis­ter an­ge­hört.
  • An­ga­ben zur Be­rufs­haft­pflicht, Na­me und An­schrift des Ver­si­che­rers und räum­li­cher Gel­tungs­be­reich der Ver­si­che­rung.
  • be­stehen­de Ga­ran­ti­en, die über die ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rech­te hin­aus­ge­hen.
  • die we­sent­li­chen Merk­ma­le der Dienst­leis­tung, so­weit sich die­se nicht be­reits aus dem Zu­sam­men­hang er­ge­ben.
  • so­fern vor­han­den die All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen (AGB).
  • ge­ge­be­nen­falls ver­wen­de­te Ver­trags­klau­seln über das auf den Ver­trag an­wend­ba­re Recht oder über den Ge­richts­stand.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen müs­sen vom Dienst­leis­ter nur auf An­fra­ge oder im Rah­men aus­führ­li­cher In­for­ma­ti­ons­un­ter­la­gen (z. B. Bro­schü­ren, Ka­ta­lo­ge) zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den (§ 3), hier­zu zäh­len ins­be­son­de­re:

  • Bei re­gle­men­tier­ten Be­ru­fen im Sin­ne der EG-Dienst­leis­tungs­richt­li­nie: Ver­weis auf die ein­schlä­gi­gen be­rufs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen und de­ren Fund­stel­le.
  • An­ga­ben zu den vom Dienst­leis­ter aus­ge­üb­ten multi­dis­zi­pli­nä­ren Tä­tig­kei­ten und den mit an­de­ren Per­so­nen be­stehen­den be­ruf­li­chen Ge­mein­schaf­ten, die in di­rek­ter Ver­bin­dung zu der Dienst­leis­tung ste­hen und, so­weit er­for­der­lich, zu den Maß­nah­men, die der Dienst­leis­ter er­grif­fen hat, um In­ter­es­sen­kon­flik­te zu ver­mei­den.
  • An­ga­ben über je­den Ver­hal­tens­ko­dex, dem sich der Dienst­leis­ter un­ter­wor­fen hat (in­klu­si­ve der Adres­se, un­ter der die­se elek­tro­nisch ab­ge­ru­fen wer­den kön­nen und die Spra­chen, in de­nen die­se vor­lie­gen).
  • In­for­ma­tio­nen über au­ßer­ge­richt­li­che Streit­schlich­tungs­ver­fah­ren, de­nen sich der Dienst­leis­ter un­ter­wor­fen hat so­wie wei­te­re An­ga­ben hier­zu, ins­be­son­de­re zum Zu­gang zum Ver­fah­ren und zu nä­he­ren In­for­ma­tio­nen über sei­ne Vor­aus­set­zun­gen.

So­fern Dienst­leis­tun­gen für an­de­re Un­ter­neh­men, Ge­schäfts­leu­te oder In­sti­tu­tio­nen er­bracht wer­den, sind ge­mäß § 4 Ab­satz 1 DL-In­foV fol­gen­de An­ga­ben er­for­der­lich:

  • der Preis für die Dienst­leis­tung (so­fern er be­reits fest­steht) oder
  • ein Kos­ten­vor­anschlag oder die Ein­zel­hei­ten der Be­rech­nung, mit de­ren Hil­fe der Leis­tungs­emp­fän­ger den Preis leicht selbst er­mit­teln kann.

Die Er­fül­lung der Vor­ga­ben der Ver­ord­nung ob­liegt dem Dienst­leis­ter. Er trägt sei­ne Kos­ten.

Die in Art. 2 Abs. 2 Dienst­leis­tungs­richt­li­nie ge­nann­ten Dienst­leis­tun­gen (ins­be­son­de­re Ver­kehrs­dienst­leis­tun­gen, Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen, Ge­sund­heits­dienst­leis­tun­gen, Dienst­leis­tun­gen von Leih­ar­beits­agen­tu­ren, Glücks­spie­le, pri­va­te Si­cher­heits­heits­diens­te, au­dio­vi­su­el­le Diens­te und Rund­funk) sind von den In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nicht be­trof­fen, weil die­se Aus­nah­men von der Dienst­leis­tungs­richt­li­nie ent­hal­ten.

Die Dienst­leis­tungs­in­for­ma­ti­ons­pflich­ten gel­ten auch, wenn in­län­di­sche Be­trie­be grenz­über­schrei­tend in der EU oder im eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raum Dienst­leis­tun­gen er­brin­gen.

Ver­stö­ße ge­gen die DL-In­foV stel­len Ord­nungs­wid­rig­kei­ten dar, die mit Bu­ß­gel­dern von bis zu 1.000,00 Eu­ro ge­ahn­det wer­den kön­nen.

Ei­ne feh­ler­haf­te oder un­ter­las­se­ne In­for­ma­ti­on kann zu­dem ei­ne Un­ter­las­sungs­kla­ge mit vor­he­ri­ger Ab­mah­nung nach den Vor­schrif­ten des Ge­set­zes über den un­lau­te­ren Wett­be­werb (UWG) aus­lö­sen.

Die­ser Text wur­de vom Mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft, Ar­beit und Tou­ris­mus Meck­len­burg-Vor­pom­mern frei­ge­ge­ben am 04.04.2011 und am 05.09.2011 ak­tua­li­siert.

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